Der Pfleiderer-Konzern (ISIN DE 996764749) hat im zweiten Quartal 2011 von den umgesetzten operativen Restrukturierungsmaßnahmen profitiert und in Europa sowohl Umsatz als auch operativen Gewinn deutlich gesteigert.
In dem heute veröffentlichten Bericht über das erste Halbjahr 2011 wird erstmalig das zum Verkauf gestellte Nordamerikageschäft den IFRS-Bestimmungen entsprechend als nicht fortgeführte Aktivität separat ausgewiesen; die entsprechenden Vergleichswerte des Vorjahres sind angepasst und damit vergleichbar.
Zudem ist zu berücksichtigen, dass das Zahlenwerk des Halbjahresberichts die Effekte aus der finanziellen Restrukturierung des Pfleiderer-Konzerns, die einen massiven Schuldenschnitt und umfangreiche Kapitalmaßnahmen vorsieht, noch nicht abbildet, da die Maßnahmen noch nicht vollzogen worden sind.
Der Konzernumsatz der fortgeführten Aktivitäten betrug im zweiten Quartal 293,0 Mio. Euro und lag damit um 6,0 % über dem Vorjahreswert von 276,5 Mio. Euro. Im ersten Halbjahr 2011 betrug der Umsatz 595,3 Mio. Euro, ein Anstieg von 9,4 % im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum (543,9 Mio. Euro). Wachstumsträger war vor allem das wieder deutlich an-ziehende Osteuropageschäft.
Das bereinigte Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschrei-bungen (EBITDA), in dem die außerordentlichen operativen Restrukturierungskosten eliminiert wurden, stieg im zweiten Quartal um 44,0 % von 20,0 Mio. Euro auf 28,8 Mio. Euro. Das EBITDA inklusive operativer Restruktu-rierungskosten konnte im zweiten Quartal um 5,5 % von 19,8 Mio. Euro auf 20,9 Mio. Euro gesteigert werden.
Im Halbjahresvergleich erhöhte sich das bereinigte EBITDA um 38,3 % von 39,1 Mio. Euro auf 54,1 Mio. Euro. Inklusive Restrukturierungskosten wird ein um 14,8 % auf 44,2 Mio. Euro verbessertes EBITDA ausgewiesen (H1 2010: 38,5 Mio. Euro).
Das Periodenergebnis ist weiterhin negativ und beträgt im Halbjahr -74,9 Mio. Euro nach -18,9 Mio. Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Es ist wesentlich durch ein negatives Finanzergebnis in Höhe von -65,6 Mio. Euro geprägt, das die im Verlauf dieses Jahres vereinbarte, aber noch nicht umgesetzte Schuldenreduzierung von mehr als 700 Mio. Euro und die damit verbundene niedrigere Zinsbelastung noch nicht abbilden kann.
Unter der Annahme, dass die Maßnahmen zur finanziellen Restrukturierung bereits umgesetzt worden wären, würde der Konzern aus den fortgeführten Aktivitäten für das erste Halbjahr 2011 ein ausgeglichenes Vorsteuerergebnis ausweisen.
Die Region Westeuropa verzeichnete im zweiten Quartal 2011 trotz der planmäßig umgesetzten Schließungen von drei Werken in Deutschland einen Umsatzrückgang um lediglich 2,0 % von 202,1 Mio. Euro auf 198,1 Mio. Euro. Die EBIT-Marge wurde jedoch von 1,7 % auf 3,3 % des Umsat-zes fast verdoppelt. Als Folge der Werksschließungen in Ebersdorf, Gschwend und Nidda konnte der Kapazitätsüberhang in Deutschland wei-testgehend beseitigt werden; dies bildete die Grundlage für die im Vergleich zum Vorjahr deutliche Anhebung der Preise. Ohne Berücksichtigung von Einmaleffekten lag die EBIT-Marge sogar bei 6,4 %.
Im Produktvergleich beobachtete Pfleiderer einen Nachfragerückgang bei unbeschichteten Produkten mit Ausnahme der Baumärkte. Bei beschichteten Produkten wiederum konnte der Absatz insbesondere mit der Möbelin-dustrie gesteigert werden. Die erfolgreiche Umsetzung einer neuen Ver-triebsstrategie mit Schwerpunkt auf der Ausweitung des Produktangebots in das mittlere Preissegment lieferte in Europa bei den Laminatfußböden Mengenzuwächse von rund 4 %.
