Sich mit 4,1% Umsatzplus erfolgreich gegen Konsumschwaeche



Die oberfränkische Polstermöbelindustrie hat im ersten Halbjahr 2008 in einem schwierigen Konjunkturumfeld ein positives Ergebnis erzielt und sieht der weiteren Entwicklung mit gedämpftem Optimismus entgegen. Das schon vorher unbefriedigende Konsumverhalten der Deutschen hat sich im ersten Halbjahr weiter verschlechtert. Insolvenzen im Einzelhandel spiegeln die verunsicherte Haltung der Verbraucher wieder. Krisenstimmung macht sich breit, auch wenn die Konjunkturdaten dies eigentlich nicht bestätigen. Die gesamte deutsche Möbelindustrie weist für das erste Halbjahr ein Umsatzplus von 4,3% aus, das jedoch wesentlich vom Investitionsgüterbereich wie den Büro- und Ladenmöbeln getragen wurde. Betrachtet man nur die Polstermöbelindustrie, so ergeben sich wesentlich schlechtere Zahlen, denn ihr Umsatz verringerte sich hier laut amtlicher Statistik um 6,6% gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Die oberfränkische Polstermöbelindustrie hat in diesem schwierigen Umfeld eine deutlich positivere Entwicklung genommen, denn sie schreibt keine rückläufigen Umsatzzahlen, sondern weist für das 1. Halbjahr. 2008 ein Plus von 4,1% aus. Damit hat sich zwar der Umsatzzuwachs gegenüber dem Verlauf des gesamten Jahres 2007, wo der Zuwachs noch bei 4,8% lag, etwas abgeschwächt, jedoch sind die oberfränkischen Polsterer offensichtlich besser aufgestellt als die übrige Polstermöbelindustrie in Deutschland und stemmen sich dem Negativtrend mit Erfolg entgegen. Auch der Auftragseingang der ober-fränkischen Polstermöbelindustrie lag im 1. Halbjahr insgesamt noch bei einem Plus von 3,5%. Jedoch ist eine deutliche Abwärts-entwicklung im zweiten Quartal nicht zu übersehen. Die Verkaufspreise sind im 1. Halbjahr 2008 gegenüber dem Vorjahreszeitraum lediglich um 2,8% gestiegen. Dies wirkt sich negativ auf die Erträge der Industrie aus, denn die Kostensteigerungen der Hersteller aus dem Zulieferbereich, insbesondere Material, Logistik und Energie bewegen sich seit Monaten zwischen 5 und 9 % und sind in einzelnen Bereichen sogar zweistellig. In Folge dieser seit Monaten anhaltenden Problematik geraten die Möbelproduzenten in eine massive Kalkulationsklemme, da der Handel Preiserhöhungen nur sehr ungern akzeptiert. Mittlerweile ist es aber eine existentielle Frage für die Hersteller geworden, die Kostenbelastungen weitergeben zu müssen.

Dazu sind Preisanhebungen im Bereich von 5% unbedingt erforderlich. Zusätzlich erweisen sich auch die bisher üblichen Preisbindungsverpflichtungen, die die Hersteller mit dem Handel eingehen und die eine Spanne von einem Jahr und mehr umfassen, als nicht mehr akzeptabel. Plötzliche, während der Laufzeit auftretende Preissteigerungen im Zulieferbereich, die vom Hersteller gezahlt werden müssen, sind dann nicht mehr verkraftbar. Die oberfränkische Polstermöbelindustrie hat im 1. Halbjahr 2008 ihre Anstrengungen im Export weiter verstärkt. Das Auslands-geschäft hat einen Anteil von 29 % am Gesamtumsatz erreicht, was eine Steigerung um 3,8 % bedeutet. Auch hier ist allerdings für das 2. Halbjahr mit einer Eintrübung zu rechnen, denn auch im €-Raum sind die Anzeichen für eine abflauende Konjunktur nicht zu übersehen. Insbesondere wichtige Absatzmärkte für die deutsche Möbelindustrie, wie die Niederlande, Großbritannien und Österreich, zeigen Verschlechterungen. Im Vorfeld der Hausmessen vom 3. bis zum 8. Oktober 2008 ist die oberfränkische Polstermöbelindustrie gut aufgestellt und kann dem Handel ein interessantes Warenangebot vorstellen.

Leider kommt der Möbelhandel offensichtlich von seiner Gepflogenheit, die Umsätze in erster Linie über Rabatte zu stimulieren, nicht los. Der Kampf des Handels und der Einkaufsverbände um immer neue Konditionen zu Lasten der Hersteller wird so schnell nicht enden, obgleich inzwischen einzelne Hersteller insbesondere im konsumigen Preisbereich sich diesem Trend entgegen stemmen. Die immer wieder geübte Kritik an der „Rabattmentalität“ des Handels hat bisher noch zu keiner Trendumkehr geführt. Die aktuellen Schwierigkeiten des Marktes lassen die oberfränkischen Polstermöbel-hersteller nicht unberührt, wie die jährliche Umfrage des Verbandes nach der Stimmungslage in den Betrieben zeigt. Nach dem 1. Halbjahr 2008 geben die Firmen insgesamt eine schlechtere Situationsbeurteilung ab als noch im Jahr 2007. Mit der aktuellen Geschäftsentwicklung sind immerhin noch mehr als 85 % der Firmen zufrieden.

