Exportstopp nach Indien trifft Laubholzsägewerke hart



Die deutsche Säge- und Holzindustrie zeigt sich besorgt über den Exportstopp für Buchenholz nach Indien. Grund sind die indischen Importbestimmungen, die zwischen amerikanischer und europäischer Buche unterscheiden. Ein Umstand, der in der Praxis offenbar lange nicht bekannt war. Der Laubholzbranche drohen nun massive Verluste.

„Seit mehr als zehn Jahren exportieren deutsche Sägewerke ohne Zwischenfälle Buchenholz nach Indien“, sagt Steffen Rathke, Geschäftsführer des Sägewerks B.Keck in Ehningen und Präsident des Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverbandes e.V. (DeSH). Ab dem 11. November 2014 ist es per Anweisung des Julius Kühn-Instituts (JKI), dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, jedoch nicht mehr möglich, das für den Export notwendige phytosanitäre Zeugnis für Buchenholz zu erhalten. „Damit ist faktisch ein Exportverbot erlassen worden“, erklärt Rathke. Dieser erwischt die deutsche Laubholzindustrie eiskalt.

Ein kleinerer Fälschungsskandal in Indien brachte den deutschen Buchenexport hierzulande unvermittelt auf den Prüfstand. Um Steuern zu sparen, wurden nach der Einfuhr aus Deutschland offenbar zwei Schnittholzlieferungen zu Rundholz umdeklariert. Zwar konnte nachgewiesen werden, dass die deutschen Behörden korrekt handelten und das Pflanzenschutzzeugnis für Schnittholz ausgestellt hatten. Allerdings legte der Zwischenfall offen, dass die indische Einfuhrerlaubnis zwischen amerikanischer Buche (Fagus Grandifolia) und europäischer Buche (Fagus Sylvatica) unterscheidet. Anders als jahrelang praktiziert, darf Letztere offiziell gar nicht eingeführt werden.

Die zuständige Aufsichtsbehörde in Deutschland reagierte umgehend mit dem Aussetzen der Pflanzenschutzzeugnisse für Buchenholz. „Da unser Buchenschnittholz die wesentlichen Import-Anforderungen – wie zum Beispiel die Hitzebehandlung von mehr als 56 Grad für mehr als 30 Minuten – erfüllt, haben die deutschen Behörden jahrelang Zeugnisse unter ‚Fagus’ ausgestellt“, erklärt Rathke. Zwischen Untergattungen sei nicht unterschieden worden.

Um dies zu korrigieren, müsse nun schnellstmöglich eine Lösung gefunden werden, bekräftigt Rathke. Aus Pflanzenschutzgründen sei die Differenzierung nicht begründet. Vielmehr handele es sich um ein formelles Versäumnis.

Der deutschen Sägeindustrie könnten jedoch die behördlichen Abläufe in Indien zum Verhängnis werden: „Die Aufnahme in die Importliste dauert vier bis sechs Monate. Für die Branche wäre das ein Fiasko“, sagt Rathke. Pro Monat sind rund 80 Container Buchenholz unterwegs nach Indien. Der Schaden für die deutsche Sägeindustrie liegt im zweistelligen Millionenbereich.

Schwer wiegen auch die langfristigen Folgen. „Wir verlieren durch den Export-Stopp mühsam aufgebaute Kundenbeziehungen an andere europäische Wettbewerber aus Rumänien, Kroatien und Frankreich, deren Ämter weiterhin phytosanitäre Zeugnisse ausstellen“, beklagt Rathke.

Derzeit führen deutsche Sägewerksinhaber und indische Importeure Gespräche mit der deutschen Botschaft und dem indischen Landwirtschaftsministerium. Doch dies sei höchstwahrscheinlich nicht ausreichend, meint Rathke: „Ohne politische Rückendeckung der deutschen Regierung wird eine zeitnahe Lösung nicht erreichbar sein.“ Bis zur Aufnahme der europäischen Buche in die indische Importliste müsse daher kurzfristig eine Ausnahmegenehmigung gewährt werden, um bereits auf dem Transportweg befindliche Container importieren zu dürfen. Andernfalls droht einigen Betrieben offenbar das Aus. Die Kapitaldecke der Unternehmen ist nach schwierigen Jahren ausgedünnt. „Wir haben nur wenig Zeit, das Problem zu lösen“, so Rathke.

Mit mehr als 20.000 Kubikmeter Schnittholz und 30.000 Kubikmeter Rundholz pro Jahr ist Indien ein Hauptabsatzland für Buche aus Deutschland. Für Rathke Anlass, die ganze Branche zu gewissenhaftem Exportverhalten anzumahnen: "Das Beispiel zeigt, wie sensibel das Thema um phytosanitäre Maßnahmen gehandhabt wird. Dies sollte nun auch die Rundholzexporteure alarmieren.“

Anders als bei Schnittholz, muss Rundholz vor dem Export nicht hitzebehandelt werden. "Die Stämme werden mit Rinde verschifft und lediglich in den See-Containern mit Holzschutzmitteln begast. Die Wirksamkeit dieser Methode ist zweifelhaft, das Risiko der Einschleppung von Schadorganismen wird folglich billigend in Kauf genommen", kritisiert Rathke. Der aktuelle Export-Stopp zeige, welche schwerwiegenden Folgen ein unzureichendes Exportverhalten haben könne. Er fordert daher, die phytosanitären Maßnahmen für Rundholz europaweit auf einheitliche und wirksame Standards zu setzen. Dabei müsse ein lückenloses Kontrollsystem die Einhaltung sicherstellen.

Autor:
Holzi am 19. Nov. 2014 um 11:05 Uhr
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