Forstarbeiter aus Barcelona arbeiten in Baden-Württembergischen Wäldern



Seit einigen Wochen arbeiten Mitarbeiter eines ganz besonderen Forstunternehmens in den Wäldern der Evangelischen Pflege Schönau (ESPS). Es handelt sich dabei um ein Unternehmen der autonomen Region Katalonien, dessen Aufgabe es ist, ehemalige Strafgefangene bei ihrer Rückkehr in die Gesellschaft und ihr Berufsleben zu unterstützen.

Auf den ersten „Blick“ ist alles wie sonst auch, wenn sich Waldarbeiter daran machen, Waldbestände zu durchforsten. Professionell ausgestattete Arbeiter setzen in routinierter Weise die Vorgaben des zuständigen Revierförsters um. Erst, wenn die Motorsägen „Pause haben“, offenbart sich ein Unterschied: Die Waldarbeiter können alles außer Deutsch. Sie sprechen katalonisch oder Spanisch.
Bei diesen Forstarbeitern handelt es sich um ehemalige Haftinsassen, die über ein Resozialisierungsprogramm, ausgehend vom katalanischen Justizministerium, beim staatlichen Betrieb CIRE und bei der privaten katalanischen Stiftung Afma (Verband für die Förderung alternativer Maßnahmen) im Forstbereich ausgebildet wurden und hier einen ihrer ersten Einsätze im Echtbetrieb durchführen. Die Wirtschaftskrise in Spanien ließ die öffentlichen Haushalte dramatisch schrumpfen, so dass im Forstsektor vieler öffentlicher Verwaltungen deutlich weniger Geld für Maßnahmen z.B. für die Waldpflege, Durchforstung oder Waldbrandvorbeugung zur Verfügung steht und damit die Beschäftigung der Forstarbeiter in Frage gestellt wird. Justiz und Afma versuchen durch die Höherqualifizierung der Forstarbeiter ein größeres Einsatzspektrum zu erreichen und durch die dadurch möglichen Auslandseinsätze deren Beschäftigung zu sichern.

Im Zuge der Qualifizierung und Weiterbildung wurde die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) durch die Katalanen beauftragt ein Qualifizierungsprogramm in der Holzernte zu erstellen und die Arbeitssicherheitsstandards der katalanischen Arbeiter zu überprüfen. Für die Qualifizierung wurden entsprechende Waldflächen gesucht. Über persönliche Verbindungen eines Rottenburger Professors zum Forstunternehmen Ihrig wurde der Kontakt zur ESPS hergestellt. Die ESPS arbeitet mit der Fa. Ihrig bereits seit einigen Jahren insbesondere bei der Holzernte und der Jungbestandspflege zusammen. Aufgrund von sich abzeichnenden Kapazitätsengpässen konnten dann die Katalanen (bislang sechs Arbeiter) als Subunternehmer der Fa. Ihrig seit Anfang August eingesetzt werden. Sie machen damit nicht etwa einheimischen Arbeitern und Unternehmern die Arbeit streitig, sondern unterstützen zu marktüblichen Konditionen ein in der Region ansässiges Unternehmen bei dessen Aufträgen, die es ohne diese zusätzliche „Menpower“ nicht hätte realisieren können.

Die Sicherheitsstandards bei den durchgeführten Arbeiten entsprechen denen der ESPS. Zwischenzeitlich wurden über 10 Hektar Jungbestandspflege durchgeführt und die Arbeiter in kombinierten Aufarbeitungsverfahren (Vollernter + Zufällen) eingesetzt. Die Betreuung der Arbeiter erfolgt durch einen bei der Stiftung Afma angestellten deutschen Förster und dem Unternehmer Ihrig.
Alle an dieser Kooperation Beteiligten zogen nun eine positive Zwischenbilanz: Für die ESPS war es möglich das Projekt als Ganzes mit geringen personellen Aufwendungen wesentlich zu unterstützen, die Zusammenarbeit mit der Hochschule auszubauen, notwendige waldbauliche Pflegearbeiten durchzuführen, Arbeitskapazitäten zu sichern (das Projekt soll fortgeführt werden) und im sozialen Engagement die Arbeit der Resozialisierung durch den Betrieb CIRE und die Stiftung Afma zu fördern.
„Die HFR befasst sich mit sehr vielen Fragestellungen, deren Relevanz nicht an eher zufälligen Landesgrenzen endet. Das gilt für den Klimawandel und die internationale Energiepolitik ebenso wie für die Verbreitung und Sicherung einer nachhaltigen Forstwirtschaft“, betont Prof. Dr. Dirk Wolff von der HFR, der das Projekt fachlich begleitet. „Die Qualität der Waldarbeit ist dafür ein wesentlicher Baustein. Ich freue mich deshalb sehr, dass dies auch von unseren Partnern hier vor Ort erkannt und in ganz besonderer Weise gelebt wird.“

Autor:
Holzi am 02. Nov. 2011 um 10:14 Uhr
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