In welchen Bereichen sehen Tischler in ihrem Betrieb den größten Innovationsbedarf? Das wollte der Fachverband des Tischlerhandwerks Nordrhein-Westfalen genau wissen und startete deshalb in Zusammenarbeit mit dem Technologie-Transfer-Ring Handwerk (TTH) eine Umfrage. Daraus ergab sich eine „Innovations-Hitliste“, die vom Thema CAD angeführt wird.
Insgesamt wurden über 2.000 Betriebe per E-Mail kontaktiert, 158 davon antworteten. Der wichtigste Bereich, in dem Betriebe Unterstützung benötigen, ist demnach das CAD. Auf einer Notenskala von 1 (sehr große Bedeutung) bis 5 (sehr geringe Bedeutung) bewerteten die befragten Betriebe das CAD in der Arbeitsvorbereitung mit 1,82 und in der Kundenberatung mit 1,89. Dazwischen landete auf dem zweiten Platz die Internetpräsentation (1,87). Auf den Plätzen 4 bis 6 stuften die Tischler die Themen Oberflächen (1,98), Ergonomie/Funktionalität (2,07) und Einkauf/Bestellungen (2,09).
„Die Ergebnisse helfen uns, unsere Dienstleistungen noch präziser und punktgenauer zu gestalten“, sagt Dieter Roxlau, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Tischler NRW. In einigen Punkten sieht er den Verband schon auf dem richtigen Weg, zum Beispiel bei den Angeboten zur Werkstatt- und Lageroptimierung. „Die Umfrage bestätigt auch unsere langjährige Strategie, CAD-Weiterbildungskurse auf Basis unterschiedlicher Systeme anzubieten.“ Als Reaktion auf die Umfrage soll nun die CAD-Ausbildung im Lehrgang zum geprüften Fertigungsplaner ausgeweitet werden.
Auch im Bereich „Ergonomie/Funktionalität“ hat der Tischlerfachverband den Wunsch nach Unterstützung schon aufgegriffen. Die neue Ausstellung „Wer macht’s? Der Tischler!“, die im April Premiere feiert und danach von Innungen genutzt werden kann, zeigt technische Innovationen in Tischlerprodukten, die den Wohnkomfort erhöhen. „Solche technischen Möglichkeiten stellen an den Tischler aber auch neue Anforderungen“, erklärt Stefan Tomann, der beim TTH die Umfrage begleitete. „Noch ist unklar, ob ein Schrank mit entsprechender Technik noch ein Möbel oder schon eine Maschine ist und deshalb unter die Maschinenrichtlinie fällt.“ Diese Frage sei rechtlich noch nicht geklärt worden, so Stefan Tomann. Der TTH werde dies aber jetzt angehen, um den Tischlereien Sicherheit zu verschaffen.
Ein weiteres Themenfeld, in dem der Fachverband aktiv werden will, ist das Thema „Einkauf/Bestellungen“. Viele Betriebe erledigen ihre Bestellungen bei Händlern und Herstellern schon per Internet. Defizite bestehen dagegen beim Zukauf von speziellen Dienstleistungen wie Möbelfertigteilen ab Losgröße 1. Der Verband wird deshalb spezielle „Einkaufsseminare“ anbieten. Der Internetpräsentation schrieben die Betriebe eine große Innovationsbedeutung zu. Ein konkreter Bedarf lässt sich daraus nicht ableiten, denn einzelne Bereiche wie ein Digitaler Newsletter oder ein Online-Shop landeten auf den letzten Plätzen der Hitliste.
Auch in weiteren Bereichen, in denen die Betriebe Innovationsbedarf signalisieren, kann der Verband nur eingeschränkte Unterstützung anbieten. Dazu zählt das Thema Oberfläche. „Tischler befürchten bei der Anwendung von Wasserlacken Nachteile gegenüber konventionellen Produkten“, sagt Stefan Tomann. Ändern könnten das nur die Hersteller. „Wir können den Betrieben aber zeigen, wie sie die derzeitige Technik und das Betriebsumfeld so strukturieren können, dass sie eine gute Oberfläche erzielen.“ Ähnliches gilt für die CNC-Technik. Grundlegend neue technische Innovationen sind dort im Moment nicht zu erwarten. Doch nicht alle Betriebe holen aus ihren Anlagen das Optimum heraus. Der Verband wird deshalb verstärkt Innungsvorträge anbieten, in denen Kniffe und Tricks für den täglichen Umgang mit den Maschinen gezeigt werden.
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