Eine Mehrheit von rund 47 % der Firmen berichtet von einer günstigeren Entwicklung im 1. Halbjahr 2008 gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Weitere 40 % melden eine gleich bleibende Lage, und nur 13 % sprechen von einer Verschlechterung. Deutlich anders stellt sich die Einschätzung der Ertragssituation dar. Nur noch 13 % der Firmen - und nicht mehr ein gutes Drittel der Firmen wie noch im gesamten Jahr 2007 - berichten über eine bessere Ertragslage. Rund 26 % der Firmen sprechen dagegen von schlechteren Erträgen. Die Mehrheit von 60 % der Firmen teilt eine gleich bleibende Ertragslage mit. Bei den Geschäftserwartungen für das Gesamtjahr 2008 rechnet immer noch eine Mehrheit von 40 % der Firmen mit einer besseren Entwicklung, rund 27 % der Firmen gehen von einer unveränderten Entwicklung aus und ein Drittel der Firmen erwartet schlechtere Geschäfte. Die Beschäftigtenzahlen haben sich im 1. Halbjahr 2008 mit einem Zuwachs von 0,2 % ebenfalls geringfügig positiv entwickelt. Im Bereich der gewerblichen Auszubildenden ist sogar ein Zuwachs von 5,3 % festzustellen. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in den Betrieben ist von 40,1 Stunden in 2007 auf jetzt 39,6 Stunden zurückgegangen. Gleichwohl wird Kurzarbeit nur noch vereinzelt in der Industrie eingesetzt. Man bedient sich flexibler Arbeitszeiten, die sich am Auftragseingang ausrichten. Nach wie vor denkt keine der Firmen am Standort Oberfranken an die Verlagerung ihrer Produktion.

Der Zukauf von Produktion im Ausland wird auch zunehmend schwieriger, wie das Beispiel Polen zeigt. Das Hauptlieferland für deutsche Möbelimporte weist mit einem Minus von 1,4 % eine negative Entwicklung und rasante Preissteigerungen auf. Die jüngste Insolvenzmeldung einer Möbelhandelsfirma, die besonders auf Zukäufe in Polen gesetzt hat, ist ein Anzeichen für diesen Trend. Sowohl der Handel als auch die Industrie müssen sich verstärkt Gedanken machen, wie durch alternative Verkaufswege der Vertrieb gestärkt werden kann. Vertikalisierung und eigenständige Bewirtschaftung der Flächen durch die Lieferfirmen sind hier die Stichworte. Der Handel sollte sich darauf einstellen, der Industrie hier mehr Spielraum einzuräumen und verkrustete Strukturen aufzubrechen, um den Konsumenten wieder mehr zum Möbelkauf anzuregen. Die Individualisierung des Geschmacks weiter Käuferschichten und eine breite Bedürfnisskala der Käufer bestimmen nach wie vor die Möbelnachfrage. Die Industrie bedient diese große Vielfalt von Stilrichtungen - auch alle Altersgruppen finden bedarfs- und geschmacksgerechte Angebote. Gerade beim Kauf neuer Polstermöbel werden die Kunden sichtbar individuell bedient. So kann der Kunde heute Sitzhöhe, Sitztiefe, Bezugsstoff, Lehnenbreite, Farbe der Füße jeweils auf seine eigenen Bedürfnisse abstimmen. Erkennbar ist ein Trend zu kleineren Sitzmöbeln und Sofas.

Die klassische 1, 2, 3 Garnitur wird seltener gewählt. Natur und weiß sind Trendfarben, die sich nicht nur in den Oberflächen der Kastenmöbel wiederfinden, sondern auch bereits bei Bezugsstoffen für Polstermöbel. Gewebte Bezugsstoffe sind ebenfalls im Trend. Manche Designer sehen blaue Bezugsstoffe im Kommen. Ergonomie spielt auch bei Sitzmöbeln eine zunehmende Rolle. Für den normalen Geschmack sehen sich die oberfränkischen Polsterer zuständig, und die Individualisierung und Anpassung an die Wünsche der Kunden bezüglich der Gestaltung der Möbel ist ein gutes Verkaufsargument. Die Marktnähe ist nach wie vor ein großer Vorteil für deutsche Produzenten, für die Qualität und schnelle Lieferzeiten selbstverständlich sind. Einen umfassenden Überblick über die aktuellen Trends erhält der Handel durch die bevorstehenden Herbstmessen, durch die sich die oberfränkische Möbelindustrie neue Impulse erhofft.

Autor:
Holzi am 08. Okt. 2008 um 09:24 Uhr
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