Wertmäßig hat die Produktionsleistung der Holzindustrie im Jahr 2010 um 10,6 % zugelegt. Damit konnte der Einbruch 2009 (-15,2 %) zum Teil kompensiert werden, gesamthaft bleibt aber immer noch ein Minus von 6 % (von 2010 zu 2008). "Statistisch gesehen liegt die Holzindustrie mit diesen Werten exakt im Industriedurchschnitt, jedoch mit unterschiedlichen Entwicklungen in den einzelnen Bereichen", erklärte Dr. Erich Wiesner, Obmann des Fachverbandes der Holzindustrie, vor Journalisten.
Die Wohnmöbel-, die Platten-, die Ski- und die Sägeindustrie sowie jene Bereiche des Bausektors, die in der Sanierung und Renovierung tätig sind, konnten sich gut behaupten und zulegen.
Wesentliche Teile der Holzbranche sind aber von der Entwicklung der Baukonjunktur und von den Chancen auf den Exportmärkten abhängig. In Österreich haben die Bauleistungen zwischen 2008 bis 2010 um mehr als 8 % abgenommen. Bei einem prognostizieren Wirtschaftswachstum 2011 von 2 % gehen die Wirtschaftsforscher von einer negativen, bestenfalls stagnierenden Bauentwicklung in Österreich und Europa aus. Die hohe Schuldenlast der öffentlichen Haushalte, die Verunsicherung bei Unternehmen, die ihre Investitionen aussetzen und die Zurückhaltung auch im privaten Bereich lassen auch in naher Zukunft keine baldige Erholung zu. Wichtige Absatzmärkte sind zudem von gesellschaftspolitischen Umwälzungen und Naturkatastrophen betroffen. Die Auswirkungen lassen sich noch nicht klar abschätzen.
Holzindustrie beweist sich als stark außenhandelsorientierte Branche mit einer Exportquote von 73 % und einer Exportsteigerung um 11,1 %
Nach den starken Exporteinbrüchen im Vorjahr 2009 hat sich der Außenhandel 2010 wieder erholt. Die Holzindustrie ist eine stark außenhandelsorientierte Branche mit einer Exportquote von beachtlichen 73 %. Überproportional tragen dazu Nadelschnittholz, Leimholz, Holzwerkstoffe (Platten) und Ski bei. Das Gesamtvolumen 2010 lag bei 5,04 Mrd. EUR. Dies entspricht einer Steigerung von 11,1 % gegenüber dem Vorjahr.
Mit 74,7 % (3,77 Mrd. EUR) war die Europäische Union der wichtigste Abnehmer österreichischer Holzprodukte. Hauptabnehmer sind Deutschland und Italien. Die restlichen 25,3 % verteilten sich auf Resteuropa mit 12,2 %, die Entwicklungsländer mit 3 % und die übrigen Länder (wie USA und Japan) mit 10 %.
2010 wurden auch um 7,7 % mehr Holzprodukte importiert, insgesamt im Wert von 3,38 Mrd. EUR. Auch im Bereich der Importe zählt die Europäische Union zum wichtigsten Handelspartner mit einem Anteil von 86,9 %.
Die Holzindustrie ist einer der wenigen Industriezweige mit einer kontinuierlich positive Handelsbilanz. 2010 wurde eine Steigerung um rund 19 % (1,67 Mrd. EUR) gegenüber dem Vorjahr erreicht. Gemeinsam mit den anderen Bereichen der Wertschöpfungskette Holz- und Forstwirtschaft befindet sich der Außenhandelsüberschuss auf einem annähernd gleichen Niveau wie der Tourismus in Österreich.
Der Jahreseinschnitt 2010 lag bei rund 16 Mio. fm Rundholz. Die Schnittholzproduktion steigerte sich von 8,5 Mio. m³ auf 9,6 Mio. m³. Der Start in das jetzige Jahr war besonders erfreulich, bei einem durchaus guten Produktionsniveau verzeichnete die Sägebranche im 1. Quartal 2011 ein beachtliches Exportplus von 16 %.
"Diese Steigerung wird vermutlich nicht in der gleichen Dynamik weiterverlaufen", erläuterte Christoph Kulterer, Vorsitzender der Österreichischen Sägeindustrie. "Die Schnittholzpreise sind zwar gestiegen, können jedoch den noch stärkeren Anstieg bei den Rundholzpreisen nicht kompensieren". Die gute Produktion war auch deshalb möglich, weil insbesondere der Kleinwald bis jetzt intensiver als zuvor genutzt hat. Für den Sommer wird weiterhin Rundholz benötigt, doch scheint aufgrund der Situation auf den Absatzmärkten bei den Preisen das obere Ende der Fahnenstange erreicht. Insbesondere in Italien sind weitere Schnittholz-Preiserhöhungen schwer durchsetzbar.
Der Inlandsmarkt funktioniert derzeit sehr gut. Der Absatz auf dem Hauptexportmarkt Italien konnte im ersten Quartal nur unterdurchschnittlich zulegen. Erschwerend kommen hier die langen Zahlungsfristen und die fehlende Liquidität hinzu. In der Levante wird im Fastenmonat Ramadan ebenfalls mit einen Rückgang zu rechnen sein.
