Die Einrichtung eines Nationalparks mindert Wohlstand und Klimaschutz – das geht aus einem jetzt veröffentlichten Kurzgutachten vom Zentrum Holzwirtschaft der Universität Hamburg hervor. Ein Team unter der Leitung von Prof. Dr. Arno Frühwald untersuchte die wirtschaftlichen und klimarelevanten Folgen eines Nationalparks auf die Region Nord-schwarzwald und fand heraus: Mittel- und langfristig werden mindestens 50.000 Erntefestmeter Holz nicht mehr zur Verfügung stehen. Das entspricht einer Wirtschaftsleistung von zirka 46 Millionen Euro pro Jahr und gefährdet zirka 670 Arbeitsplätze. Hinzu kommt, dass durch den Verzicht der Holznutzung auf dem Gebiet des möglichen Nationalparks die CO2-Emissionen langfristig jährlich um 90.000 Tonnen steigen. Das im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher e. V. (AGR), der Deutschen Säge- und Holzindustrie (DSH) und des Verbands der Säge- und Holzin-dustrie Baden-Württemberg e. V. (VSH) erstellte Gutachten soll die bislang noch unzureichend thematisierten Aspekte der Waldbewirtschaftung und Holznutzung beleuchten. Es stellt einen Bei-trag zu dem von der Landesregierung bei PricewaterhouseCoopers (PwC) in Auftrag gegebenen Gesamtgutachten zu einem potenziellen Nationalpark dar.
Mit der Entstehung eines Nationalparks vergibt die Region die Chance, jedes Jahr 90.000 Tonnen CO2 einzusparen. Das entspricht in etwa den heutigen, durchschnittlichen CO2-Emissionen von 25.000 Einwohnern des Landkreises Calw. Prof. Dr. Frühwald stellt fest: „Langfristig ließe sich diese Klimaschutzleistung durch Maßnahmen des Forstmanagements, wie zum Beispiel der Baumartenwahl, noch weiter steigern.“
Es ist mittlerweile wissenschaftlicher Konsens, dass bei der Beurteilung der Klimaschutzleistung nicht nur der Wald als Kohlenstoffspeicher zu berücksichtigen ist, sondern ebenso die Effekte, die durch die Holznutzung entstehen. Holzerzeugnisse speichern den Kohlenstoff über ihre Lebenszeit. Ebenso kann Holz die CO2-Emissionen mindern, wenn es energetisch anstelle fossiler Ener-gieträger genutzt wird oder wenn es für Produkte verwendet wird, die sonst mit energieaufwändige-ren Materialien wie Stahl oder Beton hergestellt werden würden (man spricht vom sogenannten Substitutionseffekt). Die Wissenschaft ist sich heute sicher: Die Ursache für die positive CO2-Bilanz liegt zu 84 Prozent in der Holzverwendung und zu 16 Prozent im Aufbau des Waldspeichers. Somit vereint die in den Wäldern des Nordschwarzwalds praktizierte, multifunktionale Waldwirtschaft Klima- und Naturschutz. Ein Nationalpark wird den Klimaschutzzielen jedoch nicht in vergleichbarer Weise gerecht.
Das Gutachten geht davon aus, dass durch die Einrichtung eines Nationalparks Nordschwarzwald eine Rohholzmenge von 50.000 Erntefestmeter pro Jahr nicht mehr zur Verfügung steht. Diese fehlende Holzmenge ist auch andernorts nicht zusätzlich abrufbar. Besonders schmerzhaft wirkt sich für die Holzwirtschaft die Tatsache aus, dass es sich dabei überwiegend um Nadelholz han-delt, aus dem Holzprodukte zu annähernd 85 Prozent gefertigt werden. Bei Erhöhung der Einschlagsmenge und Pflanzung schnellwüchsiger und klimaresistenterer Baumarten kann die potenziell nutzbare Holzmenge auf der Fläche langfristig sogar deutlich höher sein und bis zu 70.000, eventuell 100.000 Festmeter im Jahr betragen.
Ebenso verweist das Gutachten darauf, dass wirtschaftliche und gesellschaftliche Effekte aus privatwirtschaftlicher und staatlicher Tätigkeit getrennt betrachtet werden müssen. Denn bei den im Gutachten ausgewiesenen Daten zu Wertschöpfung und zu Arbeitsplätzen handelt es sich um Effekte, die aus wirtschaftlicher Tätigkeit entstehen und weitgehend ohne Subventionen auskom-men. Bei staatlich geschaffener Beschäftigung, wie zum Beispiel durch eine Nationalparkverwaltung, werden öffentliche Mittel vom Land oder der EU eingesetzt. Diese dauerhaft subventionierten Arbeitsplätze sollten nicht mit den Arbeitsplätzen gleichgesetzt werden, die sich aus privatwirt-schaftlicher Tätigkeit ergeben.
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