Holzwerkstoffindustrie setzt auf die eigene Qualität und politische Korrekturen zur Rohstoffsicherung



Auch die Holzwerkstoffindustrie macht eine konjunkturelle Pause – wie die gesamte deutsche Wirtschaft. Namentlich der Möbelbranche fehlt es seit Herbst 2012 vollends an Dynamik. Sie macht rund 60 Prozent der Umsätze aus. Das wirkt sich negativ auf die Geschäftslage der im Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V. (VHI) organisierten Werke aus, die in anderen Sparten (Bau, Verpackung) gleichwohl positive Ergebnisse erzielen konnten.

Betrachtet man das gesamte Vorjahr, so ging es bei den melaminbeschichteten Spanplatten gegenüber 2011 um 8,1 Prozent bergab, bei rohen MDF-Möbelplatten um 3,8 Prozent und bei den sonstigen MDF-Möbelplatten um 5,8 Prozent. Im bau- und modernisierungsnahen Produktbereich sieht die Situation besser aus. Rohspanplatten und OSB legten um 1,3 bzw. 2,4 Prozent zu. HDF und Laminate erreichten im Jahresvergleich von 2012 zu 2011 mit 6,8 bzw. 7 Prozent sogar jeweils ein deutliches Plus. Insgesamt hat sich damit die deutsche Holzwerkstoffindustrie im europäischen Vergleich gut behauptet.

Im Bereich Sperrholz , Innentüren und WPC (Holz -Polymer-Werkstoffe) verzeichnen nur die Türen eine spürbar positive Entwicklung.
Der Absatz von Türblättern wuchs um 1,3 Prozent auf 6,2 Millionen Stück, die Zargen erreichten 4,9 Millionen Einheiten und damit einen Mengenanstieg von 6,9 Prozent. „Damit sind die Konjunkturpakete für die Gebäudemodernisierung auch bei uns angekommen“, erklärt Wilhelm Beckers, Vorsitzender der VHI-Fachgruppe Innentüren. „Außerdem greift unsere Initiative Türenwechsel jetzt, die mit Gestaltungsimpulsen Emotionen wecken und die unbegründete Angst vor dem Austauschaufwand nimmt.“ Bei den Türoberflächen habe die Nachfrage nach Furnier erneut nachgegeben.

Während WPC grundsätzlich als Zukunftsmarkt einzustufen ist, trugen wohl vor allem die kühlen Witterungen 2012 und das kalte Frühjahr 2013 dazu bei, dass Terrassendielen, Sichtschutzelemente und andere Gartenanwendungen ihr Potenzial nicht ausschöpften. Dennoch soll 2013 das Absatzvolumen der in der Qualitätsgemeinschaft Holzwerkstoffe e.V. organisierten sieben führenden mitteleuropäischen Hersteller wieder steigen – trotz der zunehmenden Importe preiswerter Ware aus Fernost. Um sich zu behaupten, fahren die Unternehmen eine konsequente Qualitätsstrategie und unterwerfen sich verschärften Gütesiegelstandards, die über dem Level der geplanten EU-Norm liegen.
Dr. Peter Sauerwein, VHI-Geschäftsführer, stellte auch den Beginn des aktuellen Jahres dar. Mit insgesamt knapp 1,097 Mrd. Mio. Euro rangierte der Umsatz der Holzwerkstoffbranche von Januar bis März 2013 4,4 Prozent unter dem Ergebnis von 2012 im gleichen Zeitraum. Bezeichnenderweise blieb der Umsatz im Inland stabil, während er im Ausland um 7,0 Prozent abfiel – in der EU-Zone noch stärker. Alle genannten Angaben beziehen sich auf Erhebungen des Statistischen Bundesamtes.

Umwelt versus Wirtschaft – gegeneinander statt miteinander?

Über reines Zahlenwerk hinaus thematisierte der VHI Entwicklungen, die die Rahmenbedingungen nicht immer einfacher machen. Dr. Steffen Körner, Vorsitzender der Fachgruppe Span- und Faserplatten im VHI, sah Umweltthemen erneut an Bedeutung gewinnen. Zum einen nannte er die bereits spürbare Holzverknappung, verursacht durch ineffiziente Energieholznutzung und durch weitere Nutzungsverbote in den Wäldern. Entlastung könne hier die europaweite Verbesserung der stofflichen Altholznutzung (50 Mio. Tonnen) bringen. Zum anderen machte ihm die mögliche Reklassifizierung von Formaldehyd als krebserregend und erbgutschädlich Sorge. Noch sei kein Ersatzmittel für die Leimherstellung gefunden. Gesundheitliche Ängste zu schüren, sei außerdem unberechtigt, wie auch eine neue Schrift vom Informationsdienst Holz zum Bauen und Leben mit Holz aufzeige.
Für die Sperrholzhersteller war wichtig, dass der Nationalpark Ostwestfalen/Lippe durch Bevölkerung, Waldbesitzer und buchenabhängige Holzindustrie verhindert werden konnte. Denn aus regional verfügbarer Buche werden Formteile für beispielsweise den Fahrzeug- und Möbelbau gefertigt.

Zugunsten eines pragmatischen Klimaschutzes umriss VHI-Vorsitzender Hubertus Flötotto abschließend die Positionen und Forderungen des VHI zur Rohstoffsicherung:
Stopp der Subventionen für die direkte Verbrennung von zunächst stofflich nutzbaren Holzsortimenten
Gesetzesvorhaben an die Notwendigkeit einer Kaskadennutzung von Holz (erst stofflich, dann energetisch) anpassen
Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur verstärkten Kaskadennutzung intensivieren
vermehrte Anlage von Energievorwäldern und Kurzumtriebsplantagen
Autor:
Holzi am 22. Mai 2013 um 08:10 Uhr
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