Zur ordentlichen Mitgliederversammlung trafen sich in den Räumen des ‚Marta Herford‘ vergangene Woche die Mitglieder des Verbands der Holzindustrie und Kunststoffverarbeitung Westfalen-Lippe e.V., Herford. Unter Moderation von Hauptgeschäftsführer Dr. Lucas Heumann standen Satzungsänderungen und fällige Wahlen für die Besetzung der Ehrenämter im Fokus der Veranstaltung.
Einen besonderen Höhepunkt bildete der Gastvortrag von Handelsexperte Ulrich Eggert, Köln, zum Thema „Zukunft Vertrieb und Handel: Zukunft in Kooperationen“ – der in weiten Teilen einem wahren „Flächenbombardement“ an einschlagenden Argumenten und hintergründigen Gedankensprüngen – verbunden mit humorvoller Rhetorik – vergleichbar war.
Eggert, der seit weit über dreißig Jahren beratend in der Absatz- und Konsumgüterwirtschaft tätig ist, kann auf ein profundes Hintergrund- und Detailwissen gerade zur Möbelbranche zurückgreifen. Insbesondere mit den allseits bekannten Einkaufskooperationen des Handels ist er vertraut. Nachdenklich beachtet, fielen seine Beobachtungen und Visionen bei den anwesenden Geschäftsführern und Unternehmensvertretern der nordrhein-westfälischen Möbelindustrie auf fruchtbaren Boden.
In kaum nachzuahmender Weise beschrieb Eggert zunächst den Faktenkosmos in den entwickelten Industriestaaten (des Westens) im Übergang zur Dienstleistungsgesellschaft. Aufmerksamkeitsheischende Claims wie „In Zukunft ist Wissen weiblich“ oder „Das reale Einkommen von 1991 zu heute hat sich deutlich verändert: um minus 6%“ illustrierten die sich abzeichnenden Gegebenheiten für Industrie und Handel eindrücklich.
Nach den Worten Eggerts haben alle Branchenakteure in dem sich verschlechternden Marktumfeld – nicht nur für Möbel – dann eine Zukunftschance, wenn sie bereit sind, möglichst vielen Vertriebskanäle möglichst gleichzeitig und gleich intensiv aufzubauen und zu nutzen. Der Rückzug in die (luxuriöse) Nische muss scheitern, weil Discounter im Interesse der eigenen Wertschöpfung zunehmend im Qualitäts- und Preisniveau „obere“ und ausgefallene Positionen besetzen wollen.
Die Chancen heißen hingegen Markenaufbau und -pflege sowie Aufbau neuer Vertriebsformate als Differenzierungsmerkmale. Entscheidend sei bereits kurzfristig das Denken von Kundenseite her – „garniert“ mit einer originellen Servicepalette und real nachgefragten Dienstleistungsangeboten. Der Rettungsanker lautet „kooperieren“, auch um gegenüber anderen Branchen Paroli bieten zu können. In der Konsequenz werden sich Industrie und Handel immer tiefer vermischen, so Eggert, wie das Erfolgsmodell „Flächenpartnerschaft“ deutlich zeige.
Im internen, fachlichen Teil der Mitgliederversammlung standen neben dem Geschäftsbricht – mit den Schwerpunkten Konjunktur und anstehende Tarifverhandlungen, IMM und ostwestfälische Herbstmessen, Demografie und Ausbildungsinitiative der Möbelbranche sowie Struktur und Leistungsportfolio der Herforder Geschäftsstelle – verschiedene Satzungsänderungen im Mittelpunkt der Diskussion.
Neben Anpassungen, die eher in formalen Gegebenheiten oder gesetzlichen Änderungsvorgaben begründet waren, ist die Redaktion der Verbandssatzungen sinnvoll mit Blick auf die bekannten anstehenden Herausforderungen der Branche, wie Dr. Heumann in seinen Erläuterungen unterstrich.
Nach Entlastung von Geschäftsführung, Vorstand und Rechnungsprüfern wurde an erster Stelle Elmar Duffner als scheidender Vorsitzender des VHK Westfalen-Lippe herzlich für seine engagierte Arbeit der letzten Jahre gedankt. Seinen Dank in Form eines großen verbalen Blumenstraußes gab Duffner umgehend an Dr. Heumann und die Herforder Geschäftsstelle zurück. Dem dortigen Team wurde für die dauerhaft positive Einflussnahme auf die Verbandsgeschicke einhellig auch von allen Anwesenden uneingeschränkt Anerkennung gezollt.
Einstimmig verabschiedet wurden die Haushaltplanungen für 2013. Ebenso einstimmig wurde Wilfried Niemann als neuer Vorsitzender des Verbands der Holzindustrie und Kunststoffverarbeitung Westfalen-Lippe gewählt. Niemann zeigte sich überzeugt, den strukturellen Anpassungszwang auf die Branche verbandsseitig positiv zu gestalten.
Unterstützung ist sich Niemann durch seine einstimmig gewählten Stellvertreter Ludwig Hüls und Karl-Heinz Wennrich sicher. Ihren Erfahrungsschatz sowie facettenreiche Ansätze werden zudem die Beisitzer des Vorstands einbringen: Frau Regina Danielsmeyer und Frau Isabell Gössling, die Herren Delf Baumann, Dr. Daniel Böllhoff, Leo Brecklinghaus, Andreas Decker, Bernhard Hartmann, Helmut Roth, Dr. Günter Scheipermeier, Detlef Wittenbreder sowie Ulrich Wiemann. Ein zwangloses Get-Together schloss die Veranstaltung ab, bei dem vorhandene Netzwerke gepflegt und neue geknüpft wurden.
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