Gebaute Qualität lässt sich vorausbestimmen?



Technische Innovationen und betriebliche Optimierungen, die auf die Wertigkeit eines Holzfertighauses entscheidenden Einfluss nehmen, standen im Mittelpunkt der Fachtagung des Deutschen Holzfertigbau-Verbandes e.V. (DHV), die Mitte Juni in Brilon stattfand. In den nahezu ausschließlich aus heimischem Holz gebauten Schulungsräumen des gastgebenden DHV-Mitgliedsunternehmens Holzwerke EGGER konnte DHV-Präsident Erwin Taglieber über 80 Teilnehmer/-innen aus Deutschland und Österreich willkommen heißen. Das anspruchsvolle Fachprogramm und die sehr angeregten Diskussionen im Plenum zeugen von dem unbedingten Willen des DHV und seiner 160 Mitglieder, meisterliche Qualität über alle Beratungs-, Planungs- und Ausführungsphasen zu garantieren.

"Viele der hier vorgestellten Innovationen werden kurz- und mittelfristig Eingang in die arbeitstägliche Praxis unserer Mitgliedsbetriebe finden", ist sich der neue DHV-Geschäftsführer Thomas Schäfer sicher. Er tritt zum 1. Juli die Nachfolge von Dipl.-Betriebswirt Joachim Hörrmann an, der nach über 30 verdienstvollen Jahren an der operativen Spitze mehrerer Holzbauverbände in den wohlverdienten Ruhestand geht.

Dass die Holzbaubranche vor enormen Herausforderungen steht, die von den Unternehmen und ihren Verbänden nur gemeinsam bewältigt werden können, hob DHV-Präsident Erwin Taglieber gleich zu Beginn der Tagung hervor. Er machte keinen Hehl daraus, dass er eine angemessene Wahrnehmung und Würdigung des modernen Holzbaus in seinen vielfältigen Erscheinungsformen durch die Bundespolitik vermisst.

"Dass wir im Bundestag ebenso wie im EU-Parlament kaum wahrgenommen werden, ist ein Wachstumshindernis ersten Ranges. Daran müssen wir mit vereinten Kräften etwas ändern. Denn ohne überzeugende Lobby, die unsere berechtigten Interessen in die parlamentarischen Beratungen und Gesetzgebungsverfahren einfließen lässt, werden wir kaum Chancen haben, den Marktanteil des Holzbaus in Deutschland und Europa signifikant zu steigern. Es liegt ganz sicher nicht an unserer Fähigkeit, mit dem Werkstoff Holz Bauwerke beliebiger Form und Größe zu errichten, es liegt vielmehr an der Tatsache, dass man uns auf politischer Ebene offenbar nicht ernst nimmt. Es fehlt an holzbaukundigen Verfechtern unserer Ideale und Ideen im Bundestag und Europa-Parlament. Hier gilt es anzusetzen. Es kann nicht sein, dass gewählte Volksvertreter eine Branche mit über 700.000 Beschäftigten behandeln, als ob es sie nicht gäbe!", fand DHV-Präsident Taglieber deutliche Worte in Richtung Bundes- und Europapolitik.

Was ist und macht ein "Qko"?

Einblick in die Tätigkeiten und die Aufgaben DHV-zertifizierter Qualitätskoordinatoren (kurz "Qko") gab DHV-Vorstandsmitglied Ahmed Al Samarraie. Am Beispiel des baulichen Gesundheitsschutzes machte er deutlich, wie unverzichtbar betriebliches Mehr-Wissen über das Zusammenwirken verschiedenster Materialien und Bauteile beim Hausbau ist. Zur Konkretisierung führte er Emissionen aus Baustoffen an, die die Raumluftqualität beeinflussen.

"Unternehmen, die ihren Kunden gesundes Wohnen versprechen, müssen das auch halten. Wie aber kann ein Hersteller schlüssig nachweisen, dass er alles Zumutbare unternommen hat, um im gebauten Holzfertighaus eine einwandfreie Raumluft sicherzustellen, die für die Bewohner wie versprochen keinerlei gesundheitliche Risiken birgt?", fragte Al Samarraie, der Architekt, Bauökologe und Sachverständiger für energetisch optimiertes Bauen und Wohngesundheit ist.

Dafür zu sorgen, dass DHV-Mitgliedsunternehmen trotz sich ständig verschärfender Verbraucherschutzgesetze keine rechtlichen Nachteile zu befürchten haben, ist eine wichtige Aufgabe für Qualitätskoordinatoren. Sie wirken im Betrieb darauf hin, dass der Anspruch des Kunden auf die zugesicherte Qualität systematisch und vor allem nachweislich verwirklicht wird.

