Farbe und Ganz

Die Farbe des Holzes frisch gefällter Bäume ist selten gleichmäßig, und sie verändert sich nach kurzer Zeit an der Luft. Allgemein bekannt ist die starke Verfärbung der Erlenholzschnittflächen, die bald nach der Fällung durch Oxydationsvorgänge von Weiß in ein leuchtendes Orange übergeben. Fernambukholz geht von Gelbrot in Dunkelrotbraun über. Die meisten Hölzer dunkeln an der Luft nach. Der Sonne ausgesetzte Holzhäuser werden in den Bergen dunkelbraun bis schwarz, da wo der Regen nicht hinkommt; auf der Wetterseite und über den Stalltüren nimmt das ursprünglich hellgelbe Holz dagegen eine mausgraue Farbe an.

Der Splint der meisten Holzarten ist hell, gelblich bis bräunlich oder rötlich, der Kern ist gleich gefärbt wie der Splint oder grau, gelb, braun, rot, violett bis schwarz. Dunkle Hölzer weisen oft hellere Streifen auf. Die meisten Holzarten der gemäßigten Zonen sind nicht kräftig gefärbt. Ausnahmen bilden Lärchen, Kiefer, Eibe und Kirsche mit rotbraunem, Eiche und Ulme mit gelbbraunem Kernholz . Nach den Tropen hin treten häufiger intensive dunkle Farben auf. Im allgemeinen sind die dunkelsten Hölzer auch die schwersten.

Aus manchen Hölzern werden seit alter Zeit Farbstoffe gewonnen, so aus dem brasilianischen Rotholz oder Fernambuk-Holz (Coesalpina echinata), dem westindischen Blauholz oder Campéche-Holz (Hacmatoxylon campechianum), dem ostindischen roten Sandholz (Puerocarpus santalinus), der nordamerikanischen Eiche (Quercus tinctoria) oder der indischen Acacia catecha. Früher wurden auch aus Pflanzen der gemäßigten Zonen Farbstoffe extrahiert, z.B. aus Weiden und Berberitzen, doch haben diese Farbpflanzen mit der Entwicklung der Teerfarbenindustrie ihre einstige Bedeutung fast ganz verloren.

Die natürliche Farbe der Hölzer ist keine sehr wichtige Eigenschaft. Sie spielt eine Rolle im Kunsthandwerk, besonders in der Intarsienkunst, der Schnitzerei und Drechslerei, sowie in der Möbelschreinerei. Aber alle gewünschen Farbtöne lassen sich durch Beizen oder Bemalen auf künstliche Weise erzeugen. Dunkle Hölzer und solche mit unreinen Farbtönen lassen sich durch Dämpfen, Kochen, Räuchern oder durch Behandlung mit sauerstoffreichen Chemikalien bleichen. Hell gefärbte Hölzer werden meist vorgezogen, weil sie hell belassen oder beliebig getönt werden können.

Selten ist der Farbton gleichmäßig. Flecken oder Streifen sind gewöhnlich vorhanden und können dem Holz einen besondern Wert verleihen. Manche Hölzer sind zweifarbig gestreift, wie das Zebranholz (hell- und dunkelbraunen Streifen), oder manche Nadelhölzer, deren rotbraune Spätholzzone scharf von den hellen Frühholzzone abstechen.

Ein mit Holz getäfelter Raum erzielt daher meist eine sehr gemütliche Atmosphäre. Das Holz der Wände sollte stets auf die Möbel und Dekorationen abgestimmt sein. So können die natürlichen Maserungen den Stil der Einrichtung unterstützen. Mit Wandleuchten kann die farbliche Gestaltung der Wände zusätzlich unterstützt werden. Neben der farblichen Maserung ist jedes Holz auch stets ein wenig strukturiert. Eine Beleuchtung, die parallel zu den Wänden strahlt, kann durch Licht und Schatten das Farbspiel der Holzarten herausheben.

Die Farbtöne schwanken selbst bei ein und derselben Holzart in weiten Grenzen, doch können für die wichtigsten einheimischen und fremden Hölzer etwa folgende Farben als charakteristisch gelten:

Kern und Splint fast gleich hellgelb bis helbraun-hellgrau:
Fichte , Weißtanne, Ahorn , Birke, Hagebuche, Linde, Pappel, Esche , Buche, Roßkastanie, Scharzerle
hellgelb bis gelb:
Berberitze, Buchsbaum, Zitronenholz , Holunder, Sandelholz , Limba, Avodiré, Stechpalme, Abachi
gelbbraun:
Eiche, Bergulme, Sorbus-Arten, Edelkastanie, Esche, Chamaecyparis, Hickory
hellrotbraun
Kiefer, Arve, Lärche, Eibe, Douglasie, Cedrela, Kirschholz, Pflaumenbaum, Glieditschie
dunkelrotbraun:
Zwetschgenbaum, Maulbeerbaum, Mahagoni, Padouk
graubraun:
Nußbaum, Thuja, Bubinga, Zürgelbaum, Lorbeerbaum
grünlich:
Tulpenbaum, Cocus-Holz, Robinie
braunviolett:
Amerikanischer Nußbaum, Jarrah
lederbraun:
Teakholz , Iroko, Bongossi
rosa:
Rosenhölzer, gedämpfte Buche, Okoumé, Juniperus virginiana
rot:
Blutholz, Zuckerahorn, rotes Quebracho-Holz, Cocobolo-Holz, Sequoia
blaurot:
Amaranth, Campéche-Holz
violett:
Königsholz
schwarzbraun:
Palisander, Makassar-Ebenholz , Pockholz
scharz:
Ceylon -Ebenholz

Die Farbtöne der Hölzer können von Baum zu Baum und am gleichen Baum von Probe zu Probe schwanken. Früh- und Spätholz haben meist nicht die gleiche Farbe, und die Äste erscheinen auf den Schnittflächen meist dunkle Flecken.

Die Literatur und Quellen aus den die Texte entstanden sind, findet man unter Literaturnachweis



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