Mit dem „Haus der Zukunft“ ins Finale in Madrid



Es ist ein Prestigeobjekt, das seit 2008 die Abteilung „Forschung und Entwicklung“ an der Hochschule Rosenheim in Atem hält: Rund 50 Studierende verschiedener Fakultäten planen und bauen seit knapp zwei Jahren in Kooperation mit Partnern aus Wirtschaft und Forschung ein energieeffizientes und innovatives Wohngebäude, dessen kompletter Energiebedarf ausschließlich durch die Kraft der Sonne gedeckt wird. Mit dem „Haus der Zukunft“ stellt sich das Wettkampfteam aus Rosenheim, eines von nur vier ausgewählten Teilnehmern aus Deutschland, dem internationalen Hochschulwettbewerb „Solar Decathlon Europe 2010“ in Madrid. Ende Juni wird der Sieger gekürt.

Im Jahr 2010 findet der Hochschulwettbewerb, der bislang nur in Washington, USA, ausgetragen wurde, zum ersten Mal auch auf europäischem Boden statt - Veranstalter des „Solar Decathlon Europe 2010“ ist das Energieministerium der USA gemeinsam mit der spanischen Regierung und dem spanischen Wohnungsbauministerium.

Beim „Solaren Zehnkampf“ treten insgesamt 19 ausgewählte Hochschulteams aus der ganzen Welt an. Das Rosenheim-Team – „Team ikaROS Bavaria“ setzt sich aus rund 50 Studierenden der Fakultäten für Holztechnik und Bau, Informatik, Innenarchitektur, Ingenieurwissenschaften, Wirtschaftsingenieurwesen und der Fakultät für angewandte Natur- und Geisteswissenschaften zusammen. Die seit Oktober 2008 gemeinschaftlich mit Professoren der Hochschule Rosenheim zu lösende Aufgabe lautet: Planung und Bau eines nur mit solarer Energie versorgten Wohngebäudes mit einer Grundfläche von 74 m2 – bis Juni 2010. Da startet der Wettbewerb in Madrid. Über insgesamt zehn Tage müssen sich die Wettkampfteams in zehn verschiedenen Disziplinen messen lassen. Am Samstag, 26. Juni 2010 steht der Sieger fest.

Der Wettbewerb

Die Herausforderungen, die an die Hochschulteams gestellt werden, sind vielfältig wie komplex: Neben hohen Anforderungen an die Energieeffizienz und an die Einbindung solarer Energiegewinnung in das Konzept gilt es, Transport und eine schnelle wie zuverlässige Montage in Madrid zu meistern. Bewertet werden außerdem die architektonischen Qualitäten des Gebäudes, die Kommunikation von Ideen und Konzepten sowie deren Marktfähigkeit. In punkto Komfort, Technik und Nachhaltigkeit muss das Rosenheimer Solarhaus ebenso überzeugen wie mit Innovationen.

Ziel des Wettbewerbes ist es, eine breite Öffentlichkeit anzusprechen, um sie gegenüber für die Möglichkeiten einer energieeffizienten Bauweise und dem Einsatz von regenerativen Energien zu sensibilisieren. Weiterhin möchte der Wettbewerb die Markteinführung innovativer solarer Energietechnologien fördern und beweisen, dass energieeffizientes Bauen in der Verbindung mit
hohem Wohnkomfort und architektonischer Qualität möglich ist.

Entwurf

Grundlegend für den Entwurf sind eine modulare Bauweise und ein flexibler Grundriss, der sich an die unterschiedlichen Bedürfnisse der Bewohner anpassen lässt. Das Gebäude ist einerseits als Wohnhaus für nur zwei Personen geplant, bringt aber auch zusätzlich zwei Übernachtungsgäste unter und ermöglicht ein Dinner für bis zu acht Personen. Ein zentraler Küchenblock dient als Treffpunkt in der Mitte des großzügig geschnittenen Wohnraumes. Hier finden alle notwendigen Küchengeräte und Arbeitsutensilien ihren Platz. Ein in der Länge erweiterbarer Esstisch befindet sich im Anschluss an den Küchenblock und kann bei Bedarf vollständig verstaut werden.

Partner

Gefördert wird das Forschungsprojekt an der Rosenheimer Hochschule auf Beschluss des Deutschen Bundestages durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Rahmen des Förderprogramms „EnOB. Forschung für Energieoptimiertes Bauen“ sowie durch die Stiftungen „Sparkassenstiftung Zukunft für die Stadt Rosenheim“ und „Sparkassenstiftung Zukunft für den Landkreis Rosenheim“.

Dankenswerte Unterstützung fand das Projekt vor allem durch die Zusammenarbeit mit ca. 50 Firmen, die finanziell wie ideell oder in Form von großzügigen Sachleistungen eine Realisierung des Rosenheimer Solarhauses erst möglich gemacht haben. Unterstützt wurde das Projektteam außerdem durch das Institut Fenstertechnik (ift), Fraunhofer Allianz Bau und dem ZAE Bayern.

Mehrwert und späterer Nutzen

Die Planung und Umsetzung des „Haus der Zukunft“ erforderte unterschiedliches, spezialisiertes Know-How – Wissen, das die Hochschule Rosenheim mit ihren Kernkompetenzen in den Bereichen Technik, Wirtschaft und Gestaltung alleine stellen konnte. Über das gemeinsame Arbeiten an einem Projekt über Studiengangs- und Fakultätsgrenzen hinweg entstanden neue Synergieeffekte, die langfristig von Nutzen sein werden.

Auch nach dem Wettbewerb wird das „Haus der Zukunft“ verschiedentlich ausgestellt: Am 24. Juli 2010 wird es der oberste Schirmherr des Rosenheimer Projekts, Dr. Wolfgang Heubisch, Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst auf der Landesgartenschau eröffnen. Dort kann das Solarhaus von der Öffentlichkeit besucht werden. Führungen durchs Haus bieten Studierende des „Team ikaROS Bavaria“ an.

Anschließend wird das „Haus der Zukunft“ auf der Messe „BAU2011“ in München gemeinsam mit den anderen deutschen Teilnehmerhäusern zu sehen sein. Dann wird es Teil der „Nullenergiestadt“ Bad Aibling (bei Rosenheim): Dort wird es als Appartement an das Parkhotel B&O angeschlossen und als solches zu buchen sein. Zu Forschungszwecken der Hochschule Rosenheim steht es aber weiterhin zur Verfügung.

Autor:
Holzi am 08. Jul. 2010 um 08:24 Uhr
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