„Die Bioenergie deckt weltweit 14% des Endenergie-Bedarfs. Bis 2030 soll der Anteil mehr als verdoppelt werden, um die Klimaziele zu erreichen. Dies ist möglich und hängt vor allem von den politischen Rahmenbedingungen ab“, erklärt Heinz Kopetz, Präsident des Weltbiomasseverbandes, anlässlich des 18. Österreichischen Biomassetages in Salzburg.
Ein Leitfaden in der Bioenergie-Entwicklung lautet: Priorität für regionale Produktion und Nutzung der Bioenergie, doch es gibt weltweit Regionen mit großem Überschuss an Biomasse und Ballungsgebiete mit einer deutlichen Unterversorgung. Daher nimmt der Handel mit Biomasse wie zum Beispiel mit Pellets, Hackgut und Biotreibstoffen deutlich zu. Dieser überregionale Ausgleich ist laut Kopetz sinnvoll und notwendig. In einer Reihe afrikanischer Länder deckt die Bioenergie mehr als 50% des Energiebedarfs. Auch in einigen europäischen Ländern liegt dieser Anteil bei 30% – ähnlich wie in Brasilien. Österreich hat ebenfalls ein beachtliches Nutzungs-Potenzial.
Die zentrale Bedeutung und die positiven Effekte der Biomasse für die Energiewende werden in vielen Ländern unterschätzt – teilweise auch in Österreich. Beispielsweise warnen die Sozialpartner vor dem Klimaschutz. Die Industrie würde aus Europa vertrieben werden und Arbeitsplätze verloren gehen. Gleichzeitig haben Pelletsheizer im vergangenen Jahr 179 Mio. Euro eingespart und durch die Verwendung von 880.000 Tonnen Pellets den C02-Ausstoß um mehr als eine Million Tonnen verringert. Demnach ist es möglich, den Ausstoß an Treibhausgasen deutlich zu verringern und im gleichen Zug Geld zu sparen. Die Sozialpartner haben mit ihrer Warnung nur dann Recht, wenn sie vor großem Einsparungsdruck in der Exportindustrie warnen, der letztlich dem Klima nicht viel bringt, weil dann die Betriebe außerhalb Europas investieren, wo sie keine CO2-Zertifikate kaufen müssen. Dazu Kopetz: „Die Sozialpartner liegen gänzlich falsch, wenn sie daraus den Schluss ziehen, Österreich soll sich generell gegen ehrgeizige Klimaschutzziele stellen. Denn ein zunehmender Klimawandel ist neben Atomunfällen und Atomkriegen die größte Bedrohung der künftigen wirtschaftlichen und ökologischen Entwicklung – auch für Österreich. Wir brauchen eine kluge Klimaschutzpolitik, die dort den Hebel ansetzt, wo die Umstellung wirtschaftliche Vorteile und neue Arbeitsplätze bringt. Der Schwerpunkt der C02-Reduktion soll nicht in der Großindustrie, sondern muss in der Wärmeversorgung und Stromerzeugung liegen, ergänzt durch gewisse Steuerungsmaßnahmen im Verkehr.“
Mit einem Langfristprogramm, das 1,7 Millionen Öl- und Gasheizungen in Österreich auf Biomasse, Solarthermie und Fernwärme umstellt, könnte man den C02-Ausstoß um mehr als 10 Millionen C02 reduzieren und noch dazu fast 2 Milliarden Euro einsparen und viele Arbeitsplätze schaffen. „In vielen Diskussionen wird übersehen, dass jedes Haus, das 3000 Liter Öl verbraucht, acht Tonnen C02 emittiert und so den Klimawandel verstärkt“, schildert Kopetz. „Die Schlüsselmaßnahme für eine kluge Klimapolitik ist eine ökologische Reform des Steuersystems. Angesichts sinkender Ölpreise würde eine höhere Besteuerung fossiler Energien die Konsumenten kaum treffen, sondern de facto die Öl und Gas produzierenden Länder. Die Mehreinnahmen kann der Staat zu einer zusätzlichen Senkung der Steuern und Abgaben auf Arbeit verwenden.“ Weltweite Entwicklungen zeigen, dass Bioenergie sich vor allem in jenen Industrieländern rasch entwickelt, die fossile Energien höher besteuern und die Abgabenlast auf Arbeit senken. Große Investitionen in die Bioenergie, wie sie aktuell in Ländern wie Brasilien, USA, China, Schweden und kürzlich auch in Ungarn erfolgten, zeigen, dass die Nutzung der Bioenergie einen Mehrfachnutzen bringt: neue Arbeitsplätze, wirksamen Klimaschutz, erhöhte Versorgungssicherheit und Kosteneinsparungen für die Konsumenten (vor allem im Wärmesektor). Diese Erfahrung bestätigen auch die vielen Investitionen, die in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten auf dem Gebiet der Bioenergie erfolgten.
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