In der Region Osteuropa wuchs der Umsatz im zweiten Quartal um 28,6 % auf 99,8 Mio. Euro nach 77,6 Mio. Euro im gleichen Vorjahresquartal. Auch die EBIT-Marge wurde weiter von 4,4 % auf 5,5 % gesteigert. Dabei konnten die Erhöhungen der Rohstoffkosten durch Volumenzuwächse und Preisanhebungen überkompensiert werden, obwohl sie teilweise erheblich waren. So stiegen beispielsweise die Holzpreise um nahezu ein Drittel.
Osteuropa hat damit als Wachstumsregion im zweiten Quartal einen Umsatzanteil von 33,5 % der fortgeführten Konzernaktivitäten erreicht und seine Bedeutung für Pfleiderer weiter erhöht.
Das zum Verkauf vorgesehene und unter nicht fortzuführende Aktivitäten ausgewiesene Nordamerikageschäft verzeichnete im zweiten Quartal einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahresquartal von 13,4 % von 104,9 Mio. Euro auf 90,8 Mio. Euro. Für den Rückgang waren im Wesentlichen Wechselkurseffekte verantwortlich, die den Umsatz mit 22,8 Mio. Euro belasteten. Insgesamt lag die Nachfrage im nordamerikanischen Markt zwar über dem Niveau von 2009, hat sich jedoch gegenüber 2010 erneut abge-schwächt, nachdem die Subventionen im Immobilienbereich wieder ausgelaufen waren. Ferner wurde das Wettbewerbsumfeld durch Billigimporte im Bereich Laminatfußböden aus Asien verschärft, wobei sich Pfleiderer be-wusst aus diesem Niedrigpreissegment zurückzieht. Das EBIT sank im zweiten Quartal von -0,2 Mio. Euro auf -1,6 Mio. Euro.
Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Konzern (inklusive Nord-amerika) sank im Vergleich zum 30. Juni 2010 von 5.579 auf 5.177, ein Rückgang um 402 Personen oder 7,2 %. In Westeuropa nahm die Beleg-schaft im Zuge der Werksschließungen um 9,2 % auf 2.393 ab, in Osteuropa legte sie leicht um 0,6 % auf 1.587 zu. In Nordamerika nahm die Zahl der Beschäftigten um 13,0 % auf 1.094 ab. Gegenüber dem Jahresend-stand 2010 (5.373) sank die Konzernbelegschaft um 196 Beschäftigte.
Die weitere Entwicklung des Pfleiderer-Konzerns hängt entscheidend von der Umsetzung des beschlossenen operativen und finanziellen Restrukturierungskonzepts ab. Die Zustimmungen der Gläubigerversammlung im Juni sowie der außerordentlichen Hauptversammlung im Juli zu weitreichenden Kapitalmaßnahmen waren dabei wichtige Meilensteine.
Mehrere Aktionäre und Gläubiger haben gegen die Beschlüsse Klage ein-gereicht. Das Landgericht Frankfurt/Main hat in erster Instanz den Freiga-beantrag der Pfleiderer AG hinsichtlich der Beschlüsse der Gläubigerversammlung abgelehnt. Dagegen wird die Gesellschaft Beschwerde einlegen. Der Vorstand ist nach eingehender juristischer Prüfung der Klagen unverändert zuversichtlich, die entsprechenden gerichtlichen Freigaben zu erhal-ten. Die Planung von Pfleiderer hat von vornherein eine mögliche Ausei-nandersetzung über mehrere Instanzen vorgesehen, so dass sich die Restrukturierung weiterhin im Zeitplan befindet.
Operativ geht der Vorstand - auf Basis des bisherigen Geschäftsverlaufs im zweiten Halbjahr 2011 – von der Fortsetzung des verzeichneten Aufwärts-trends der ersten sechs Monate aus. Der Konzernumsatz der fortgeführten Aktivitäten dürfte im Gesamtjahr 2011 aufgrund der Markterholung und trotz der vollzogenen Werksschließungen im mittleren bis höheren einstelligen Prozentbereich wachsen. Dabei wird die Region Osteuropa voraussichtlich zweistellige Wachstumsraten aufweisen, während Westeuropa aufgrund der Kapazitätsanpassungen in etwa stagnieren sollte.
Das auszuweisende Periodenergebnis für das Gesamtjahr 2011 wird davon abhängen, ob und in welchem Umfang die finanzielle Restrukturierung bereits bilanziell wirksam werden wird.
Unter der Annahme, dass die finanzielle Restrukturierung bereits vollständig umgesetzt wird, wird für die fortgeführten Aktivitäten bereits für dieses Jahr mit einem positiven Konzernergebnis gerechnet.
Im Jahr 2012 rechnet Pfleiderer für die fortgeführten Aktivitäten mit einem weiteren Umsatzwachstum, sofern sich die derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, beispielsweise aufgrund der sich verschärfenden Staatsschuldenkrise, nicht substanziell verschlechtern.
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