(lat. Carbo ligni, frz. Charbon de bois, engl. Char coal). Dieser wichtige und viel benutzte Stoff besteht aus dem größten Teile des im Holze vorhandenen Kohlenstoffes nebst den Aschenbestandteilen des Holzes, und entsteht bei der unvollständigen Verbrennung des Holzes in Meilern oder Retorten. In letzteren ist die Ausbeute natürlich größer, da bei den Meilern ein Teil des Holzes für die Unterhaltung des Brandes geopfert werden muß, dafür bedürfen aber die Destillationsgefäße einer mehrstündigen äußeren Feuerung. Die Destillation ergibt höchstenfalls etwa 27 % Kohle vom Gewicht des lufttrockenen und 28 - 32 % des vorher stark ausgetrockneten Holzes, die Meilerverkohlung, wenn sie sorgfältig geführt wird, etwa 20 bis 23 %. Die Kohlenbrennerei, die viel Umsicht erfordert, erfolgt im allgemeinen derart, daß eine aus Scheiten aufgebaute Holzpyramide überall, bis auf eine Öffnung an der Spitze, mit einem Mantel von Rasen und Erde umgeben und von der Mitte heraus angezündet wird. Die nötige Luft findet ihren Eingang durch Löcher, die zu unterst ringsum in den Mantel gestoßen sind, der Brand beginnt von oben und pflanzt sich im Innern allmählich seit- und abwärts fort. Zur rechten Zeit wird die obere Öffnung zugeschlagen, und dafür von Zeit zu Zeit durch Einstoßen neuer Löcher auf halber Höhe Luft geschafft. Der Brand geht somit immer dem Luftstrome entgegen, die brennbaren Gase, die sich aus dem Holze entwickeln, dienen zugleich zu dessen Verkohlung, herausbrechende Flammen werden immer sogleich unterdrückt. Der fertig gebrannte Haufen wird nicht der freiwilligen Abkühlung überlassen, da die Kohlenmasse dabei noch zu sehr schwinden würde, sondern hier und da aufgebrochen, wobei man die mit Haken herausgezogenen glimmenden Stücke mit Wasser oder Sand ablöscht. Im übrigen sind die Vorgänge bei der Verkohlung in Meilern und Retorten die nämlichen, nur daß im letzteren Falle die brennbaren Gase wegen Luftmangel unverbrannt bleiben und zu anderweiter Verwendung abgeleitet werden. Beim Anfeuern entweicht zunächst, wenn die Hitze erst wenig über den Siedepunkt gestiegen ist, Wasserdampf. Beim Steigen der Hitze beginnt die Zersetzung des Holzes, Wasserstoff und Sauerstoff werden ausgetrieben und verbinden sich ebenfalls zu Wasser. Auch der Kohlenstoff, obwohl beständiger als jene beiden anderen Elemente, wird zum Teil in die Zersetzung mit hineingerissen und liefert eine große Anzahl gasförmiger und dampfförmiger Verbindungen, von denen die letzteren durch Abkühlung zu Teer und Holzessig verdichtet werden können. Auf diese Weise gehen bei der Destillation von den etwa 40 % Kohlenstoff des Holzes 13 % in den flüchtigen Stoffen fort. Die H. hat vor dem Holze in wirtschaftlicher Hinsicht bedeutende Vorzüge, einesteils durch die große Leichtigkeit und Beförderungsmöglichkeit im Vergleich zu dem viermal schwereren Holz und dann hauptsächlich dadurch, daß sie im kleinsten Raume die größte Heizkraft einschließt und das reinste Feuer ohne Rauch und fast ohne Flamme liefert. Die harten Hölzer geben auch härtere Kohlen mit größerer Heizkraft, mit Ausnahme der Eiche, deren Kohle wenig taugt. Die Kohlen der Weichhölzer sind leichter brennbar und werden in größerer Menge dargestellt, während zur Destillation nur harte Hölzer benutzt werden, weil sie die höchste Ausbeute an Holzessig geben. Die H. werden hauptsächlich als Brennstoff, als Reduktionsmittel bei der Metallgewinnung und als absorbierendes Mittel angewandt, in geringeren Mengen zur Herstellung von Schießpulver, als Schleifpulver, zu Zeichenkohle usw. In erster Beziehung werden sie besonders von Metallarbeitern, Schmieden und Schlossern benutzt, und wenn diese sich neuerdings auch oft mit Steinkohlen behelfen, so kann doch bei Verarbeitung des Stahls die H. nicht entbehrt werden. Zu hüttenmännischen Zwecken, zum Ausschmelzen des Eisens, Zinks, Zinns und Bleies aus den Erzen war H. früher das einzige Mittel, während jetzt, namentlich bei Eisenhochöfen, meistens Koks benutzt werden muß. Die leichtflüssigen Metalle werden schon reduziert, wenn ihre Oxyde mit Kohlenpulver gemischt und in Tiegeln geglüht werden, und in ganz analoger Weise wird der Phosphor (s. d.) aus seinem Oxyde, der Phosphorsäure, durch Kohle abgeschieden. - Die Kohle zeigt, wenn sie beim Verkohlen ungestört bleibt, noch völlig die Gestalt und Struktur des Holzes, nur ist sie kleiner und in so hohem Grade porös, einem höchst feinen Schwamm vergleichbar geworden, daß sie große Mengen von Gasen zu verschlucken und aus Flüssigkeiten fremde Stoffe auszuscheiden vermag. Auf dieser absorbierenden Eigenschaft beruht die vielseitige technische Verwendung der gepulverten H. als Desinfektionsmittel, um Miasmen und Faulgerüche in Wohnräumen und Kloaken zu beseitigen, zum Reinigen von Wasser, welches organische Zersetzungsprodukte, Metallsalze usw. enthält, und zum Entfärben von Flüssigkeiten, sofern die Färbung von besonderen, abscheidbaren Bestandteilen herrührt. Die absorbierende Kraft der H. wird im allgemeinen durch die der Tierkohle (s. d.) übertroffen, doch eignet sie sich für manche Verwendungen, so namentlich zum Entfuseln des Spiritus, besser, wobei man entweder die Spiritusdämpfe durch einen Behälter mit grob gepulverter Kohle streichen oder den ablaufenden Sprit durch Kohlenpulver durchsickern läßt. Alle Kohle, die zu Zwecken der Absorption dienen soll, muß entweder frisch gebrannt oder gleich im frischen Zustande luftdicht verpackt worden sein, da sie sich in freier Luft mit Gasen und Riechstoffen sättigen und dann unwirksam sein würde. Man kann aber einer unwirksam gewordenen Kohle die absorbierende Eigenschaft im vollen Maße durch Ausglühen wieder verleihen. Zu allen derartigen Zwecken dient Weichholzkohle, da sie die stärkste Porosität und Absorptionskraft hat. Am kräftigsten wirkt die Kohle von Pappelholz, dann folgt die von Lindenholz und hierauf die von Nadelhölzern. Quelle: www.manufactum.de/merck
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