Stellungnahme der Pollmeier Massivholz GmbH & Co. KG



Mit dieser Stellungnahme reagieren wir auf die Aussagen von Herrn Minister Dr. Till Backhaus – und konkretisieren ausführlich die Gründe für die Stilllegung unseres Sägewerksstandorts in Malchow/Mecklenburg-Vorpommern.

Unsere Pressemeldung „Schlechte Rundholzversorgung führt zur Schließung des Pollmeier-Sägewerks Malchow“ vom 11.10.2011( den Artikel lesen ) hatten wir bewusst weitgehend neutral formuliert, um auf der einen Seite Schuldzuweisungen zu vermeiden, auf der anderen Seite aber vor allem nicht dem Vorwurf zu unterliegen, mit der für alle betroffenen Mitarbeiter mit persönlichen Einschnitten verbundenen Werksschließung zu polemisieren, um eigene Interessen in den Vordergrund zu spielen.

Allerdings sehen wir uns nun, nach der Reaktion aus dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, trotz bislang guter Zusammenarbeit gezwungen, die Fakten offen auf den Tisch zu legen. Den Vorwurf in der Pressemeldung (Nr. 280/2011, ebenfalls vom 11.10.2011den Artikel lesen) „Backhaus weist Vorwürfe von Sägewerksbetreiber entschieden zurück“, die Werksstilllegung sei auf „unternehmerische Fehlentscheidungen“ zurückzuführen, weisen wir mit aller Entschiedenheit zurück.

Wissenschaftlich fundierte Kalkulationsgrundlage

Die Rohstoffgrundlage für die Versorgung des Standorts Malchow in Mecklenburg-Vorpommern haben wir auf Basis der Bundeswaldinventur II mit wissenschaftlich belastbaren Daten kalkuliert. Zum damaligen Zeitpunkt lag die Nutzungsquote des potentiellen, nachhaltig verfügbaren Buche-Rohstoffaufkommens in Mecklenburg Vorpommern bei 25%, einem der niedrigsten Werte im bundesweiten Vergleich. Andere Bundesländer mit vergleichbaren Besitzstrukturen erreichten deutlich höhere Nutzungsgrade. Beispielsweise in Hessen lag diese Quote bei 69% und ist seit damals weiter gestiegen. Unser Ziel war es, die bislang ungenutzten Potentiale im Kleinprivatwald durch die entsprechende Nachfrage eines modernen und effizienten Sägewerks mit Unterstützung der Landesforstverwaltung zunehmend zu mobilisieren, und so die Versorgung des Betriebes auch langfristig sicher zu stellen. Von einer Fehleinschätzung der Rohstoffversorgung am Standort Malchow kann nicht die Rede sein. Nicht vorhersehen konnten wir hingegen die Forstreformen in den Landesforstverwaltungen und Nutzungseinschränkungen durch stetig steigende, zum Teil überzogene Naturschutzvorschriften, die nicht zu dem erwarteten Ansteigen, sondern zum Gegenteil, zu einem weiteren Absinken der Nutzungsquote noch unter die zuvor genannten 25%
geführt haben.

Das Sägewerk Malchow ist für einen Mindesteinschnitt von 100.000 Festmetern Rundholz konzipiert. Eine Versorgung ist ausschließlich aus der Region, aus den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Brandenburg und dem Norden Sachsen-Anhalts wirtschaftlich durchführbar. Dabei kommt natürlich den Landesforstverwaltungen, insbesondere der von Mecklenburg-Vorpommern eine zentrale Bedeutung zu. Bei Privatwaldbesitzern vertreten wir seit Jahren die Strategie, faire Einkaufspreise für Rundholz anzubieten – und zwar bereits ab 500 Festmetern Einkaufsvolumen genau die gleichen Preise, die mit den Landesforstverwaltungen verhandelt wurden. Trotz des vorhandenen Rohstoffpotentials in der Region ist eine Versorgung des Werks mit der benötigten Rundholzmenge seit Jahren nicht möglich. Rundholzanfuhren per Bahn aus Süddeutschland sind bei den weltweit hart umkämpften Schnittholzmärkten nicht mehr
wirtschaftlich tragbar.

