Entwicklung der Gattersäge

Der technische Fortschritt im Gattermaschinenbau verbreitete sich schnell über viele Länder. Zu Beginn der zweiten Hälfte des 19 Jahrhunderts wurden Gattersägemaschinen in nahezu allen industriell fortgeschrittenen Staaten auf etwa dem gleichen technischen Niveau hergestellt - wenngleich auch in voneinander abweichenden, die gestalterische Auffassung der einzelnen Herstellerländer charakterisierenden äußeren Formen. Noch heute beeindrucken die Vielgestaltigkeit der Konstruktionen und die Anzahl der Gatterarten. Immerhin war doch der Dampfgatterbau kaum älter als 50 Jahre. Gattersägemaschinen folgender Bauarten wurden damals nebeneinander produziert:

  • Vertikalgatter und Horizontalgatter
  • Gatter mit einem oder mit zwei Rahmen (Doppelrahmgatter)
  • Einetagengatter und Zweietagengatter
  • Einstelzengatter und Zweistelzengatter
  • Gatter zum gleichzeitigen Einschnitt mehrerer Blöcke
  • stationäre und mobile Gatter
  • Halb- und Vollgatter
  • Gatter mit Unter-, Seiten- oder Oberantrieb
  • Gatter mit Direktantrieb
  • Gatter mit vier, sechs, oder acht Vorschubwalzen (Kurzholzgatter)

Von Prototypen und Bestlösungen

Es lassen sich freilich noch weitere Ursachen finden, auf die die erstaunliche Vielgestaltigkeit der Sägegatter in dieser Zeit zurückzuführen ist. Zu den einzelnen Grundbauarten hatten sich Prototypen als damalige Bestlösung zwar herausgebildet, ihre Funktionreife in der Praxis aber war noch nicht unter Beweis gestellt. So wurden Maschinen mit bewährter Konstruktion, selbst wenn sie nicht mehr Stand der Technik entsprachen, weiterhin gebaut und eingesetzt. Außerdem war die große Zeit der Experimentierens zum Erkennen und zur Bewältigung der neuen technischen Möglichkeiten noch nicht vorüber. Und nicht zuletzt verlangte der Konkurenzkampf, das die Möglichkeiten, die die neue Technik in sich barg, bis an ihre Grenzen getestet und ausgeschöpft wurde.

So entstanden neben zukunftsträchtigen Bauteilen, Mechanismen und Maschinen hin und wieder technische Lösungen, die zwar den Erfindergeist der Konstrukteure in interessanter Weise veranschaulicht, die aber über die Zeit hinweg nicht bestehen konnten. Dazu gehört gewiß das Dampfsägegatter mit direkter Wirkung, das unmittelbar, ohne Zwischenschalten des Vorgeleges, mit der Kolbenstange des Dampfzylinders verbunden war. Diese Antriebsvariante erschien zunächst recht zweckmäßig, ist doch die zweimalige Umformmung der Bewegung (Hubbewegung der Dampfmaschine - Drehbewegung des Vorlegers und der Gatterhauptwelle - Hubbewegung des Sägerahmens) hier nicht erforderlich. Trotz ständiger Verbesserung, wie sie auch an den Maschinen zu erkennen waren, verbreiteten sich derartige Gatter aber sehr wenig. Unzureichende Stabilität sowie der relativ langsame Bewegungsablauf des Dampfkolbens mochten dafür die Ursache gewesen sein.

Umdenken im Gattersägenbau

Pragmatisches Denken und ökonomischer Zwang führten ausgangs des 19 Jahrhunderts nach und nach zur Beschrängung des Gattersortiments auf eine vertretbares Maß und die günstigsten Lösungen, ohne das dabei alle spezifischen Besonderheiten im Gatterbau der einzelnen Ländern beseitigt worden wären.
Die Gattersägemaschinen hatten im Verlauf ihrer siebenhundert jährigen Geschichte bis zum Ende der industriellen Revolution schlißlich einen technischen Stand erreicht, der im Prinzip als ein gewisser Abschluß ihrer Entwicklung aufgefast werden kann. Alle wesentlichen Wirkprinzipen waren erkannt und die zu ihrer Umsetzung erforderlichen Mechanismen und Bauteile erfunden sowie mit Perfektion in die Maschine intrigiert worden

Die Literatur und Quellen aus den die Texte entstanden sind, findet man unter Literaturnachweis



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