Beim Stichwort „demografischer Wandel“ denkt man in der Baubranche vor allem an zukünftige Probleme: Sei es an Fachkräftenachwuchs (da weniger Junge), sei es an Engpässe beim barrierefrei gestalteten Wohnungsbestand (da mehr Alte). Doch eine neue europaweite Studie stellt den professionellen Bauhandwerkern endlich einmal auch positive Effekte der Bevölkerungsalterung in Aussicht: Der verhasste Heimwerkermarkt dürfte schrumpfen, wenn die künftig überwiegend älteren Bauherren und Modernisierer weniger selbst mit anpacken können. Wird aus dem Heimwerker-Schlachtruf “Do it yourself” also bald die Bauherren-Bitte “Do it for me”? Eine heute noch kühn anmutende Hypothese – die jedoch von der aktuellen 13-Länder-Studie „Europäischer Heimwerker- und Renovierungsmonitor“ der USP Marketing Consultancy auf eine solide Datenbasis gestellt wird.
Die demografischen Fakten: die Alterung der europäischen Bevölkerung schreitet voran. Derzeit sind 17,5 Prozent der Gesamtbevölkerung in Europa in der Altersgruppe von 65 Jahren und älter. Schon 2020 wird der Anteil dieser Altersgruppe die 20 Prozent-Marke überschreiten und in den kommenden Jahrzehnten werden die Senioren einen immer größeren Teil der Gesamtpopulation einnehmen.
Die Ergebnisse der Befragung unter 12.000 europäischen Heimwerkern im Jahr 2013 sprechen bereits eine deutliche Sprache: in der Altersgruppe 65+ gibt es deutlich mehr Konsumenten, die Arbeiten von Profis ausführen lassen: Der Anteil solcher „Do-it-for-me“ (DIFM)-Aufträge ist bei dieser Gruppe mit 47 Prozent deutlich größer als bei den jüngeren (im Schnitt: 30 Prozent). Auch bei den finanziell besser Betuchten ist der Anteil der „Do-it-yourself“ (DIY)-ler, die selbst anpacken, niedriger als bei den geringer Verdienenden d. h. (zumindest derzeit noch) jüngeren Arbeitnehmern, die jeden Cent umdrehen müssen.
Der wachsende Anteil der „Golden-Ager“, also der eigentlichen Zielgruppe für DIFM in der Bevölkerung bringt mit sich, dass auch in klassischen DIY-Segmenten der Bedarf durch professionelle Hilfe wachsen dürfte. Ein Markt, den das Handwerk nicht der Schwarzarbeit überlassen sollte. Auch Hersteller und Händler, die auch im Endkundensegment tätig sind, sollten diesen Trend nicht verpassen. Auch in Deutschland sind schon vereinzelte Beispiele bekannt: Einige wenige Händler (weniger DIY als. Fachhandel) bieten den Endkunden bereits einen Handwerker-Service zur Installation von komplizierteren Produkten an (vom neuen Dachfenster bis zur umfangreichen Modernisierung z. B. des Badezimmers).
Im Ansatz erscheint das als guter Service, der auf die Bedürfnisse von Kunden zugeschnitten ist. Doch in Zukunft bieten sich immer mehr Möglichkeiten, dies auch für einfachere Heimwerkerarbeiten anzubieten. Die Do-It-Yourself-Fans von heute können morgen nicht mehr selbst auf die Leiter steigen, um eine Wand zu streichen. Wenn sie dann in dasselbe Geschäft gehen, um Farbe zu kaufen wie ehedem und dort von dem neuen Handwerkerservice erfahren, schlagen sie vielleicht erfreut zu. Wenn es einen solchen Service dort aber gar nicht gibt, suchen sie sich wohl anderswo nach professioneller Hilfe um - und der neue Helfer kauft seine Farbe vielleicht ebenfalls ganz woanders.
Allein durch diese Verlagerung bei der Zielgruppe (vom Bauherrn zum bezahlten Helfer) könnten sich die Markenpräferenzen bei den Farben für DIY-Jobs auf dem Markt also grundlegend verändern. Die Hersteller, die jetzt die Platzhirsche bei der Farbe im DIY-Segment sind, sollten also jetzt schon die Weichen stellen, damit ihnen ihre Stammkunden von heute nicht schon morgen abhandenkommen.
Der europäische Heimwerkermonitor untersucht das Heimwerker- und Renovierungsverhalten von Konsumenten in 13 europäischen Ländern. Durch die Untersuchung lässt sich auf Monatsbasis nachvollziehen, welche Renovierungsarbeiten von wem und unter Nutzung welcher Produkte durchgeführt werden. Damit schließt die monatliche Studie unseres Schwesterunternehmens USP Marketing Consultancy eine Lücke, denn erstmals gibt es Informationen über den DIY-Markt und den Renovierungsmarkt mit professionellen Kräften aus einer Hand. Damit ist der europäische Heimwerker- und Renovierungsmonitor die erste Untersuchung, die Marktgröße und wichtigsten Trends auf dem europäischen Renovierungssektor kontinuierlich nachzeichnet. Damit steht ein Markt im Mittelpunkt, der im Europa nach der Wirtschaftskrise im Vergleich zum immer marginaler werdenden Neubausektor von zentraler Bedeutung ist.
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