Als Bau- und Werkstoff hat das Holz
vorzügliche Eigenschaften. Aber als natürlich gewachsener Stoff, der während seiner mehrere Jahrzehnte dauernden Entstehung vielen Zufälligkeiten ausgesetzt ist, besitzt es nicht die Homogenität und Fehlerfreiheit künstlich erzeugter Materialien und kann nicht, wie diese, in beliebiger Menge und bester Qualität geliefert werden. Fehlerfreies, d.h. gesundes, geradefaseriges Holz mit gleichmäßigem Jahrringbau, ohne Fehlerstellen, zu denen namentlich auch die an allen Bäumen vorhandenen Astansätze und eingewachsenen Äste zu zählen sind, wächst in unsern Wäldern nur in verhältnismäßig geringer Menge. Kein Holzstück von größeren Abmessungen ist völlig fehlerfrei. Diese Fehler beeinträchtigen die Verwendbarkeit des Holzes und verteuern die Verarbeitung.
Die Maßnahmen, die der Forstmann treffen kann, um die Qualität der Bäume zu verbessern, wirken sich nur sehr langsam aus. Es ist nicht möglich, zukünftig in unsern Wäldern nur noch schönes, gerades und astfreies Holz zu erzeugen, oder nur noch erstklassiges Holz zu ernten und das schlechte stehen zu lassen; vielmehr ist damit zu rechnen, dass auch zukünftig ein großer Teil des auf dem Markt gelangenden Holzes mit Fehlern behaftet sein wird. Die Leute vom Baufach kennen dieses Übelstand und wissen, was hinsichtlich der Beschaffenheit des Holzes erwartet werden darf. Aber sie finden nicht immer das nötige Verständnis dafür bei den Auftraggebern, die oft unnötige und unerfüllbare Qualitätsforderungen stellen.
Als Fehler bezeichnet wir alle Abweichungen von der normalen Beschaffenheit, durch die der Gebrauchswert des Holzes beeinträchtigt wird. Da nicht in allen Zweigen des Holzgewerbes die gleichen Anforderungen gestellt werden, kann eine bestimmte Eigenschaft bald als Vorzug, bald als Fehler erscheinen. So ist z.B. hohe Spaltbarkeit bald erwünscht, bald nicht erwünscht, ebenso hohes Raumgewicht, eine bestimmte Farbe usw.