Noch ist Stroh am Bau ein Exot – doch der „goldene Baustoff“ nimmt rasant Fahrt auf: Das Norddeutsche Zentrum für Nachhaltiges Bauen in Verden baut gerade den größten mehrstöckigen Strohballenbau Europas. „Das Haus in Verden zeigt, dass auch anspruchsvolle Gebäude in dieser Technik gebaut und mit Lehm verputzt werden können“, sagt Dirk Fanslau-Görlitz, Regionalbetreuer der Klimaschutz- und Informationskampagne „Haus sanieren – profitieren“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). In Kooperation mit dem Netzwerk Nachhaltiges Bauen und dem Norddeutschen Zentrum für Nachhaltiges Bauen gibt die Kampagne in einer vierteiligen Serie einen Überblick über die wichtigsten Dämmmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen, die derzeit am Markt erhältlich sind.
In Deutschland werde auf einer Fläche von rund sechs Millionen Hektar Getreide angebaut, erklärt Thomas Isselhard, Vorsitzender des Netzwerkes Nachhaltiges Bauen und Partner der DBU-Kampagne. „Stroh wird in einer nachhaltigen Landnutzung vielfach für den Humuserhalt auf den Feldern und damit als Wertstoff eingesetzt. Doch der Teil, der dazu nicht verwendet wird, kann auch zu Ballen gepresst und anschließend zum Beispiel als hochwertiger Dämmstoff genutzt werden. Für die Herstellung ist damit kaum zusätzlicher Energieaufwand notwendig“, zeigt der Experte für Strohballendämmung die Vorteile der „goldenen Halme“ auf.
Seit 2006 besteht die allgemeine bauaufsichtliche Zulassung für die so genannten Baustrohballen. Der Fachverband Strohballenbau Deutschland e.V. (FASBA) hatte im Rahmen eines von der DBU geförderten Forschungsvorhabens die erforderlichen Baustoff-Tests erfolgreich durchführen lassen. „Seitdem können Strohballenhäuser wie jedes andere Haus gebaut werden, wenn der getestete und zugelassene Wandaufbau verwendet wird“, erklärt Isselhard. Die Anfragen von Interessenten, die mit Stroh bauen, nähmen stetig zu. Es sei aber nach wie vor schwer, Handwerksbetriebe zu finden, die diese Bauweise anböten.
Hausbesitzer, die wissen möchten, ob eine nachträgliche Dämmung an ihrem Haus Sinn macht, können den kostenlosen Energie-Check der DBU-Kampagne in Anspruch nehmen. Bei der Erstberatung nimmt ein eigens geschulter Handwerker, Architekt oder Energieberater die verschiedenen Gebäudeteile „unter die Lupe“ und bewertet sie nach ihrer Energieeffizienz. Eine Broschüre, die im Anschluss ausgehändigt wird, gibt Aufschluss über die weiteren Schritte zum sanierten Eigenheim. Eine Liste mit Energie-Checkern in ganz Deutschland finden Hausbesitzer auf www.sanieren-profitieren.de.
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