Professor der OTH Regensburg erforscht die Elektrogitarre



Ein Vierteljahrhundert lang galt sein Ohr den Elektrotechnik-Studierenden in Regensburg, fast sein ganzes Leben lang aber galt es Gitarrenklängen. Genauer gesagt: E-Gitarren-Klängen. Manfred Zollner ist Musiker von Kindesbeinen an, mit zehn bekommt er seine erste akustische, vier Jahre später die erste E-Gitarre. Mit seiner Giesing-Truderinger Schülerband spielt er in den 60ern die Hits der Shadows, Rolling Stones und Beatles rauf und runter. Das nötige Equipment ist für die Jungs schier unerschwinglich: „Das war damals alles sehr teuer, also habe ich mir meinen Verstärker selbst gebaut“, sagt Zollner. Man schreibt das Jahr 1964.

Heute, 50 Jahre später, sitzt Manfred Zollner in einem Kellerraum des Gebäudes der OTH Regensburg in der Seybothstraße. Hier ist das Elektroakustik-Labor der Hochschule; ein Ein-Mann -Labor, in dem Professor Dr. Manfred Zollner seit Anfang der 90er Jahre das betreibt, was er rückblickend als sein Lebenswerk bezeichnet: Gitarrenforschung. Auf einem Tisch an der Seite des Labors stehen von ihm zusammengeschraubte Röhrenverstärker, gegenüber steht ein Cortex-Kunstkopf, eine Tür führt in einen reflexionsarmen Raum mit vergittertem Boden und Glasfaserkeilen an Wänden und Decke.

Hier unten hat Prof. Dr. Manfred Zollner E-Gitarren und ihren Klang jahrelang systematisch mit äußerster Akribie untersucht: Saiten, Hals, Korpus, Tonabnehmer – sämtliche Bestandteile einer E-Gitarre hat er in seine Messungen mit einbezogen. Und damit seine Ergebnisse nicht nur seine Studierenden zu Gehör bekommen, hat er ein Buch geschrieben: „Physik der Elektrogitarre“. Die Bibel eines jeden technikbegeisterten Gitarristen. Und davon muss es einige geben.

Prof. Dr. Zollners Homepage (https://hps.hs-regensburg.de/~elektrogitarre/index.html) ist beliebt, sie zählt mehr als 77000 Page Views. Und zu den Workshops von Prof. Dr. Zollner über Elektroakustik, Psychoakustik, Elektrogitarre, Röhrenverstärker und Messtechnik, pilgern promovierte Physiker genauso wie Vollblut-Musiker. Hier erfahren sie, wie eine Saite mithilfe eines Pendels reproduzierbar angezupft werden kann, um sodann ihre Schwingung zum Beispiel mittels Laser-Vibrometer zu messen. Dass der hölzerne Korpus einer E-Gitarre kaum Rückwirkungen auf die Saite hat, egal, ob er aus preisgünstigem Erlenholz oder aus teurem Ebenholz hergestellt worden ist, will ihm so mancher eingefleischte Musiker nicht glauben.

„Bei Musik spielen eben Emotionen eine große Rolle. Es gibt Gitarristen, die ihr Leben lang nach der richtigen Gitarre suchen“, weiß Prof. Dr. Zollner. „Es gibt auch Musiker, die darauf schwören, dass ihre Gitarre einen viel besseren Sound hergibt, wenn sie zuvor auf minus 180 Grad eingefroren war; Cryo-Tuning nennt man das. Aber das ist rein psychologisch, technisch gibt es keinen messbaren Unterschied“, sagt Prof. Dr. Zollner.
Und so hat er mit seinen objektiven Analysen Schritt für Schritt so manchen Gitarrenmythos entzaubert.

Für ihn selbst hält der Zauber der Elektrogitarre immer noch an: Einmal im Monat fährt er zum Musikerstammtisch nach Wolfratshausen. Dort trifft er sich mit Musikerkollegen, und es ergibt sich die eine oder andere Session. „Mit immer neuen Leuten zusammenzuspielen ist viel interessanter, als eine fertige Band“, sagt Prof. Dr. Zollner. „Nur die Vibrations, die müssen stimmen.“ Mit dem im Selbstverlag erscheinenden, 1200 Seiten starken Buch „Physik der Elektrogitarre“ erfüllt er sich zu seiner Pensionierung im kommenden Jahr einen großen Wunsch: „In diesen zwei Bänden ist meine Arbeit als Wissenschaftler verewigt.“

Autor:
Holzi am 02. Jun. 2014 um 17:02 Uhr
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