Betriebswirtschaftlich gute Entwicklung auch in der Krise

Auch betriebswirtschaftlich wurde das Werk vorbildlich geführt. Das Werk Malchow wurde im Jahr 2000 gebaut und mit 12,6 Mio. EUR gefördert. Das Werk ist schuldenfrei und hat selbst in den schwierigen Krisenjahren 2009 und 2010 mit positiven Ergebnissen abgeschlossen. Trotzdem sehen wir aufgrund der sich zunehmend verschlechternden Rohstoffversorgung mittlerweile keine positive Perspektive für das Werk. Wir befürchten, durch eine langfristige Unterauslastung des Werkes mit Blick auf den sich verschärfenden internationalen Wettbewerb schnell in die roten Zahlen abzurutschen. Eine solche, sehr wahrscheinliche Entwicklung hätte dann negative Auswirkungen auf die gesamte Unternehmensgruppe. Daher haben wir uns zu diesem konsequenten Schritt entschieden, um Schaden vom Unternehmen auch im Interesse der über 600 Mitarbeiter abzuwenden.

Geplanter Neubau in Creuzburg hatte keine Einfluss auf die Werksschließung in Malchow

Die geplante Neuinvestition in ein Furnierschichtholzwerk im thüringischen Creuzburg hatte keinen Einfluss auf die Entscheidung zur Werksschließung in Malchow. Das derzeit in der Entwicklung befindliche Furnierschichtholz ist ein außerordentlich innovatives Holzbauprodukt, das nicht mit dem in Malchow produzierten Schnittholz in Konkurrenz steht.

„Holznot“ in Deutschland trotz großer Holzvorräte in den Wäldern

Die Gründe für die zunehmend schlechte Versorgung der Holzindustrie in Deutschland mit Rundholz (und in der Folge eine steigende Anzahl von Werksschließungen) sind vielfältig – und nicht nur auf das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern begrenzt. Paradox ist die Tatsache, dass Deutschland über ein bislang nicht gekanntes Vorratsniveau in den Wäldern verfügt. Sowohl Waldfläche als auch Holzvorrat sind in den letzten Jahrzehnten stetig gewachsen. Deutschland ist heute „Europameister“ – und liegt im Europäischen Vergleich hinsichtlich des Baumbestands an der Spitze, noch vor Flächenstaaten wie Frankreich oder den skandinavischen Ländern.

Und trotzdem wird für die Unternehmen der Holzindustrie die Rohstoffversorgung
kontinuierlich schwieriger. Die Faktoren dafür sind im Wesentlichen:
Nutzungskonkurrenz -
Schnell wachsender Anteil der energetischen Nutzung von Holz , insbesondere der Buche: Mittlerweile wird annähernd genauso viel Holz thermisch verwertet wie stofflich genutzt. Über 20 Mio. Kubikmeter Holz wandern dabei alleine als Scheitholz in Kamine, das sind immerhin rund 1/4 des Holzeinschlags - mittlerweile die Hauptverwendung für Buchenholz. Volkswirtschaftlich wie klimapolitisch ist die direkte Verbrennung von Holz, insbesondere der hochwertigen Sortimente, höchst fragwürdig.
Nutzungseinschränkungen –
Bewirtschaftungsauflagen durch überzogene Naturschutzgesetzgebung: Teilweise liegen mehrere Schutzkategorien über einer Waldfläche. In der Folge sind insbesondere die Privatwaldbesitzer verunsichert und verzichten auf die Bewirtschaftung der Wälder. In Deutschland unterliegen mittlerweile 26% der Waldfläche einem intensiven, weitere 41% einem extensiven gesetzlichen Schutz.
Nutzungsverzicht –
Ausweisung von weiteren Großschutzgebieten: Obwohl entsprechend bewirtschaftete Waldflächen nachweislich signifikant höhere Artenzahlen ausweisen, werden mit dem Argument „Artenvielfalt“ nach und nach Waldflächen aus der nachhaltigen Bewirtschaftung genommen. Die Naturschutzverbände fordern mittlerweile bis zu 15% nutzungsfreie Wälder in Deutschland. Greenpeace spricht von 10 weiteren Nationalparken mit über 200.000ha Gesamtfläche.
Rundholzexport –
wertvolles Rundholz geht ohne weitere Bearbeitung ins Ausland: Dadurch verlieren die heimischen Betriebe ihre Rohstoffgrundlage und der Staat verliert erhebliche Steuereinnahmen durch die Wertschöpfungsverluste in der Volkswirtschaft. Trotzdem sind an dem Exportgeschäft nicht nur private Waldbesitzer beteiligt, sondern auch Landesforstverwaltungen und Landesbetriebe.
Forstreformen und Personalabbau –
in den Landesforstverwaltungen werden auf der operativen Revierebene unter dem Sparzwang der öffentlichen Haushalte Stellen in erheblichem Umfang abgebaut: Die Politik hat sich „einreden lassen“, dass diese Verwaltungen „profitabel“ sein müssen. Darunter leidet aber nun zunehmend die Betreuung des kleinen und mittleren Privatwaldes zu Lasten des Holzaufkommens bzw. der Rundholzverfügbarkeit. Die Umstrukturierungen in den Verwaltungen haben zudem effiziente zentrale Verwaltungsorganisationen zerschlagen.
Die Forstreformer „landauf landab“ stehen heute vor einem Scherbenhaufen mit bundesweit zahlreichen Fehlentwicklungen. Insbesondere vor dem Hintergrund der Zielsetzung, verstärkt auf nachwachsende Rohstoffe zu setzen, hätte man sich besser die folgende Frage stellen sollen: Was muss getan werden, damit bislang nicht genutzter Wald in eine kontinuierliche nachhaltige Bewirtschaftung überführt werden kann? Und inwieweit kann man dafür vorhandenes Personal nutzen anstatt Stellen zu streichen? Studien belegen eindrücklich, dass dieses Engagement zwar teuer ist, sich aber aus volkswirtschaftlicher Sicht rechnet: Jeder Kubikmeter Holz, der vom Baum bis zum fertigen Produkt durch die Wertschöpfungskette läuft, „verursacht“ einen Steuererlös von über 100 EUR. An 100 Kubikmeter Holz hängen bis zu zwei Vollzeitarbeitsplätze.

