Forstverein sieht Beitrag der Forstwirtschaft zur natürlichen Waldentwicklung in Deutschland in Studie belegt



Erstmals wurde in einer umfangreichen Studie der Schutzstatus der Wälder in Deutschland erhoben. Knapp 330.000 ha (3% der Gesamtwaldfläche von 11 Millionen ha) werden bereits heute oder mittelfristig nicht genutzt und dauerhaft ihrer natürlichen Waldentwicklung überlassen. „Die Studie enthält eine Reihe wichtiger Einzelheiten zur Versachlichung der kontroversen Diskussion zwischen Naturschutz und Forstwirtschaft“, so Carsten Wilke, Präsident des Deutschen Forstvereins (DFV).

Die Studie belegt nach Auffassung des Deutschen Forstvereins die guten Ergebnisse von 300 Jahren nachhaltiger Forstwirtschaft in Deutschland, auch zur Erfüllung der Ziele der Biodiversitätsstrategie. „Die Waldeigentümer und Forstbetriebe in Deutschland haben ein wirksames Mosaik unterschiedlicher Wälder ohne Holznutzung geschaffen“, so Wilke, „Darin enthalten sind auch Wälder mit guten und sehr guten Produktionsbedingungen, d.h. die Forstbetriebe verzichten freiwillig auf erhebliche wirtschaftliche Erträge.“ Der Forstverein fordert deshalb bei weiteren Forderungen nach Flächenstilllegungen für die Waldbesitzer einen angemessenen finanziellen Ausgleich der wirtschaftlichen Einbußen, die durch diesen Nutzungsverzicht entstehen.

Es sollten nach Ansicht des Forstvereins zunächst auch solche Waldflächen in die Bilanz aufgenommen werden, die an Steilhängen oder in Feuchtgebieten liegen und somit technisch oder ergonomisch nicht für die Holznutzung zugänglich sind. Diese Gebiete werden oftmals in den forstlichen Betriebswerken ohnehin dauerhaft aus der Bewirtschaftung gestellt. Ebenso sollten markante Einzelbäume oder kleine Baumgruppen im Wald berücksichtigt werden, da sie als wichtige Bausteine zum Biotopverbund gelten. Der Forstverein sieht sich in seiner Haltung bestärkt, dass in einer multifunktionalen Forstwirtschaft Ziele des Waldnaturschutzes erfüllt werden, wenn sie sich fachlich und objektiv begründen lassen.

Die Studie wurde federführend im Zeitraum von 2011 bis 2013 durch die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz (BfN) erstellt. Die Definition der natürlichen Waldentwicklung wurde dabei streng ausgelegt (s. Kasten). Nicht einberechnet wurden u.a. Flächen, die aus arten- oder naturschutzfachlichen Gründen gepflegt werden, beispielsweise zum Erhalt historischer Waldformen (Hutewälder, Mittelwälder etc.) oder zur Biotoperhaltung für Tierarten wie Auerhahn und Biber. Die Studie baute auf Angaben der staatlichen, kommunalen und privaten Waldeigentümer auf, die daraufhin verifiziert wurden. Aufgrund der Freiwilligkeit der Angaben kann die Studie gerade im Privatwald eine komplette flächendeckende Erfassung nicht garantieren.

„Wälder mit natürlicher Waldentwicklung“:
Wälder mit natürlicher Entwicklung umfassen Waldbestände ohne eine direkte Einflussnahme des Menschen. Die dauerhafte Aufgabe der forstlichen Nutzung sowie das Unterlassen von Eingriffen zur Sicherung von Naturschutzzielen auf einer abgegrenzten Fläche von ≥ 0,3 ha stellt hierfür die Grundvoraussetzung dar. Auf diesen Flächen wird das Ziel verfolgt, die dauerhaft ungestörte Entwicklung natürlicher Prozesse zu gewährleisten. Als Wälder mit natürlicher Entwicklung gelten auch diejenigen waldfähigen Standorte , auf denen jegliche menschliche Nutzung dauerhaft eingestellt und eine Waldsukzession absehbar ist.
Autor:
Holzi am 15. Okt. 2013 um 14:47 Uhr
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