Benediktinerabt zu Gast bei Mitgliederversammlung



Die Mitglieder des nordrhein-westfälischen Tischlerhandwerks haben auf ihrem Frühjahrstreffen in Mülheim an der Ruhr eine Änderung ihrer Verbandssatzung beschlossen. Demnach umfasst das Fachgebiet des Verbandes nun neben dem Tischler-Handwerk auch „die Montage von Einrichtungssystemen, Bau- und Möbelfertigteilen.“

Montagebetriebe hätten eine stärkere wirtschaftliche Bedeutung bekommen, erklärte Hauptgeschäftsführer Dieter Roxlau den Hintergrund für die Satzungsänderung, die noch vom Wirtschaftsministerium bestätigt werden muss. Mit 8.500 eingetragenen Betrieben, die sich mit dem Einbau von Baufertigteilen beschäftigen, gäbe es mehr reine Montage- als Tischlerbetriebe. Es bestehe die Gefahr, dass sie wie die Bestatter eine eigene Organisation gründen. Außerdem drohe eine eigene, dreijährige Ausbildung zum Monteur, „die nicht in unserem Sinne sein kann“, so Dieter Roxlau.

Die Montage betrifft auch immer mehr Tischler, wie eine Befragung unter den Mitgliedsbetrieben ergab. Bei 43 Prozent der befragten Betriebe ist die Montage schon ein wichtiger Bereich. 41 Prozent sehen dort weiteren Qualifizierungsbedarf. Der Fachverband will deshalb seine Fachgruppe Montagtechnik wiederbeleben, die in den letzten Jahren wegen mangelnden Interesses von handwerksähnlichen Betrieben eingeschlafen war. Auch dieses Mal soll die Gruppe Anlage-B-Betrieben offen stehen, die Fortbildung werde sich aber in erster Linie an Tischler richten, versicherte Dieter Roxlau.

Auf Vorbehalte stieß die Bitte des Vorstandes bei einigen Innungen, sich ebenfalls für handwerksähnliche Montagebetriebe zu öffnen. Sie befürchten wie die Innung Münster eine „Verwässerung des Tischlererscheinungsbildes.“ Deshalb wurde eine weitere Satzungsänderung auf den Herbst verschoben. Diese sah Einzelmitgliedschaften für handwerksähnliche Montagebetriebe in der Fachgruppe in den Fällen vor, in denen sich die lokale Innung nicht für solche Betriebe geöffnet hätte. Dies soll nun erst einmal in den Innungen diskutiert werden.

Mehr geliebt als gefürchtet
Ein weiteres Thema auf der Mitgliederversammlung war die werteorientierte Unternehmensführung. Dazu war als Gastredner der Benediktinerabt Stephan Schröer in die Mülheimer Stadthalle gekommen. Benedikt von Nursia hatte zu Anfang des 6. Jahrhunderts zwei Klöster gegründet. Für seine Mönche schrieb er Ordensregeln nieder, nach denen sich die Benediktinergemeinschaften noch heute richten. So auch die Abtei Königsmünster in Meschede, wo Stephan Schröer lange Jahr Abt war. Einige der Grundregeln Benedikts hätten eine hohe Aktualität, erklärte der Abt und stellte diese für seine Zuhörer in Zusammenhang mit modernen Unternehmen.

„Führung ist nicht primär der Job, der gute Kohle bringt, sondern der Dienst am Menschen“, machte Abt Schröer am Anfang seine Einstellung deutlich. In einem Unternehmen solle es Dienst- und keine Herrschaftsverhältnisse geben, auch wenn dies in der Realität oft an menschlichen Schwächen scheitere. Das sei auch dem Ordensgründer Benedikt bewusst gewesen, als er seine Regeln zur Auswahl von Führungskräften verfasste. In einem Kloster sind dies der Abt und der Cellerar, der für die Ein- und Ausgaben der Gemeinschaft verantwortlich ist. So sollten diese das Gespür für den rechten Augenblick besitzen. Sie sollten den entschlossenen Ernst des Meisters mit der liebevollen Güte des Vaters verbinden, zitierte Abt Schröer aus den Ordensregeln. „Es tut jedem Betrieb gut, wenn der Chef ein Gespür für die Sorgen seiner Mitarbeiter hat“, verdeutlichte er den Bezug zur Gegenwart. „Er suche mehr geliebt, als gefürchtet zu werden.“

Ideen ersticken
Auch für „das Betriebsklima“ hatte Benedikt eine Regel entworfen. Bei wichtigen Entscheidungen seien alle Mitglieder des Klosters einzuladen und der Abt müsse ihnen zuhören. Besonders den Jüngeren, „da diese bessere Ideen haben.“ „Mit Erfahrungen können Ideen erstickt werden“, warnte Abt Schröer seine Zuhörer vor einer gewissen Selbstzufriedenheit. Generell sei ein offener und ehrlicher Austausch wichtig.

„Ora et labora“, bete und arbeite, sei die Grundregel der Benediktiner, auch wenn dieser Satz nicht vom heiligen Benedikt stamme. Für das Gebet könne man auch Vision und Motivation einsetzen. Vision und Arbeit dürften nicht nur quantitativ nebeneinander stehen, riet der Abt. „Es muss eine lebendige Brücke sein, die Kraft aus der Vision in den Alltag bringt.“ Und diese Vision müsse von Werten gestützt sein, seien es christliche oder beispielsweise humanistische. „Werte geben meinem Leben Sinn.“

Zum Schluss empfahl Altabt Stephan Schröer seinen Zuhörern, auch die Chancen als Führungskraft zu sehen, und den Mut zum realistischen Träumen. „Wer mit beiden Füßen auf der Erde steht, kommt nicht vorwärts. Wer vorwärts kommen will, muss gehen.“

Autor:
Holzi am 21. Mai 2008 um 13:48 Uhr
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