Die deutsche Revolution des Designs begann vor 90 Jahren in Weimar, Thüringen. Hier gründete der Architekt Walter Gropius am 1. April 1919 die wichtigste und einflussreichste Gestaltungsschule des 20. Jahrhunderts: das „Staatliche Bauhaus“. Es entstand durch die Vereinigung der Kunstschule in Weimar mit der 1907 von Henry van de Velde gegründeten Großherzoglich Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar. 1925 erfolgte der Umzug nach Dessau - ab 1926 im Gebäude des Bauhauses Dessau. 1932 musste das Bauhaus nach Berlin umziehen und wurde 1933 von seinen kulturlosen Gegnern, den Nationalsozialisten geschlossen. Das Bauhaus ist in Architektur und Design die Heimat der klassischen Moderne und des Avantgarde.
Das deutsche Bauhaus entwarf das radikalste Programm gegen die vermeintliche „altdeutsche“ Gemütlichkeit. Es wirkte wie ein Kulturschock, wie der konsequente Gegenentwurf zur überholten aber kulturell verwurzelten Wohntradition. Deshalb verstand sich das moderne deutsche Möbeldesign auch nicht als oberflächlicher Stil, sondern als Weg. Hier liegt der Ursprung des heutigen deutschen Möbeldesigns: die ganzheitliche Sichtweise, vom ressourcenschonenden Material über alle Aspekte des Entwurfs, über Technik und Handhabung bis hin zu Fragen der Langlebigkeit und Nachhaltigkeit.
Die meisten sogenannten Möbelklassiker aus dieser Zeit sind von berühmten Designern wie Le Corbusier, Gerrit Rietveld, Eileen Gray, Mart Stam, Ludwig Mies van de Rohe oder Marcel Breuer entwickelt worden. All diese Möbel haben verschiedene Nachfragedichten durchlebt. Als sie entstanden, waren sie zunächst nur für einen kleinen Nachfragemarkt interessant. Das Gros der Bevölkerung empfand ästhetisch ansprechendes Design damals als überflüssig. Es ging den Menschen mehr um die reine Praktikabilität von Möbeln. Diese schön zu gestalten war zunächst fremd und neu.
„Das ist heute völlig anders“, weiß Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie. „Moderne Bauhausklassiker erleben vor allen Dingen im Sitzmöbelbereich einen deutlichen Aufschwung. Klassiker“, so Klaas, „sind eben zeitlos und besonders jetzt wieder in, obwohl sie nie richtig out waren.“ Viele junge Designer heute haben erst durch die Bauhaus-Entwürfe ihr Interesse am Gestalten entdeckt.
In einer so schnelllebigen und unruhigen Zeit vermitteln Bauhaus-Klassiker für viele Menschen Kontinuität und Wert. Man holt sie sich nach Hause und ist stolz auf ein so wertvolles Möbelstück. Neben diesem Aspekt verändert sich auch deutlich die Zielgruppe, die von diesen Klassikern angesprochen wird: noch vor wenigen Jahren waren es die designorientierten Mittvierziger, die sich Klassiker kauften, doch die Zielgruppe hat sich ausgeweitet: sie wird vor allen Dingen jünger. Das wundert nicht, denn "Design" hat inzwischen alle Konsumenten und viele Konsumgüterbereiche des Alltags erobert. Die Menschen sind sensibler geworden, Ästhetik ist ein zunehmender Wert. Man will es sich Zuhause auch endlich schön machen. Hinzu kommt, dass so manche Hersteller unterdessen Museen für ihre Klassiker erbaut haben. 90 Jahre Bauhausmöbel ist ein guter Grund, zu gratulieren und mal wieder genau hinzusehen.
Comments
90 Jahre Bauhaus Möbel und immer noch zeitlos, und vor allem passend in jede gut eingerichtetet Wohnung. Das sind sie Hingucker schlechthin. Mann
, ich liebe diesen Style
- Antworten
Sandra um 10:56 UhrKommentar hinzufügen