Spin-Off der Uni Bonn: Von der Fensterbank zum Marktführer



Es begann mit ein paar Stecklingen auf der Fensterbank einer Studentenbude. Heute bewirtschaften der Agraringenieur Peter Diessenbacher und die Volkswirtin Allin Beatrice Gasparian 30 Plantagen mit insgesamt 100.000 Kiribäumen – Tendenz: steigend. Vor vier Jahren haben die beiden Absolventen der Uni Bonn einen Fonds über das begehrte Holz aufgelegt. Seitdem schreiben sie mit ihrem Unternehmen „WeGrow“ Erfolgsgeschichte. Über 10 Millionen Euro Eigenkapital in zwei Projekten verwaltet WeGrow bereits. Damit ist das Unternehmen Marktführer unter den geschlossenen Holzfonds.

Der Name WeGrow ist Programm: Das Unternehmen sammelt bei Anlegern Geld ein und investiert es in die Anlage und Bewirtschaftung von Kiribaum-Plantagen. Nach zehn Jahren erfolgt die Holzernte und die aus Japan stammenden Pflanzen werden geschlagen. WeGrow kümmert sich um den Verkauf des Holzes; der Erlös fließt – nach Abzug der Kosten – an die Anteilseigner. Diese können auf saftige Gewinne hoffen: Eine Verdopplung des eingesetzten Kapitals sei durchaus drin, versprechen die Firmengründer. Zumindest dann, wenn sich der Holzpreis weiterhin so entwickele wie bisher.

Grüne Geldanlage

Zwei geschlossene Holzfonds über je fünf Millionen Euro Anlagekapital hat WeGrow bereits aufgelegt. Die knapp 1.000 Investoren tun damit auch etwas gegen die Erderwärmung. Denn Kiribäume wachsen bis zu zwei Meter pro Jahr und binden dabei jede Menge des „Klimakillers“ Kohlendioxid. „Bei 5.000 Euro Einlage können wir so viele Bäume pflanzen, dass sie rund 2,5 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr fixieren“, rechnet Diessenbacher vor. „Damit fährt ein Auto 13.000 Kilometer klimaneutral.“

Dass die ursprünglich aus Asien stammende Pflanze hierzulande so gut gedeiht, ist dabei kein Zufall. „In dem Projekt stecken viele Jahre Vorarbeit“, betont Diessenbacher. Schon während seiner Diplomarbeit an der Universität Bonn hat der Agraringenieur versucht, die Wuchseigenschaften des Baumes zu verbessern. „Wir haben rund 14.000 Kiribäume aus aller Welt gekreuzt und im Gewächshaus angezogen“, erzählt er. „Aus den Jungbäumen haben wir diejenigen ausgewählt, die mit dem deutschen Klima am besten zurecht kamen.“

Stabil, leicht, schön

Das Ergebnis der mehrjährigen Züchtungsarbeit ist die Sorte NordMax21. Sie kann winterliche Kälte überstehen und wächst dabei besonders schnell und gerade. Gerade in Deutschland gepflanzte Bäume zeigen zudem eine ausgesprochen schöne Maserung. „Der Wechsel zwischen warmen Sommern und kalten Wintern führt hierzulande zu ausgeprägten Jahresringen“, erklärt Diessenbacher.

Kiribaum-Holz ist trotz seiner geringen Dichte relativ fest. Aufgrund seiner guten Dämmeigenschaften und Witterungsbeständigkeit ist es vielseitig einsetzbar. Es eignet sich beispielsweise hervorragend zum Bau von Möbeln. Aber auch für Musikinstrumente, Boote oder Skier wird das japanische Gehölz verwandt. Selbst Reste lassen sich noch problemlos nutzen, sagt Peter Diessenbacher: „Wir haben kürzlich zusammen mit der Uni Göttingen Spanplatten hergestellt, die nur halb soviel wogen wie normal – bei gleicher Stabilität!“

Ganz ohne Risiko ist die Anlage in Holz allerdings nicht. Wie gut sich die Kiribäume entwickeln, hängt in starkem Maße von Umwelteinflüssen ab. Allin Gasparian und Peter Diessenbacher haben ihre Anbauflächen gegen Feuer und andere Naturgewalten versichert. Um die Gefährdung durch Parasiten zu minimieren, setzen sie zudem auf kleine Plantagen – inzwischen sind es zwischen Mannheim, Bonn und Rostock mehr als 30. Die Investoren können die Anbauflächen besuchen und ihrem Geld sprichwörtlich beim Wachsen zusehen.

Für den nächsten Fonds wird WeGrow zum ersten Mal Flächen außerhalb von Deutschland nutzen. „Momentan ist Spanien als Standort für uns hochinteressant – einerseits aus klimatischen Gründen, aber auch deshalb, weil Anbauflächen dort sehr günstig zu bekommen sind“, erläutert Diessenbacher. Aufgrund der höheren Temperaturen seien dort bereits nach fünf Jahren erste Holzernten zu erwartet.

Mit dem Tablet im Kiri-Wald

Schon jetzt kann das zehnköpfige WeGrow-Team die Plantagen nicht mehr komplett selbst betreuen. „Wir suchen Partner vor Ort – meist Land- oder Forstwirte, die ein zweites wirtschaftliches Standbein suchen – und schulen sie so, dass sie die Plantagen größtenteils selbst bewirtschaften können“, sagt Diessenbacher. „Ich selbst besuche jede der Flächen nur noch einige Male im Jahr.“

Allerdings gibt WeGrow die Kontrolle nicht komplett aus der Hand. Die Partner vor Ort dokumentieren den Zustand der jeweiligen Plantage regelmäßig mit Berichten und Fotos. „Wir haben eine App entwickelt, über die unsere Partner mit dem Tablet sämtliche Daten direkt von der Fläche auf unseren Server schicken können“, erklärt der Agraringenieur. So könne das Unternehmen die Vorgänge auf den einzelnen Standorten optimal steuern und kontrollieren.

Autor:
Holzi am 20. Nov. 2013 um 10:47 Uhr
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