Die Pfleiderer AG verzeichnete im Geschäftsjahr 2010 auf der Basis vorläufiger und ungeprüfter Zahlen einen Umsatzanstieg im Konzern von 8% auf 1.493 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr. Das Konzernergebnis nach Steuern (Ergebnisanteil Anteilseigner) war – wie angekündigt – durch hohe außerordentliche Aufwendungen für Restrukturierung und Abschreibungen auf Beteiligungen und Firmenwerte belastet; es bellief sich auf -723 Mio. Euro (2009: -69,8 Mio. Euro). Das Ergebnis pro Aktie betrug -12,47 Euro (2009: -1,38 Euro). Die Nettoverschuldung per 31. Dezember 2010 stieg auf 960 Mio. Euro im Vergleich zu 854 Mio. Euro am gleichen Vorjahresstichtag. Das den Pfleiderer-Aktionären zuzurechnende Eigenkapital belief sich wegen des hohen Konzernverlustes Ende 2010 auf -301 Mio. Euro (31. Dezember 2009: 343 Mio. Euro).
Das operative Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) belief sich im Berichtszeitraum auf 92 Mio. Euro, im Vergleich zu 117,9 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2009. Unter Berücksichtigung der Restrukturierungsaufwendungen reduzierte sich das EBITDA im Geschäftsjahr 2010 auf 40 Mio. Euro (Vorjahr 100,4 Mio. Euro).
Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) belief sich im Geschäftsjahr 2010, belastet durch hohe außerordentliche Abschreibungen, auf -583 Mio. Euro. Ohne außerordentliche Aufwendungen belief sich das EBIT auf -15 Mio. Euro. Im Geschäftsjahr 2009 betrug das EBIT -16,1 Mio. Euro, bereinigt um außerordentliche Aufwendungen waren es 8,2 Mio. Euro.
Die außerordentlichen Belastungen von 568 Mio. Euro resultieren aus Wertberichtigungen in der Region Nordamerika in Höhe von 464 Mio. Euro, aus Wertberichtigungen auf zur Veräußerung gehaltene langfristige Vermögenswerte in Höhe von 27 Mio. Euro sowie auf Restrukturierungskosten im Zusammenhang mit Werksschließungen in Höhe von 61 Mio. Euro und übrige Restrukturierungskosten von 15 Mio. Euro.
Das Finanzergebnis war im Geschäftsjahr 2010 negativ bei -79 Mio. Euro nach einem Finanzergebnis von -48,8 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2009. Der Anstieg resultierte im Wesentlichen aus höheren Finanzierungskosten sowie einer höheren Verschuldung.
Die vorläufigen und ungeprüften Ergebnisse des 1. Quartals 2011 zeigen auf Basis einer vor allem in Westeuropa verbesserten operativen Entwicklung einen Anstieg des Konzernumsatzes um rund 10 % auf 391 Mio. Euro im Vergleich zu 355,6 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Das EBITDA belief sich auf 20 Mio. Euro nach 22,2 Mio. Euro im 1. Quartal des Vorjahres.
Das Geschäftsjahr 2010 war – bei Pfleiderer wie in der gesamten Holzwerkstoffbranche - im Wesentlichen gekennzeichnet durch eine weiterhin unbefriedigende Kapazitätsauslastung, die Preisanpassungen verhinderte und den Konsolidierungsdruck verstärkte.
Ein weiterer wesentlicher Ergebnisfaktor des Geschäftsjahres war die negative Entwicklung der Einkaufspreise bei wichtigen Rohstoffen, die nicht durch höhere Verkaufspreise kompensiert werden konnte. Rohstoffkosten sind für 55 bis 60% der Kosten von Pfleiderer verantwortlich. Die Einkaufspreise bei Holz stiegen in Westeuropa um 19%, in Osteuropa um 31% und in Nordamerika um 9% im Vergleich zum Vorjahr. Eine vergleichbare Entwicklung gab es bei den Einkaufspreisen für Harz und Leim, die in Westeuropa um 17%, in Osteuropa um 30% und in Nordamerika um 12% stiegen.
Die von Pfleiderer durch die Schließung von drei Standorten aktiv vorgenommenen Kapazitätsanpassungen, die einhergingen mit einer Marktkonsolidierung, zeigten im 1. Quartal des laufenden Geschäftsjahres erste Erfolge. So konnten unter anderem durch höhere Auslastung die Margen verbessert werden.
Die Umsetzung eines von Roland Berger gemeinsam mit dem Vorstand der Pfleiderer AG entwickelten Restrukturierungskonzepts soll dazu führen, dass Pfleiderer mittelfristig wieder Margen im zweistelligen Bereich erzielt und damit im Branchendurchschnitt der besten Wettbewerber agiert. Das Restrukturierungskonzept ist die Basis für die bereits am 12. Mai diesen Jahres bekannt gegebene Einigung mit den Gläubigern des Pfleiderer-Konzerns, die zu einem erheblichen Forderungsverzicht, der Bereitstellung eines weiteren Kreditrahmens und zur Beteiligung an einer Kapitalerhöhung bereits sind. Die Einigung steht allerdings unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Hybridanleihegläubiger sowie der Aktionäre der Pfleiderer AG. Eine Versammlung für die Anleihegläubiger ist für den 20. Juni einberufen. Die Aktionäre sollen in einer außerordentlichen Hauptversammlung am 21. Juli 2011 über die entsprechenden Maßnahmen abstimmen.
Hans H. Overdiek, Vorstandsvorsitzender der Pfleiderer AG: “Die operative Entwicklung der ersten fünf Monate dieses Jahres ist ermutigend und die Einigung mit den Gläubigern ein großer Schritt nach vorne. Jetzt muss es uns gelingen, die Hybridanleihegläubiger und unsere Aktionäre zu überzeugen, denn es gibt keine Alternative zur vollständigen Umsetzung des Restrukturierungskonzepts.“
Der Abschluss 2010 ist bereits vom Abschlussprüfer durchgesehen worden. Ein Testat kann aber erst erteilt werden, wenn der Fortbestand von Pfleiderer verabschiedet ist, d.h. die finanzielle Restrukturierung von der Gläubigerversammlung und Hauptversammlung mit der erforderlichen Mehrheit gebilligt und umgesetzt worden ist. Bis zur endgültigen Feststellung und Erteilung des Testats können die Zahlen sich noch ändern.
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