Das Tischlerhandwerk unterliegt einem deutlichen Wandel. „Konzentration und Spezialisierung nehmen weiter zu“, erklärte Wilfried Altendorf, Vorstandsmitglied der Stiftung ProWood, in Frankfurt. „Unbestreitbar ist, dass das Handwerk eine der tragenden Säulen unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft ist und deshalb besondere Aufmerksamkeit verdient“, erläuterte er die Notwendigkeit der Untersuchung.
Die ProWood Stiftung hat fünf Jahre nach Veröffentlichung der ersten Studie mit der Neuauflage die damals erkannten Trends eindrucksvoll bestätigt und sie macht deutlich, dass diese Entwicklung weiter voranschreitet. Zwar ist der Umsatz im Tischlerhandwerk 2009 lediglich um 0,9 Milliarden auf 16,7 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr gesunken, jedoch ist die Zahl der Beschäftigten gegenüber dem Jahr 2004 um neun Prozent auf 178.800 gesunken.
Die Wertschöpfung hat deutlich nachgelassen. Der Wertschöpfungsanteil an den Erlösen aus der Fertigung hat zwischen 2004 und 2008 um mehr als fünf Prozent abgenommen. Die Ursachen hierfür reichen vom verstärkten Einsatz von Halbfabrikaten aus der Industrie, dem hohen Anteil von Beschlägen bis hin zum Materialmix mit Nicht-Holzmaterialien.
Die aktuelle Auftragslage ist bei 90 Prozent der Betriebe gut bis befriedigend. Die Geschäftslage bewerten 42 Prozent der Betriebe als gut, fast 47 Prozent als befriedigend. Bei den Erwartungen für 2010 rechnen zwei Drittel der Inhaber mit einer gleich bleibenden und ein Fünftel mit einer besseren Geschäftsentwicklung.
Bei den Arbeitsschwerpunkten sind weitere Veränderungen erkennbar. Gewinner in den vergangenen vier Jahren waren die Sektoren "Möbel/Innenausbau" sowie "Montage/Reparatur" mit einem Zuwachs von zehn Prozent. Verlierer war der Bausektor mit einem Negativsaldo von 2,7 Prozent. In den kommenden Jahren wird der Schwerpunkt „Gestaltung/Planung/Verkauf“ durchgängig an Bedeutung gewinnen und als Differenzierungsinstrument in den Vordergrund rücken. Ebenso werden die beiden Bereiche „Einbau und Montage“ sowie „Service und Reparatur“
zunehmen. Im Unterschied zu diesen Bereichen wird die Bedeutung der Fertigung zurückgehen.
Als im Jahr 2004 die ProWood-Studie „Strukturwandel im Tischlerhandwerk“ erschien, zog sie die Aufmerksamkeit des gesamten Schreiner- und Tischlerhandwerks auf sich. In der breit angelegten Befragung wurde erstmals statistisch verlässlich analysiert, wie sich die wandelnden Rahmenbedingungen auf die grundlegenden Strukturen und die bis dato bewährten Unternehmensmodelle des Handwerks auswirkten. Schnell wurde deutlich, dass neben der bestehenden Konkurrenz durch die Industrie weitere Wettbewerber, die Montagebetriebe, den
Handwerksbetrieben Marktanteile abnehmen.
Da die neue Auflage wie bereits die Analyse aus dem Jahr 2004 sich nicht auf die Analyse des vorgefundenen Ist-Zustands beschränkt, sondern vielmehr eine Reihe von Handlungsoptionen aufzeigt, wird auch diese Studie in den kommenden Jahren als kompetenter Ratgeber herangezogen werden.
Kommentar hinzufügen