TECNARO nominiert für europäischen Erfinderpreis



Die TECNARO GmbH mit Sitz in Ilsfeld-Auenstein bei Heil-bronn erwartet für das Geschäftsjahr 2010 nicht nur weiter steigende Umsätze, sondern freut sich auch über die Nominierung zu einem der renommiertesten internationalen Preise, dem europäischen Erfinderpreis. Die beiden Geschäftsführer der TECNARO, Jürgen Pfitzer und Helmut Nägele, wurden durch internationale Patentprüfer vorgeschlagen und unter weltweit über 1.000 Erfindern und Patentanmeldern für den europäischen Erfinderpreis 2010 nominiert, der jährlich von der EU-Kommission und dem Europäischen Patentamt vergeben wird.

Die Nominierung ist quasi das Finale des europäischen Erfinderpreises, zu dem nur noch zwölf Kandidaten antreten, jeweils drei in den Preis-Kategorien Lebenswerk, Industrie, KMU/Forschung und außereuropäische Staaten. Die Entscheidung über die Preisträger fällt dieses Jahr am 28. April im Eurostars Tower in Madrid und wird von Alison Brimelow, Präsidentin des Europäischen Patentamtes, im Beisein von Mitgliedern der spanischen Königsfamilie bekannt gegeben.

Die international besetzte Jury nominierte Jürgen Pfitzer und Helmut Nägele in der Kategorie KMU/Forschung (KMU: Kleine und Mittlere Unternehmen) für die Erfindung des umweltfreundlichen Werkstoffes ARBOFORM, der in vielen industriellen Anwendungen die Kunststoffe auf Erdölbasis ersetzt und darüber hinaus biologisch abbaubar ist.
Zu den früheren Preisträgern zählen Persönlichkeiten wie Adolf Goetzberger (2009), Vater der Solartechnik, AIDS-Forscher Eric De Clerq (2008) und Federico Faggin (2006), der Erfinder des Mikroprozessors.

Naturwerkstoff ersetzt Erdöl-Produkt

TECNARO – der Firmenname setzt sich aus den Anfangsbuchstaben von TEChnologie NAchwachsender ROhstoffe zusammen – wurde vor zwölf Jahren von dem Karlsruher Helmut Nägele und dem Ellwanger Jürgen Pfitzer gegründet, nachdem sie am Fraunhofer-Institut den völlig neuartigen Werkstoff ARBOFORM entwickelt hatten. Dieser biopolymere Werkstoff besitzt Verarbeitungseigenschaften wie Kunststoff. ARBOFORM basiert jedoch auf Lignin , dem biologischen Grundbaustein von Holz , verschiedenen Naturfasern wie Hanf und Flachs sowie natürlichen Additiven. Der Holzbestandteil Lignin ist neben der Zellulose der häufigste organische Stoff der Erde. Jährlich werden durch die Photosynthese etwa 20 Milliarden Tonnen Lignin neu gebildet. Lignin ist daher eine nahezu unendlich verfügbare Rohstoffquelle und konkurriert auch nicht mit Lebensmitteln. Allein 60 Millionen Tonnen Lignin fallen jährlich in der Zellstoffindustrie, vor allem bei der Papierherstellung, als Beiprodukt an. Selbst aus Rinde , Sägemehl oder Getreidestroh kann Lignin extrahiert werden. Das Gemisch aus nachwachsenden Rohstoffen wird durch spezielle Verfahren in Granulatform gebracht und kann anschließend mit gängigen Kunststoffverarbeitungsmaschinen zu unterschiedlichen Produkten verarbeitet werden.

Mit dem thermoplastischen Naturwerkstoff sind neben den technischen und ökonomischen auch enorme ökologische Vorteile verbunden. So schafft ARBOFORM Unabhängigkeit vom Rohstoff Erdöl, lässt sich einfach recyceln, problemlos kompostieren oder auch kohlendioxidneutral ver-brennen. Entsprechend hoch ist das Interesse der kunststoff- und holzverarbeitenden Industrie. Vor allem die Automobilindustrie ist fasziniert vom neuen, umweltfreundlichen Material: ARBOFORM sieht aus wie Holz, fasst sich an wie Holz, lässt sich aber – beispielsweise für die Fahrzeug-Innenraumgestaltung – in verschiedenste, dreidimensionale Formen verarbeiten. Großes Interesse zeigen aber auch Verpackungsmaterial-Hersteller sowie Produzenten von Möbeln, Spielwaren, Schuhen und Musikinstrumenten. TECNARO ist jedoch überzeugt, dass ihr Naturwerkstoff zukünftig noch weitere Branchen erobern wird.

Der Umsatz hat sich bei TECNARO von 2005 bis 2009 verfünffacht. Die Nachfrage nach ARBOFORM und den weiteren TECNARO Werkstoffen ARBOBLEND und ARBOFILL explodiert geradezu, sagt die Geschäftsführung. Ein Grund dafür ist einerseits die Umweltfreundlich-keit und andererseits der wettbewerbsfähige Preis. Dieser Erfolg drückt sich auch in der Mitar-beiterzahl aus, die im Produktionsbereich in diesem Jahr um 50 Prozent gestiegen ist. Das gleiche gilt für die Produktionsfläche, die ebenfalls um 50 Prozent ausgeweitet werden konnte.

Autor:
Holzi am 31. Mär. 2010 um 04:50 Uhr
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