Trotz Warnungen aus der Holzindustrie unzureichende Reaktionen in der Politik

Die Entwicklung hinsichtlich der Rohstoffversorgung, der zahlreichen ungünstigen Faktoren und der dadurch sinkenden Konkurrenzfähigkeit der Deutschen Holzindustrie im internationalen Vergleich ist seit längerem abzusehen. Unternehmen und Verbände der Holzwirtschaft weisen daher seit geraumer Zeit immer wieder eindringlich auf die Situation hin. Diese Warnungen bleiben leider bislang weitgehend ungehört. Im Gegenteil: Unter dem Druck der Naturschutzverbände werden ohne naturschutzfachlich stichhaltige Begründung weitere Waldflächen der nachhaltigen Bewirtschaftung entzogen. Bundesländer wie Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden- Württemberg planen die Ausweisung von weiteren Wildnisflächen und Großschutzgebieten (Nationalparke), obwohl Holz als umweltfreundlicher Baustoff und Energieträger vielseitig einsetzbar ist, die umfassende Holzverwendung immense positive Auswirkungen für den Klimaschutz zur Folge hat – und zudem derzeit noch über 1 Mio. Menschen in Deutschland (überwiegend im ländlichen Raum) Arbeit rund um den nachwachsenden Rohstoff finden. Der Schaden für Volkswirtschaft und Umwelt ist erheblich. Die Rahmenbedingungen werden sich für die Holzwirtschaft aber dennoch weiter verschlechtern, wenn nicht jetzt entsprechend gegengesteuert wird.

Autor:
Holzi am 13. Okt. 2011 um 04:36 Uhr
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Comments

Spannender Schlagabtausch! Ich sehe den Schwachpunkt aber - wie die amtliche Seite - in der Kalkulationsgrundlage. Denn sie berücksichtigte wohl kaum die touristischen Ambitionen der Region um Malchow, wie sie für Mecklenburg-Vorpommern aber nicht überraschend sind. Das diese eine Zunahme an Naturschutzvorschriften mit sich bringen, sollte auch niemanden verwundern. Wahrscheinlich erhoffte sich der Betreiber mehr Rücksichtnahme auf seine Interessen. Das kann man durchaus nachvollziehen.

Ron um 07:32 Uhr

[...] finden ist der Artikel unter stellungnahme-pollmeier-massivholz -gmbh-co-kg.htm IG BAU stellt fünf Forderungen für Forstarbeiter [...]

Ja, Verständnis kann man schon aufbringen, aber es geht doch im konkreten Fall um nichts anderes als den alten Konflikt zwischen Industrie- und Tourismusförderung. Ein Kompromiss könnte darin bestehen, die Kapazitäten am Standort zurückzubauen und das Unternehmen dabei finanziell zu unterstützen.

Chris um 16:57 Uhr

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