Der erste Termin der Lohn- und Gehaltstarifverhandlungen für die Holzindustrie in Westfalen-Lippe endete am 12.05.2011 in Herford ergebnislos. Die Gespräche wurden von beiden Seiten trotz aller Kontroversen sehr sachlich geführt. Die gewerkschaftliche Forderung nach 5,8 Prozent mehr Lohn durch die Vertreter der IG Metall wiesen die Arbeitgeber als deutlich überzogen zurück.
Die zweithöchste Forderung der IG Metall seit dem Jahr 2000 stieß auf Unverständnis. Verhandlungsführer Dr. Lucas Heumann, Hauptgeschäftsführer der Tarifträger-Verbände der Holz- und Möbelindustrie Westfalen-Lippe: „Die Gewerkschaft begründet ihre Forderungen vor allem mit der allgemeinen Preissteigerung, der gestiegenen gesamtwirtschaftlichen Produktivität und der Erhöhung der Kaufkraft. Das ist durchaus nachvollziehbar, geht aber an den Realitäten der Möbelbranche vorbei. Die Arbeitnehmerseite schätzt die wirtschaftliche Situation in unserem Industriesegment falsch ein. Wir sind aus der Krise noch nicht heraus. Aktuell sind nicht nur die wirtschaftlichen Kennzahlen des Jahres 2000 noch nicht wieder erreicht, wir liegen sogar 13 Prozent unter den Branchenwerten von 2000.“
Im Übrigen, so Heumann weiter, seien die Entwicklungen der unterschiedlichen Branchen wie Küchen-, Wohn- oder Polstermöbel alles andere als homogen. Es werde von Zuwachs, aber ebenso von Stagnation und sogar von Verlust berichtet. Die Tarifabschlüsse in Hessen bezeichnete Heumann als überzogen und daher auf Westfalen-Lippe nicht übertragbar.
In anderen Punkten der Verhandlungen erzielten die Tarifpartner ebenfalls keine Annäherung. Dabei ging es u.a. um eine deutliche Anhebung der Ausbildungsvergütungen, die noch höher ausfallen soll als in anderen Tarifgebieten, und die Forderung nach einer Übernahmeverpflichtung von Auszubildenden. Dr. Heumann: „Wir sehen hier die Gefahr, dass dadurch sogar weniger Ausbildungsplätze entstehen könnten. Wir müssen stattdessen die Vielseitigkeit und die Attraktivität der Berufe in der Möbelbranche ins Bewusstsein der jungen Menschen rücken.“ Es gibt also viel Diskussionsbedarf in den Gremien, bevor sich die Vertragspartner zur Fortsetzung der Tarifverhandlungen am 6. Juni 2011 wiedertreffen.
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