20 Jahre Klebtechnisches Zentrum im Fraunhofer IFAM



Das Kleben ist die »Fügetechnik des 21. Jahrhunderts«. Sie machte und macht phänomenale Technologiesprünge möglich – wenn sie denn an der Werkbank oder in der Produktionslinie fachgerecht umgesetzt wird. Als das Kleben vor dem endgültigen Durchbruch stand, lautete eine ganz entscheidende Frage am Fraunhofer IFAM – der größten europäischen Forschungseinrichtung im Bereich der Klebtechnik – daher: Was nutzt diese höchst innovative Technologie, wenn sie niemand richtig anwendet? Das Institut baute deshalb mit dem »Klebtechnischen Zentrum« eine erstklassige Personalqualifizierung auf, die zu einer Erfolgsgeschichte wurde. Jetzt feiert das Weiterbildungszentrum sein 20-jähriges Bestehen.

»Personalqualifizierung ist für das Kleben der entscheidende Schlüssel zum Erfolg«, ist Prof. Dr. Andreas Groß, Abteilungsleiter für Weiterbildung und Technologietransfer des Fraunhofer-Instituts für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM, überzeugt. »Am Kleben führte bei der Entwicklung neuer technologischer Lösungen irgendwann kein Weg mehr vorbei, denn im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts stiegen die Ansprüche an moderne Produkte und Bauteile. Kleiner, leichter, schneller, ökologisch verträglich, preiswert und mit immer mehr Gebrauchseigenschaften sollten sie sein. Das bekommt man nur durch die ideale Kombination unterschiedlichster Werkstoffe hin: Holz , Glas, Keramiken, Kunststoffe und Metalle in ihren unzähligen Legierungen untereinander«, sagt Groß. »Diese Materialien lassen sich aber nur durch das Kleben werkstoffgerecht miteinander verbinden. Aber: Um durch das Kleben hochtechnologische Produkte zu erhalten und eine bestmögliche industrielle Wertschöpfung zu erzielen, muss von der Einzelanwendung bis zur industriellen Serienproduktion fehlerfrei geklebt werden. Und das muss man lehren – und lernen«!

Genau dies geschieht seit 20 Jahren im Klebtechnischen Zentrum. Seit dem Start 1994 haben mehr als 6.000 Menschen die Personalqualifizierungen durchlaufen. Sie werden am Fraunhofer IFAM in Bremen und an weiteren Standorten im In- und Ausland angeboten. Das Weiterbildungsangebot richtet sich hierarchieübergreifend an drei Zielgruppen. Klebpraktiker-Lehrgänge (Dauer: 40 Stunden) wenden sich Facharbeiterinnen und Facharbeiter, die Klebungen vornehmen und dabei Arbeitsanweisungen verstehen und fachgerecht umsetzen sollen. Die Lehrgänge zur Klebfachkraft sind für Menschen mit Leitungsfunktion, die nach 120 Stunden klebtechnische Arbeitsanweisungen entwerfen sowie Personal anleiten und überwachen können. Auf die technische Entscheiderebene zielt die Weiterbildung zum Klebfachingenieur (320 Stunden): Wer hier erfolgreich war, überblickt die vielschichtigen Möglichkeiten der Klebtechnik, versteht ihren interdisziplinären Ansatz und kann beurteilen, wo und wie klebtechnische Lösungen am besten eingesetzt werden können. Alle Weiterbildungen sind vom Deutschen Verband für Schweißen und verwandte Verfahren e.V. (DVS) und der European Federation for Welding, Joining and Cutting (EWF) anerkannt.

»Anerkannte Stelle« der Eisenbahner

Seit dem erfolgreichen Auftakt 1994 ging es steil nach oben für das Klebtechnische Zentrum. Die Teilnehmerzahlen stiegen kontinuierlich, und die Kurse wurden sogar international: Fraunhofer-Experten lehrten das richtige Kleben auch schon in den USA, China, Südafrika, Brasilien, Südkorea und vielen osteuropäischen Ländern. Eine besonders wichtige Rolle spielt die Klebtechnik für den Schienenverkehr. In dieser Branche wird besonders viel geklebt. Seit Dezember 2006 ist das Fraunhofer IFAM »Anerkannte Stelle des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) für die Klebtechnik«. Das Institut überwacht seither als eine von zwei Einrichtungen in Deutschland die Umsetzung der DIN 6701-2 für das Kleben von Schienenfahrzeugen und -fahrzeugteilen. Eine der grundlegenden Voraussetzungen dabei ist, dass das Personal entsprechend qualifiziert ist.

Mittlerweile ist das Klebtechnischen Zentrum Weltmarktführer in der klebtechnischen Personalqualifizierung. Trotz mehrfacher Ausbauten am Standort in Bremen, Kursen im Ausland und regelmäßigen Inhouse-Seminaren bei Firmen kann das Fraunhofer IFAM den Ansturm der Wissbegierigen für die drei Lehrgangsebenen schon längst nicht mehr alleine bewältigen. Die Lösung: Partner in Hamburg, Landshut, Ulm sowie in den Niederlanden, den USA und China führen die zertifizierten Weiterbildungen unter Aufsicht des Bremer Instituts ebenfalls durch. »Vor allem in China ist das Interesse sehr stark«, sagt Andreas Groß. »Die Weiterbildungen bei unserem Kooperationspartner Yifa Bonding in Shanghai haben die Teilnehmerzahlen zuletzt noch einmal nach oben schnellen lassen«.

Weiterbildung spart am Ende Geld

Professor Groß ist überzeugt: Firmen, die die Klebtechnik einsetzen, sparen mit einer Investition in die Weiterbildung am Ende viel Geld. »Die Qualität einer Klebung lässt sich nicht zu 100 Prozent zerstörungsfrei prüfen. Wenn ich also sicher gehen will, dass sie trotzdem hält, ist dies nur durch ein ausgefeiltes Qualitätsmanagement möglich – und dazu gehört, dass mein Personal bestmöglich qualifiziert ist. Ich muss mich darauf verlassen können, dass es alles richtig macht«. In Zukunft soll dieser Gedanke auch in anderen Industriebereichen als dem Schienenverkehr noch stärker verankert werden. Der Klebtechnik-Experte: »Bei Luftfahrt, Windenergie, Automobil- und Schiffbau hat sich in Sachen Klebtechnik schon sehr viel getan. Trotzdem liegen hier noch ungeahnte Potenziale brach. Die wollen in den kommenden Jahren auch noch erschlossen werden – und dafür braucht es qualifizierte Fachleute«.

Autor:
Holzi am 04. Jun. 2014 um 13:45 Uhr
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