Viele Kleinbetriebe kennen die eigenen Zahlen nicht



Die neuesten Konjunkturdaten haben es wieder gezeigt: Kleinbetriebe schneiden signifikant schlechter ab als ihre größere Konkurrenz. Gegen diesen Trend will der Fachverband des Tischlerhandwerks NRW ankämpfen und hat deshalb im Frühjahr das Aktionsprogramm „Professionalisierung von Kleinbetrieben“ gestartet. Eine richtige Entscheidung, wie die gute Resonanz zeigt.
Als Einstieg in das Aktionsprogramm hat der Verband mehrfach einen Unternehmens-Check veranstaltet, an dem bereits 50 Betriebe aus sieben verschiedenen Innungen teilgenommen haben. „Wir haben diese Workshops extra dezentral in den Innungen veranstaltet, um die Anfahrtswege für die Kleinbetriebsinhaber kurz zu halten“, erklärt Dieter Roxlau. Während der drei- bis vierstündigen Workshops füllen die Betriebsinhaber einen 280 Punkte umfassenden Fragenkatalog aus, mit dem sie die verschiedenen Bereiche ihres Betriebes genau unter die Lupe nehmen. So können sie sich ein Bild von den eigenen Stärken und Schwächen machen.

„Es hat sich gezeigt, dass die größte Schwachstelle bei den Betrieben der Bereich Kapital und Finanzen ist“, so Dieter Roxlau. „Viele Betriebe kennen ihre eigenen Zahlen nicht.“ Eine Nachkalkulation von Aufträgen finde häufig nicht statt. Im Schnitt erzielte der Bereich Kapital und Finanzen eine Note von 3,25. Die Mitarbeiter wurden mit einer Note von 2,25 am besten bewertet. Mit durchschnittlichen Noten bewerteten die Betriebsinhaber ihre Technik (2,67), ihr Marketing (2,85) und ihre eigene Person (2,85). „Die wichtigste Schaltstelle in einem Kleinbetrieb“, macht Dieter Roxlau deutlich, „ist immer die Person des Unternehmers.“ Der Fachverband werde diesen Punkt bei der Planung seiner Weiterbildungsangebote entsprechend berücksichtigen.

Für die 50 Betriebe, die an einem der Unternehmens-Checks teilgenommen haben, geht die Unterstützung weiter. So auch für Thomas Rüters, Obermeister der Innung Dortmund-Lünen und selbst Inhaber eines Kleinbetriebs mit fünf Angestellten und zwei Auszubildenden. Verbesserungspotential sieht er in seinem Betrieb, der auf den Ladenbau und den privaten Innenausbau spezialisiert ist, vor allem bei den betrieblichen Abläufen und der Lagerorganisation. Das machte auch der Unternehmens-Check deutlich. „Die Fragestellungen im Check waren sehr gut und er wurde auch sehr verständlich moderiert“, sagt Thomas Rüters. „Der Workshop war für mich sehr hilfreich, auch weil es einen Erfahrungs- und Meinungsaustausch zwischen den Kollegen gab.“

Weiterführende Beratungen
Thomas Rüters erhielt wie die anderen Teilnehmer vom Verband im ersten Schritt eine ausführliche Analyse seiner Schwächen und Stärken. In einem Telefongespräch wurde dann vereinbart, an welchem Punkt zuerst gearbeitet werden soll. Entsprechend fahren nun die technischen oder betriebswirtschaftlichen Berater des Fachverbandes NRW für eine Beratung zu den Betrieben. „In solch einer Beratung können wir eine Fülle von hilfreichen Instrumenten vorstellen, die die Situation eines Kleinbetriebs deutlich verbessern“, sagt Dieter Roxlau. „Denn Kleinbetriebe können durchaus erfolgreich wirtschaften. Es gibt viele Beispiele, die das beweisen.“

Davon ist auch Thomas Rüters überzeugt. Doch als Obermeister der Innung Dortmund-Lünen kennt er auch die Probleme, die seine Kollegen mit kleineren Betrieben bedrücken. „Auf der einen Seite sind da die hohen Betriebs- und Personalkosten, auf der anderen Seite erzielen viele Betriebe zu niedrige Verkaufspreise. Wir stehen dort in einem sehr starken Wettbewerb.“ Hinzu käme in vielen Fällen eine zu niedrige Eigenkapitalquote und eine schlechte Liquidität.

Grund genug für den Fachverband Tischler NRW, das Aktionsprogramm für Kleinbetriebe fortzusetzen. Für das nächste Jahr sind bereits fünf Termin für den Unternehmens-Check vorgesehen.

Autor:
Holzi am 20. Nov. 2008 um 05:46 Uhr
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Comments

Die eher schlechten Ergebnisse für Kleinbetriebe haben eventuell auch damit zu tun, dass sich Kleinbetriebe eine teure Beratung, die bei dem komplizierten Steuersystem notwendig wäre, gar nicht leisten können und deshalb zu hohe Abgaben entrichten.

Heinz um 13:49 Uhr

Hi Heinz,
bei dem Bericht oben geht es nicht um die Steuern, sondern um die im Betrieb zu erfassenden Daten wie Vorkalkulation und wenn ein Auftrag abgeschlossen ist, auch eine Nachkalkulation zu machen, damit man weiß, ob man mit den Stunden und dem Preis überhaupt hin kommt. Aber genau da hapert es, weil viele gar nicht ihre wirklichen Betriebswirtschaftlichen Eckdaten kennen.

MfG

Michael finger
Holztechniker

Statistik->Die einzige Wissenschaft, bei der verschiedene Experten aus denselben Zahlen unterschiedliche Schlüsse ziehen können.
– Evan Esar (1899-1995), amerikanischer Humori

Holzi um 09:06 Uhr

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