Kommunen in NRW wollen über Waldbewirtschaftung selbst entscheiden



In der Diskussion über Stilllegung von Wäldern lehnen die Wald besitzenden Städte und Gemeinden eine Bevormundung in der Waldbewirtschaftung und eine von „oben“ verordnete Wildnis ab. Kommunalwald ist Bürgerwald und wir wollen auch zukünftig unseren Wald so bewirtschaften, dass er dem Wohl der Bürger und der Daseinsvorsorge dient.

Es gehört zum Selbstverständnis der kommunalen Selbstverwaltung, dass die bürgerschaftlich gewählten Stadt- und Gemeinderäte über ihren Wald selbst entscheiden. Das Dezentralitätsprinzip garantiert dabei ein breites und buntes Waldspektrum, das auch den gesellschaftlichen Ansprüchen entspricht", so Vorsitzender Halbe und Geschäftsführer Dr. Gerd Landsberg (Bonn) anlässlich der Mitgliederversammlung des Gemeindewaldbesitzerverbandes NRW beim größten kommunalen Waldbesitzer der Bundesrepublik Deutschland, der Stadt Brilon.

Gleichzeitig wehren sich die kommunalen Forstbetriebe in NRW dagegen, dass die überschuldeten öffentlichen Haushalte am Ende gezwungen werden sollen, ihre Wälder mit guten Wirtschaftsergebnissen aus der Produktion zu nehmen. Der Kommunalwald habe unter Beweis gestellt, dass nachhaltige Waldbewirtschaftung, Holznutzung, Natur- und Umweltschutz kein Widerspruch, sondern eine Symbiose seien. Erst die nachhaltige Forstwirtschaft habe zu der heute vergleichsweisen hohen Biodiversität gerade auch im Kommunalwald geführt.

„Weitreichende politische Weichenstellungen für die Bewirtschaftung der Wälder dürfen nicht über die Köpfe der Waldbesitzer hinweg umgesetzt werden. NRW-Forstpolitik muss alle Beteiligten mitnehmen und darf nicht, wie es seit längerem schleichend passiert, die Interessen von Umweltaktivisten und Umweltverbänden einseitig bevorzugen“, warnen Halbe und Landsberg.

Mit Blick auf die Umsetzung von Vorhaben des Rot-Grünen-Koalitionsvertrages hat sich der Gemeindewaldbesitzerverband NRW in der Frage „Wälder nutzen oder schützen“ klar positioniert:
- Novelle Landschaftsgesetz / NRW-Biodiversitätsstrategie: „Schützen und Nutzen“
Der Gemeindewaldbesitzerverband lehnt pauschale Prozentsätze für Flächenstilllegungen im Kommunalwald strikt ab. Stattdessen sollen die Biodiversitätsziele in einem integrativen Landnutzungs- und -schutzkonzept auf ganzer Fläche erreicht werden. Nur so können die Waldbesitzer den neuen Herausforderungen wie Energiewende, Klimawandel und knapper werdenden Ressourcen wirklich gerecht werden.

- Folgekostenabschätzung für Schutzgebietsausweisung

Der Gemeindewaldbesitzerverband hat sich in seiner Stellungnahme zum Landesentwicklungsplan-Entwurf NRW gegen weitere großflächige Naturschutzgebiete zur Schaffung eines landesweiten Biotopverbundsystems ausgesprochen. Die kommunalen Waldbesitzer fordern, Schutzgebietsausweisungen grundsätzlich nur im Einvernehmen mit dem Grundeigentümer vorzunehmen und eine Analyse und Abwägung von Kosten und Nutzen durchzuführen.

- Finanzieller Ausgleich für Waldstilllegung im Kommunalwald

Nach dem Grundsatz „Wer bestellt, zahlt“ fordern Kommunen einen vollständigen finanziellen Ausgleich – analog der Transferleistungen des Landes für Wildnisgebiete im Staatswald . Die Einnahmen aus dem Holzverkauf sind für viele Kommunen ein wichtiger Posten im städtischen Haushalt. Angesichts der kommunalen Finanzsituation können es sich die wenigsten Städte und Gemeinden leisten , auf diese Einnahmen zu verzichten. Finanzieller Ausgleich für den Nutzungsverzicht wird aber trotzdem bedeuten, dass der Holzwirtschaft der Rohstoff fehlt und der Nutzungsverzicht zum Verlust von Arbeitsplätzen in der Forst- und Holzwirtschaft führt.

- Informationskampagnen: „Wald ist mehr als Wildnis“

Die Wildnisdiskussion ist ein gesellschaftlicher Prozess, der im Bewusstsein der Bürger und Bürgerinnen zu einem Zwei-Klassen-Wald (Wildnis gut, Waldbewirtschaftung und Holznutzung schlecht) führt – obwohl immer mehr Bürger Holzlesescheine fordern.

Die Forstwirtschaft benötigt jetzt eine ganzheitliche Strategie, um diesen gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung zu tragen. Mit breit angelegten Kampagnen soll das Land die Bürger und Bürgerinnen über die vielfältigen Leistungen des Waldes, der Forstwirtschaft und der Holznutzung zum Klimaschutz informieren.

Das Ziel: In NRW muss wieder ein Gefühl dafür entstehen, dass in den Wäldern hohe Werte wachsen, deren Nutzung zur Wertschöpfung beiträgt, wovon gleichzeitig Naturschutz und Klimaschutz profitieren.

Autor:
Holzi am 18. Jun. 2014 um 04:55 Uhr
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