Volkswirtschaftlich gesehen ein dickes Minus-Geschäft



Die führenden Betriebe der deutschen Nadelholzsägeindustrie trafen sich zur zweiten Sitzung des „Forum Nadelholz“ in Bad Biebelried bei Würzburg. Auf der Agenda standen aktuelle branchenpolitische Themen und Handlungsfelder. Sehr intensiv diskutiert wurde die aus Sicht der Unternehmen nicht mehr akzeptable Preis- und Marktpolitik maßgeblicher Landesforstbetriebe. Unternehmer und Verbände kündigen eine eingehende juristische Prüfung an.

„Die Preispolitik der den Markt prägenden Rundholzanbieter ist schon lange nicht mehr nachhaltig und schließt eine realistische Preisfindung faktisch aus“, so das Fazit aus der ersten Sitzung des Forums Nadelholz . Und auch in der zweiten Sitzung wurde dieses Thema intensiv und unter fachkundiger Begleitung der Anwaltskanzlei COMMEO aus Frankfurt (M) diskutiert: „Unterm Strich erweist sich die Rundholzpreispolitik der Landesbetriebe für die jeweiligen Länderhaushalte als dickes Minusgeschäft“, war die einhellige Vermutung der Unternehmensvertreter. Zwar hielten einige Landesbetriebe den Rundholzpreis künstlich hoch und erwirtschafteten so aktuell vorzeigbare Überschüsse. Schon kurz- bis mittelfristig werde aber diese Preispolitik weitere Sägebetriebe in den Ruin führen, wie aktuelle Beispiele zeigen. Diese Unternehmen fielen dann in der Folge als Steuerzahler aus und es koste zudem auch Arbeitsplätze im ländlichen Raum.

Es geht dabei nach Meinung der Unternehmensvertreter längst nicht mehr nur um die Marktfähigkeit einzelner Unternehmen, sondern um die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wertschöpfungskette insgesamt: Deutsche Nadelschnittholzprodukte seien mittlerweile auch im Inland nicht mehr konkurrenzfähig. Die höchste Wertschöpfung aus volkswirtschaftlicher Sicht gesehen, erziele der nachwachsende Rohstoff Holz bekanntlich nicht ‚rund’, sondern vor allem in der Weiterverarbeitung. „Wir wollen weiter bedeutende Arbeitgeber und Steuerzahler im ländlichen Raum bleiben. Dies können wir jedoch nur, wenn die Rahmenbedingungen wir wettbewerbsfähig bleiben“, so der einmütige Tenor unter den Forumsteilnehmern.

In diesem Zusammenhang weisen die Unternehmensvertreter auf den im Jahr 2008 mühsam verhandelten Kompromiss mit dem Bundeskartellamt zur gebündelten Vermarktung von Rohholz aus dem Kleinprivatwald hin: „Das vermutlich unbedachte Marktverhalten einiger Landesbetriebe setzt die insbesondere im kleinteiligen Privatwald so wichtigen Betreuungsstrukturen fahrlässig aufs Spiel. Eine erneute kritische Prüfung durch das Bundeskartellamt könnte diesen Wettbewerbsvorteil gefährden.“

Die an der Sitzung des Forums teilnehmenden Vorstände der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher e.V. (AGR), des Verbands der Deutschen Säge- und Holzindustrie e.V. (VDS) sowie des Bundesverbandes der Säge- und Holzindustrie Deutschland e.V. (BSHD) wollen das Thema verbandsübergreifend aufarbeiten. Gemeinsam soll nun zunächst die rechtliche Situation eingehend geprüft und auch über die kartellrechtlichen Bedenken und Grenzen aufgeklärt werden. Zudem will man intensive Gespräche im politischen Raum über die möglichen Konsequenzen der Gewinnmaximierung in den ehemaligen Landesforstverwaltungen initiieren.

An der Sitzung nahmen folgende Firmen teil: Ante-Holz GmbH, Klenk Holz AG, Pfeifer Holz GmbH, Klausner Holding Deutschland GmbH, Rettenmeier Holding AG, Binderholz Deutschland GmbH, Ilim Timber Europe GmbH, Ziegler Holzindustrie KG, Ladenburger GmbH und Egger Sägewerk Brilon GmbH.

Autor:
Holzi am 18. Apr. 2012 um 08:18 Uhr
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