Im gestern (27.11.2013) vorgelegten Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD wird der Wald mit lediglich vier kurzen Sätzen erwähnt. Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) findet, dass dies dem Wald, der mehr als 30 Prozent der Fläche Deutschlands bedeckt, bei weitem nicht gerecht wird. Die großen Herausforderungen, vor denen der Wald steht, werden nicht erwähnt. Der Wald wird nur auf seine Naturschutzfunktion reduziert. Dies ist ganz und gar nicht nachhaltig. Eine Branche, die 11 Millionen Hektar verantwortet, mehr als 1,3 Millionen Menschen Arbeit gibt und 180 Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaftet, benötigt mehr als einen kurzen Absatz im Koalitionsvertrag einer Bundesregierung.
Im Jubiläumsjahr des Begriffs der Nachhaltigkeit – er wurde vor 300 Jahren durch die Forstwirtschaft geprägt – legt eine Regierungskoalition einen Koalitionsvertrag vor, der für den Wald gesehen jeder Beschreibung spottet.In vier kurzen Sätzen wird das Ökosystem Wald abgehandelt, das immerhin über 30 Prozent der Fläche des Landes einnimmt. In diesem Absatz wird auch nicht prägnant auf die Probleme eingegangen sondern lediglich die Naturschutz-funktion abgehandelt. Im Wesentlichen wird auf die Flächenstilllegung von Wäldern abgehoben – wie auch im Naturschutzkapitel einige Seiten zuvor.
Dass der Wald die Gesellschaft mit dem wichtigsten nachwachsenden Rohstoff – Holz – nachhaltig und umweltschonend versorgt spielt keinerlei Rolle, da erscheint die Erwähnung der „Umsetzung der „Forststrategie 2020““ wie ein Feigenblatt. „Dass die Forst- und Holzwirtschaft eine Branche ist, die mehr Menschen Arbeit gibt als die Automobilbranche und dabei mit grünem Daumen wirtschaftet lässt der Koalitionsvertrag der 18. Legislaturperiode mit keiner Silbe erkennen. Als Forstleute sind wir sehr enttäuscht“, so Hans Jacobs, Bundesvorsitzender des BDF.
Der Wald und die Forstwirtschaft stehen vor riesigen Herausforderungen. Einerseits schützt der Wald das Klima, nimmt klimaschädliche Gase auf und bietet umweltfreundliche und CO2-neutrale Ressourcen. Der Energiehunger verstärkt den Nutzungsdruck. Der Klimawandel bedroht andererseits den Wald massiv. Riesige Flächen müssen umgewandelt werden, um stabil für die Veränderungen zu sein. Stürme bedrohen ganze Landstriche.
„Die künftige Bundesregierung legt den Fokus lediglich auf eine einzige Funktion. Nur die Biodiversitätsstrategie mit geplanten Flächenstilllegungen wird mehrfach erwähnt“, erläutert Jacobs. Dabei geht es jedoch nur um maximal 5% der Waldfläche in Deutschland. Was auf den übrigen 95% Waldfläche passiert, interessiert die neue Bundesregierung offensichtlich nicht. Eine umfassend nachhaltige Behandlung des Waldes muss jedoch alle Dimensionen berücksichtigen – auch die ökonomischen und sozialen Belange. Die „angemessene finanzielle Ausstattung des Waldklimafonds“, der Maßnahmen zum Schutz des Waldes vor dem Klimawandel finanzieren soll, ist ebenfalls unbefriedigend. Schon die letzte Koalition hat den Fonds immer weiter zerredet, bis er von ehemals 50 Millionen Euro auf 7 Millionen Euro schrumpfte. Dies reicht bei weitem nicht.
Aus den bundeseigenen Wäldern möchte die Bundesregierung weitere 30.000 ha von der Privatisierung ausnehmen und damit das Nationales Naturerbe erweitern. Die zukünftige Rolle der Bundesforstleute bleibt allerdings unklar. Der BDF hatte zusammen mit vier weiteren Gewerkschaften ein gesamtheitliches Konzept „Natur21plus“ mit einer integrierenden Naturschutzstrategie entwickelt. Bleibt zu hoffen, dass dies in einem Regierungsprogramm zur Umsetzung seinen Niederschlag findet! „Wir erwarten eine deutlich ambitioniertere Forst- und Holzpolitik von der künftigen Bundesregierung, die der Bedeutung des Waldes für die Gesellschaft auch gerecht wird“, so Jacobs abschließend.
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