Fachzeichnen

Nach Privilegien der Keiserin Maria Theresia von Jahre 1773 war der angehende Meister verpflichtet, den Nachweis zu erbringen, daß er mit Erfolg an der K.K. Akademie Zeichenunterricht genossen hatte, um zur Meisterprüfung zugelassen zu werden. Die Entwürfe und die Vorbilder für die Inneneinrichtungen wurden schon in frühester Zeit vom "Meister" selbst geschaffen, es sei nur an die bedeutendsten, so an die Tischlermeister Thomas Chippendale, Thomas Sheraton und A. Hepplewithe erinnert, die nicht nur die Entwürfe für ihre Möbel und Innenräume herstellten, sondern darüber hinaus umfangreiche Vorlagenwerke für ihre Zunftgenossen schufen, wodurch ihr Einfluß so groß wurde, daß die ganze Stilentwicklung durch sie ihr Gepräge erhielt und nach ihren Namen benannt wurde.

Die bedeutendsten Werke des Tischlermeisters D. Röntgen wurden von diesem größten Meister unseres Handwerks selbst entworfen und gezeichnet. Die künstlerische Beeinflussung des Handwerks ging vom Handwerker aus und nicht etwa vom Architekten.

Unmittelbar nach der französischen Revolution (1789) wurde der Ruf nach Beseitigung der Zunftschranken laut, um den Tüchtigen in seiner Entwicklung nicht zu hemmen. Allgemein erwartete man ein Aufblühen des Gewerkes durch die Beseitigung der vermeintlich den Fortschritt hemmenden Handwerkerordnungen. Die Erfahrung hat aber gezeigt, daß gerade das Gegenteil eintrat. Die Zeit der großen, selbständig schaffenden Ebenisten (Kunsttischler) war dadurch zu Ende. Schlecht geschulte, des Zeichnens und Entwurfs Unkundige erhielten den Titel "Meister". Wegen ihrer mangelhaften Ausbildung waren sie gezwungen, sich ihre Entwürfe und Zeichnungen von Architekten oder Kupferstechern anfertigen zu lassen. Damit war der erste Schritt zur Unselbständigkeit des Tischlerhandwerks getan, unter der es noch heute schwer leidet.

Die Beherrschung der Zeichenkunst macht den Tischler zum unabhängigen und selbständig schaffenden Meister, die Vernachlässigung derselben macht ihn abhängig und unfrei.

Die Literatur und Quellen aus den die Texte entstanden sind, findet man unter Literaturnachweis



Wurmi