Tischler blicken pessimistisch in die Zukunft



Vergangenheit: sehr gut, Gegenwart: in Ordnung, Zukunft: richtig schlecht. In einem Satz lassen sich so die wirtschaftlichen Daten des nordrhein-westfälischen Tischlerhandwerks zusammenfassen, die der Fachverband des Tischlerhandwerks NRW anlässlich seiner Mitgliederversammlung Mitte November vorstellte.
Der Geschäftsklima-Index, der in den beiden vergangenen Jahren einen deutlichen Aufwärtstrend verzeichnete (Frühjahr 2007: 104 Punkte), sackte aktuell auf 75,2 Punkte ab. „Wir hatten in der Vergangenheit, vor allem in den 90er Jahren, schon deutlich schlechtere Ergebnisse“, stellte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Dieter Roxlau fest, „aber die Ergebnisse unserer Konjunkturumfrage zeigen deutlich, dass die Tischler wie alle anderen Wirtschaftszweige auch die rezessiven Tendenzen zu spüren bekommen.“

Die aktuelle Geschäftslage wird von immerhin 43,8 Prozent der Tischler noch als positiv bewertet. Nur 9,4 Prozent bezeichnen sie als schlecht. Auch beim Umsatz sieht es im Moment noch gut aus. Bei 43,5 Prozent der befragten Tischler ist der Umsatz gestiegen, bei 38,6 Prozent gleichgeblieben und nur bei 17,9 Prozent gesunken. Auffällig ist dabei, dass die Kleinbetriebe mit weniger als fünf Mitarbeitern deutlich schlechter abschneiden. Ein Viertel von ihnen (25,2 Prozent) verzeichnete einen gesunkenen Umsatz. Im Vergleich dazu waren es bei Betrieben mit 10 bis 20 Mitarbeitern nur 5,6 Prozent. „Die Kleinbetriebe verlieren den Anschluss an die wirtschaftliche Entwicklung“, fasste Hauptgeschäftsführer Dieter Roxlau die Lage zusammen.

Die Beschäftigtenzahl im nordrhein-westfälischen Tischlerhandwerk hat sich in diesem Herbst kaum verändert. 71,1 Prozent der Betriebe gaben an, dass ihre Beschäftigtenzahl unverändert sei. In 16,8 Prozent der Fälle wurde Personal abgebaut.

So beruhigend die aktuellen Zahlen auch wirken, sobald es an die Zukunft geht, werden die Tischler pessimistisch. „Über die Hälfte aller befragten Tischler erwarten, dass sich die Geschäftslage verschlechtert, und dass durch alle Fertigungsschwerpunkte und Betriebsgrößenklassen hindurch“, machte Dieter Roxlau deutlich. Nur 4,4 Prozent der Befragten glauben, dass sich ihre Geschäftslage verbessern wird, 45,4 gehen von einer gleichbleibenden Geschäftslage aus. Noch schlechter sieht es bei der Auftragsentwicklung aus. Hier erwarten 54,9 Prozent der Tischler einen Rückgang. Trotzdem will das Tischlerhandwerk seine Mitarbeiter halten. 80,2 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich ihre Mitarbeiterzahl nicht verändern wird.

Um diese Arbeitsplätze auch langfristig zu erhalten, sei es wichtig, dass die Politik das Handwerk und den Mittelstand unterstütze, forderte Alfred Jacobi, der Vorsitzende des Verbandes. „Uns ist klar, dass es sich bei den Banken, Versicherern und Autobauern um Schlüsselindustrien der deutschen Wirtschaft handelt. Aber wir dürfen auch nicht zulassen, dass durch staatliche Interventionen zugunsten der Großindustrie und der Großfinanz die Gewichte einseitig verschoben werden und der Mittelstand zunehmend in den Hintergrund gedrängt wird.“ Alfred Jacobi plädierte ausdrücklich nicht für neue Subventionen für das Handwerk, sondern für eine mittelstandsfreundlichere Vorgehensweise der Politik. „Ich denke dabei vor allem an die Begrenzung der Quote der Sozialkosten, an das völlig verunglückte Konstrukt des Gesundheitsfonds oder an die Frage der Steuerprogression, Stichwort: Mehr Netto vom Brutto.“ Der Fachverband Tischler NRW wird mit seinen Partnerverbänden in nächster Zeit daher darauf drängen, die wichtigen mittelstandspolitischen Fragen wieder stärker in das Bewusstsein der Politiker zu rücken .

Welchen Erfolg eine gute Verbandsarbeit erzielen kann, zeigt die wirtschaftliche Entwicklung des nordrhein-westfälischen Tischlerhandwerks in den vergangenen Jahren. Nach einer elfjährigen Durststrecke konnte 2006 erstmals wieder ein kräftiger Umsatzanstieg von 9,4 Prozent verzeichnet werden. Ein Jahr später konnten sowohl Umsatz als auch die Beschäftigtenzahl gesteigert werden. Dies sei, so Dieter Roxlau, natürlich der guten wirtschaftlichen Entwicklung zu danken. „Aber es fällt schon auf, dass wir in Nordrhein-Westfalen signifikant besser abschneiden als das Tischlerhandwerk im übrigen Bundesgebiet.“ Während der Umsatz auf Bundesebene in den vergangenen drei Jahren um 5,9 Prozent gestiegen ist, kletterte er in NRW mit 18,2 Prozent rund dreimal so schnell nach oben. Der Hauptgeschäftsführer ist sich sicher: „An diesem überproportionalen Anstieg haben unsere Marketingmaßnahmen einen entscheidenden Anteil!“

Seit Einführung der Marke „tischler nrw“ im Jahr 2002 hat der Fachverband verschiedenste Werbemaßnahmen entwickelt und umgesetzt. So können die Betriebe und Innungen die Leistungsfähigkeit des Tischlerhandwerks anhand von drei verschiedenen Ausstellungen präsentieren. Alle drei Jahre lockt der von einer landesweiten Werbeaktion begleitete „Tag des Tischlers“ mehrere hunderttausend Menschen in die Tischlerwerkstätten NRWs. „Diesen erfolgreichen Weg“, betonte Dieter Roxlau, „wird der Fachverband Tischler NRW weiter verfolgen - auch und gerade in Zeiten einer drohenden Rezession!“

Autor:
Holzi am 19. Nov. 2008 um 05:48 Uhr
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