Kombinieren in allen Formen und Farben - Trendbericht imm cologne 2014



Die derzeitigen Trends im Einrichtungsbereich scheinen widersprüchlich: Einerseits hält die starke Nachfrage nach natürlichen Materialien an, allen voran nach Holz - in Eiche wie in stark gemaserten, dunklen Qualitäten, ergänzt durch helle Hölzer wie Esche oder Birke. Auch Filz und - stärker werdend - Leder stehen hoch im Kurs. Andererseits steht den Menschen der Sinn wieder nach mehr Farbe .
Stuhl Tisch
Und da heute alles erlaubt ist, ist der dominierende Trend das Kombinieren an sich: Holz wird mit starken Farb-Akzenten in Kontrast gesetzt, unterschiedliche Hölzer kombiniert, Natur-Look mit bunt lackierten Kleinmöbeln aufgefrischt und mit offenkundig künstlichen Elementen und Materialien wie Hightech-Textilien, Plastik-Stühlen und futuristischen Strukturen konfrontiert.

Der Designkulturen-Clash geht sogar quer durch einzelne Möbel, deren Elemente fragmentiert und neu zusammengesetzt erscheinen - Verschraubungen, Verzahnungen, Materialcollagen und individuell wählbare Kombinationen verschiedener Polster-, Textil und Farbqualitäten etwa bei Stühlen sind das ästhetische Merkmal auch und gerade bei hochwertigen Produkten. Wer es noch origineller mag oder den regelmäßigen Flohmarktbesuch für trendorientierte Streifzüge nutzt, versammelt um den Esstisch gleich eine Reihe völlig unterschiedlicher Stühle, Sessel und Hocker - Hauptsache kein Einheitsbrei. Und auch die Wohnwand wartet mit farblich abgesetzten Akzenten auf, deren Platzierung auch schon mal frei gewählt werden kann. Zusammensetzung ist das Zauberprinzip individueller und individualisierbarer Möbel.

Wer will sich schon auf Jahrzehnte auf einen Stil festschreiben lassen - das war etwas für die Eltern, aber nicht für uns. Modernes Leben ist bewegt, dynamisch, veränderbar. Wir wollen unser Leben und unsere Wohnung alle paar Jahre mal umkrempeln. Aber unsere guten Stücke aussortieren? Nein, das wollen wir nicht mehr, das ist weder cool noch politisch korrekt, sind wir der Wegwerfgesellschaft doch allmählich überdrüssig (zumindest in einigen Bereichen) und überzeugt von nachhaltigen Produkten. Wie also soll der Wunsch nach Beständigkeit inmitten der Schnelllebigkeit mit dem Impuls, sich mit oder gegen den Strom zu bewegen, vereinbart werden?

Aus dieser Klemme heraus greift er nach allem, was ihn in seinem Stil-Spagat hilft: individuelle Möbel wie Re-Editionen oder solche mit Gebrauchsspuren - echtes Original oder mit Used-Optik auf Vintage getrimmt - versprechen Geschichte zu schreiben oder zumindest Geschichten zu erzählen; hölzerne Hocker mit Häkelbezug oder stählerne Stühle mit folkloristisch gemustertem Kissen sehen aus wie von der Oma selbstgemacht oder geerbt und lassen sich auch schnell wieder verändern; puristische Esstische aus altem Holz, das Abrissbauten wie etwa alten Scheunen entnommen wurde und den Charme authentischer Geschichte atmet, auf einem filigranen Eisengestell montiert, wirken alt und modern zugleich. Solche Möbel lassen sich immer wieder neu kombinieren, farblich in neuen Kontrast setzen - wie im aktuell angesagten Colour-Blocking - und selbst in ihren Funktionen verändern.

Hochgradig angesagt sind auch Do-it-yourself-Möbel und -Accessoires. Hier wird dem Charakterstück gerne mit Lack und LED, Schablone und Pinsel, Nadel und Faden oder schlicht neuen Knäufen nachgeholfen. Handmade-Portale lassen den Traum vom handgemachten Original von der Garderobenleiste bis zur Kommode wahr werden. Doch es gibt auch Möbel, die Individualisierung und die Möglichkeit zur Veränderung vom Werk aus mitbringen. Schon fast Standard ist das Customizing-Prinzip bei Polstermöbeln, die bei Füßen und Bezügen eine immer breiter werdende Auswahl bieten. Nachträglich auswechselbare Bezüge kommen dem Wunsch nach einem Updating noch weiter entgegen. Doch auch Regalsysteme und Schränke, deren Module sich ohne großen Aufwand neu zusammensetzen lassen, legen bei Variantenbreite und Ausdrucksmöglichkeiten zu. Stühle, deren Polsterteile sich in diversen Farb- und Bezugsqualitäten zusammenstellen lassen, eröffnen neue Möglichkeiten zur Individualisierung und zur Anpassung an individuelle Interior Designs. Und sogar Leuchten lassen sich aus mehreren Modulen zu individuellen Strukturen verbinden.

Den Möglichkeiten scheinen kaum Grenzen gesetzt. Auf den Messen des neuen Jahres, allen voran der internationalen Einrichtungsmesse imm cologne, wird sich zeigen, wie weit die Möbelindustrie sich schon auf die widersprüchlichen Wünsche der Konsumenten eingestellt hat. Das Spektrum an Stilen, Materialien und Funktionen bei den Möbeln wird das eine, die Individualisierbarkeit das andere sein. Die hohe Zahl an Re-Edition und Redesigns nach den Vorbildern klassischer Designs von Aalto bis van de Velde jedenfalls lässt auf eine Verstetigung des Trends zu Möbeln mit Charakter und Qualität hoffen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich solche Klassiker auch nach Jahren immer wieder in einem neuen Licht präsentieren. Davon träumt der Konsument von heute - dass manche Dinge niemals wirklich alt werden.

Autor:
Holzi am 07. Jan. 2014 um 08:54 Uhr
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