Der Bund will die Lkw-Maut auf Bundestraßen und kleinere Lastwagen ausweiten, um Mindereinnahmen durch das jüngste Wegekostengutachten zu verhindern. Für regionale Wirtschaftszweige wie die Holzindustrie hätte dies schwerwiegende Folgen.
„Das Cluster Forst und Holz zeichnet sich zwar durch kurze Wege aus. Doch selbst bei Transporten im Nahbereich würden mit der geplanten Maut schon sehr hohe Gebühren für die Unternehmen anfallen“, sagte Lars Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverbandes e.V. (DeSH). Die Vorteile der regionalen Wertschöpfung im ländlichen Raum würden durch die Pläne von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt konterkariert.
Dieser beabsichtigt, die bisher auf Autobahnen anfallende Lkw-Maut ab Juli 2015 auf vierspurigen und ab 2018 auf allen Bundesstraßen einzuführen. Grund: Gemäß dem neuesten Wegekostengutachten muss der Bund die Maut senken, da er wegen niedriger Zinsen Kosten bei der Straßensanierung spart. Hierdurch entstehen Einbußen von rund zwei Milliarden Euro. Um die Lücke teilweise zu schließen, soll die Maut nun auf Bundesstraßen und Lkw ab 7,5 Tonnen ausgeweitet werden.
Eine Maßnahme, die nach Ansicht des DeSH die vielen kleinen und mittleren Unternehmen im ländlichen Raum schwäche, die für eine regionale Verzahnung entlang der Wertschöpfungskette Forst und Holz auf die Bundesstraßen angewiesen seien.
„Der Holztransport ist die Achillesferse der Holzindustrie“, sagt auch Dr. Denny Ohnesorge, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher e.V. (AGR). Seit Jahren arbeite man in der Branche an Konzepten, wie man Holz effizienter transportieren könne, um die Holzspediteure und die Holzindustrie international wieder wettbewerbsfähig zu machen. „Das Fahren auf deutschen Straßen wird jedoch immer teurer und im internationalen Vergleich steigt der Wettbewerbsdruck. So haben mehrere europäische Nachbarstaaten die zulässigen Gesamtgewichte von Holztransporten erhöht“, so Ohnesorge.
Aktuell koordiniert die AGR ein gemeinsames Forschungsprojekt von Unternehmen der Holzindustrie, des Holztransportgewerbes sowie Vertretern des Waldbesitzes und Forschungseinrichtungen, um Effizienzpotentiale aufzeigen und die Holztransportlogistik in Baden-Württemberg zu verbessern. „Mit einer zusätzlichen Maut auf Bundesstraßen droht Deutschland endgültig den Anschluss zu verlieren“, prophezeit Ohnesorge.
Das Netz der Bundesstraßen in Deutschland ist insgesamt rund 40 000 Kilometer lang. In einem ersten Schritt waren 2012 bereits 1100 Kilometer mautpflichtig geworden. Auf Autobahnen gilt die Lkw-Maut seit 2005. Die Mautsätze liegen derzeit bei rund 17 Cent je Kilometer. Der Bund erzielt mit ihr Einnahmen von jährlich rund 4,5 Milliarden Euro.
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