"Der DHV-zertifizierte Qualitätskoordinator analysiert alle betrieblichen Prozesse ergebnisorientiert, verzahnt und optimiert sie anschließend und dokumentiert sämtliche Veränderungen und Ergebnisse. Dafür muss er detailliert über alle stofflichen und bauphysikalischen Zusammenhänge Bescheid wissen und sich mit den Arbeitsabläufen im Unternehmen exzellent auskennen. Deshalb sind DHV-zertifizierte Qualitätskoordinatoren immer feste Mitarbeiter des Betriebs, in dem sie tätig werden", erläuterte Al Samarraie.

Mehr Sicherheit als Ziel

Es handelt sich bei DHV-zertifizierten Qualitätskoordinatoren, also um Experten aus der Belegschaft, die der DHV durch umfassende und sehr spezifische Schulungen in die Lage versetzt, die innerbetrieblichen Weichen richtig zu stellen. Das kann etwa dadurch geschehen, dass Materialien im Fertigungsprozess gegen geeignetere ausgetauscht oder die Produktionsabläufe geändert werden. Dazu braucht es Sachverstand, der unter anderem auch Messmethoden und Nachweisverfahren kritisch hinterfragt. Beispielsweise macht es überhaupt keinen Sinn, die natürlichen Formaldehyd -Emissionen aus Holz, die den holztypischen Wohlgeruch erzeugen, schon wenige Tage nach der Fertigstellung eines Gebäudes zu messen. Denn dann sind die Messwerte noch so hoch, dass Grenzwerte, die einzuhalten sind, überschritten werden können.

Häufig wird übersehen, dass es erst am Ende der sogenannten Abklingphase Sinn macht, Emissionsmessungen vorzunehmen, wenn man längerfristig aussagekräftige Ergebnisse erhalten will. DHV-zertifizierte Qualitätskoordinatoren wissen das und achten darauf, dass DHV-Mitgliedsunternehmen durch fragwürdige Messmethoden und irreführende Schlussfolgerungen kein Nachteil entsteht. Die Ausbildung von Qualitätskoordinatoren ist ein neues Leistungsangebot des DHV, das sich ausschließlich an DHV-Mitgliedsunternehmen richtet.

Es zählt vor allem der Prozess

Den ersten vier Qualitätskoordinatoren wurde in Brilon das offizielle DHV-Zertifikat überreicht. Sie werden in den Mitgliedsunternehmen Cordes Holzbau, Gumpp & Maier, KitzlingerHaus sowie Taglieber Holzbau systematisch und nachweislich für baulichen Gesundheitsschutz sorgen.

Zu Gast im Hochsauerland

"Um grenzwertige Raumluftqualität brauchen Sie sich bei uns keine Sorgen zu machen", nahm Jost Börger, Vertriebsleiter beim Sägewerk EGGER in Brilon, den inhaltlichen Faden auf. Er stellte die Firmengruppe EGGER als fortschrittliches Unternehmen vor, in dem Menschlichkeit im Umgang miteinander, Perspektiven zur persönlichen Entwicklung sowie erstklassige Qualität aller Produkte zu den gelebten Werten zählen.

"Qualität bedeutet Sicherheit für alle entlang der Wertschöpfungskette", führte Jost Börger weiter aus. Nach dieser Maxime stellen weltweit 7500 Mitarbeiter der Firmengruppe EGGER an 17 Standorten Möbel und Komponenten für den Innenausbau , Fußbodenbeläge sowie Bauprodukte her. Unter Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und sozialer Gesichtspunkte siedelt sich das 1961 gegründete Unternehmen, dessen Stammhaus in St. Johann/Österreich steht, vorzugsweise in ländlichen Regionen an, um dort Arbeitsplätze zu schaffen. Auch die Errichtung des jüngsten EGGER-Werks 2011 in Rumänien, das über eine jährliche Produktionskapazität von 600.000 m^3 OSB -Platten verfügt, folgt diesem Leitgedanken.

Holzbau-Qualität von A bis Z

"Handwerkliches Können und geschulter Sachverstand sind unverzichtbar, wenn das gebaute Ergebnis der Forderung des Marktes nach hochwertigen, dauerhaft verlässlichen Holzfertighäusern gerecht werden soll. Das hat die Tagung im Hause EGGER auf vielfältige Weise belegt", schloss Dipl.-Ing. Wolfgang Schäfer, technischer Leiter des DHV in Ostfildern. Für vorbildliche Qualität im Holzfertigbau hat der DHV in Brilon nach einhelliger Meinung der Teilnehmer ein Zeichen gesetzt. Seine Marktkenntnis und Innovationskraft stellt der engagierte Verband den 160 Mitgliedsbetrieben gerne zur Verfügung und steht mit seinem bedarfsgerechten Servicepaket auch Mitgliedschaftsbewerbern offen.

Autor:
Holzi am 30. Jun. 2015 um 13:09 Uhr
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