Leinöl
(lat. Oleum lini, frz. Huile de lin, engl. Linseed-oil), das fette trocknende Öl aus den Leinsamen (s. d.) ist wie diese selbst ein wichtiger Handelsartikel. Die zur Ölgewinnung bestimmten Körner, der sog. Schlaglein, stammen hauptsächlich von den zur Fasergewinnung gebauten Pflanzen, haben also, da diese immer vor völliger Reife gezogen werden, nicht den vollen Ölgehalt, wie die zur Aussaat gezogenen reifen Körner, der Saatlein, von welcher höherwertigen Sorte nur das zu alt gewordene oder sonst verdorbene Gut noch dem Schlaglein zufällt. Die Gewinnung des Öls geschieht mit den gewöhnlichen Mitteln der älteren oder neueren Ölmüllerei und besteht hauptsächlich im Zerkleinern der Samen auf Stampf- oder Walzwerken, oder zwischen Mühlsteinen, und Auspressen des so erhaltenen Pulvers in Säcken mittels Keil-, Schrauben- oder hydraulischen Pressen. In der Regel wird warm gepreßt, indem man das Mahlgut über Feuer oder mit Dampf auf Platten bis gegen 90° C erhitzt, dabei fleißig wendet und dann gleich in die Presse gibt. In der Hitze gerinnt das Sameneiweiß und das Wasser verdampft, das Öl läuft daher dünnflüssiger und reiner und zugleich in größerer Menge ab, als wenn keine Hitze angewandt würde. Die Ausbeute beträt 25 bis 27 %, während bei dem in einigen Gegenden, besonders Rußland, Polen, Sachsen, bevorzugten Kaltpressen nur 20 - 22 % Öl gewonnen werden. Das Verfahren der Extraktion wird bei Leinsamen nur selten angewandt. Reines kalt gepreßtes L. hat ein spez. Gew. von 0,930 bis 0,940 und erstarrt bei -16°. Die häufigste und wichtigste Verwendung des Öles ist die zu Firnissen (s. d.), zu denen aber nur altes Öl, das bei ein- bis zweijährigem Lagern den größten Teil seiner schleimigen Bestandteile ausgeschieden hat, benutzt werden soll. Als Verfälschungsmittel hat man Rüb-, Senf-, Hanf-, Baumwollsamenöl, Fischtran, Mineralöl, Harzöl, Ölsäure (Olein), Fettsäuren aus Wollfett, Aleuritesöl usw. beobachtet. Ihr Nachweis ist meist nur auf chemischem Wege möglich, jedoch liefert oft schon ein Probesieden auf Firnis wertvollen Aufschluß. Eine Reinigung von schleimigen Teilen wird durch Schütteln mit heißem Wasser, heißer Kochsalzlösung, Eisenvitriol, Vermischen mit Schnee, Durchfrierenlassen und Wiederauftauen bewirkt, während längeres Aussetzen an Licht und Sonne das Öl heller macht. - Minder wichtige Anwendungen des L. sind noch die Bereitung von Schmierseife, Buchdruckerschwärze und Arzneimitteln, wie Schwefelbalsam und Brandsalbe. Frisch geschlagenes Leinöl bildet in einigen Gegenden Deutschlands, besonders der Mark Brandenburg, ein geschätztes Speiseöl. Zu Leuchtzwecken ist es, als stark rußend, nicht zu gebrauchen. Die Preßrückstände bilden als Leinölkuchen ein wertvolles Viehfutter und dienen getrocknet und wieder gepulvert als Leinkuchenmehl (lat. Farina seu Placenta lini, frz. Gâteau de lin, engl. Linseed cake) auch zu erweichenden Umschlägen.
Quelle: www.manufactum.de/merck

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