Seit der letzten Waldinventur 2000-2002 hat die Waldfläche um 30.000 ha zugenommen. Allerdings fand auch eine Verschiebung der Baumarten statt: die Fichte verringerte sich um 100.000 ha zugunsten von Laubholz (+134.000 ha). Man darf aber nicht vergessen, dass diese Entwicklung für die österreichische Säge- und Holzindustrie bedeutende wirtschaftliche Auswirkungen hat, da das Nadelholz mit über 95 % die wichtigste Holzart in der Verarbeitung darstellt.
13 % der heimischen Wälder sind naturschutzrechtlich geschützt. Nach Meinung von Christoph Kulterer haben wir in Österreich eine ausgewogene, nachhaltige und gut funktionierende Forstwirtschaft, die weltweit vorbildlich ist. Weitere Nutzungsbeschränkungen - wie sie derzeit in der EU gefordert werden - sind aber in Österreich nicht sinnvoll und notwendig! Es sollte vielmehr die Wirtschaftsfunktion des Waldes anerkannt und entsprechend seiner unterschiedlichen Funktionen beibehalten werden: gesunder Ökoraum, Lebensgrundlage und Arbeitsplatz für viele Menschen in ländlichen Regionen.
Biomasse hat im Portfolio der erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle inne. Seit Einführung des Ökostroms sind die Tarife zurückgegangen, die Preise von fossilen Energieträgern jedoch drastisch gestiegen. Es gibt viele positive und gut funktionierende Beispiele, die von der holzverarbeitenden Industrie selbst oder in enger Kooperation mit ihr geschaffen worden sind.
Die derzeitige Ökostromdiskussion ist etwas irreführend, weil vor allem politisch getriebene Projekte problematisch sind. Es wurde hier zu wenig auf Effizienz oder auf die tatsächlichen regionalen Möglichkeiten der Rohstoffversorgung geachtet.
In Zukunft muss der Ausbau daher dort stattfinden, wo die höchste Effizienz gegeben ist. Konzepte, die sich entweder nur nach der thermischen oder nur nach der elektrischen Energieausbeute richten, sind zu überdenken.
40 % des Gesamtenergieverbrauchs der Union entfallen auf Gebäude! Der Sektor expandiert, der Energieverbrauch wird weiter steigen. Daher werden die Senkung des Energieverbrauchs und die Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen im Gebäudesektor als wesentliche Maßnahmen gesehen. Bedeutende Schritte sind bereits eingeleitet worden.
Um die Sanierungsrate weiter zu steigern ist eine Verschiebung der Fördermittel vom Neubau zur Sanierung notwendig. Da ab 2020 im Neubau nur mehr Fast-Nullenergiehäuser gebaut werden sollen, kann die Neubauförderung auf diese Bauqualität konzentriert werden. Derzeit liegt der Holzanteil im Bereich der Passiv- / Fast Nullenergiehäuser bei 52 % und hat aufgrund der technisch konstruktiven und ökologisch-ökonomischen Besonderheiten noch viel Potenzial. Das geringe Gewicht des Materials, die Möglichkeit der präzisen Vorfertigung, die trockene Bauweise und die Flexibilität der Konstruktion ermöglichen maßgeschneiderte Lösungen für die meisten Sanierungsvorhaben. Beispiele dafür sind das Eco2building Konzept und Konzepte für den Hochhausbau.
Derzeit wird die Überarbeitung der Richtlinien zur Harmonisierung der Bautechnikverordnung in Österreich durch das OIB (Österr. Institut für Bautechnik) abgeschlossen. Hier haben wir uns intensiv bemüht, weitere Verbesserungen durchzusetzen. Die wesentliche Forderung ist, dass endlich eine Harmonisierung "im wahrsten Sinne des Wortes" eintritt und gleichartige Anforderungen in allen Bundesländern umgesetzt werden. Es kann nicht das Ziel sein, dass im Zuge dieser Überarbeitung zusätzliche unterschiedliche Anforderungen durch verzögerte oder verschiedenartige Umsetzung auf Landesebene definiert werden. Die Holzindustrie fordert insbesondere klare und einheitliche Regelungen für den Energieausweis (RL 6) und endlich eine Umsetzung der wesentlichen Richtlinie Brandschutz (RL2) in allen Bundesländern.
Ausbildung, Normung, Forschung sowie Marketing und Lobbying - das sind die zentralen Themenfelder, in die wir in Zukunft noch mehr investieren wollen. Aus diesem Grund wurde auf breiter Basis das Aktionsprogramm "wood 2020" für regionale, nationale und internationale Maßnahmen zur Förderung der Holzanwendung entwickelt. Die Branche hat sich hier geschlossen dafür entschieden, gemeinsam in die Wettbewerbsfähigkeit und Weitentwicklung der Industrie zu investieren und dadurch die Holzanwendung noch stärker anzukurbeln.
Der Hauptfokus wird bei der Markterschließung in Zentral- und Südosteuropa sowie im Mittelmeerraum liegen, bei Investitionen in die Ausbildung (Kuchl) & Forschung und schließlich bei Werbung und Öffentlichkeitsarbeit.
Drei zentrale Punkte sind dabei die Schwerpunktmaßnahmen zur Förderung der kleineren und mittleren Unternehmen, die intensive Bearbeitung Holz und CO2 sowie der Einsatz von Holz im urbanen Bereich.
(Quelle: wko.at )
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