Laut einer aktuellen Untersuchung der THProjektmanagement GmbH, Berlin, bietet die energetische Sanierung des deutschen Wohngebäudebestandes (17 Mio. Gebäude) ein Marktpotenzial für Bauunternehmen und Dienstleister von 1.100 Mrd. Euro. Investitionen von durchschnittlich knapp zwei Euro pro Quadratmeter sind notwendig, um den Jahresheizenergiebedarf um eine Kilowattstunde pro Quadratmeter und Jahr zu reduzieren. In ihrer Untersuchung hat die THP Modellrechnungen von verschiedenen Referenzgebäuden erstellt und diese mit anderen Untersuchungen verglichen. Anlass für die Untersuchung ist ein Projekt zur energetischen Sanierung von 1.400 Wohnungen zwischen 2008 und 2010, für das THP von einer großen Berliner Wohnungsgesellschaft mit der Projektsteuerung beauftragt wurde.
Die Recherchen von THP ergaben, dass in der Praxis 60 bis 75 Prozent der Energieeinsparungen technisch sinnvoll umsetzbar sind. Die Kosten fallen je nach Gebäudetyp unterschiedlich aus: So wurden für die energetische Sanierung eines Einfamilienhauses mit einer Nutzfläche von 150 m² Kosten von rund 42.000 Euro, also 280 Euro pro Quadratmeter ermittelt. Damit kann eine Ersparnis von rund 15.500 kWh pro Jahr erzielt werden. Bei einem Mehrfamilienhaus mit zehn Wohnungen und einer Mietfläche von 600 m² müssten 100.000 Euro investiert werden, also rund 166 Euro pro Quadratmeter – dafür könnten 64.200 kWh pro Jahr eingespart werden.
Bei den heutigen Heizenergiepreisen von durchschnittlich 0,07 Euro pro Kilowattstunde ergibt sich aus der obigen Modellrechnung für das Einfamilienhaus eine Ersparnis von knapp 1.100 Euro pro Jahr. Für das exemplarische Mehrfamilienhaus sind 4.500 Euro im Jahr weniger Heizenergiekosten zu zahlen.
„Derzeit ist die Rendite der Investitionen in die energetische Sanierung zu gering, um sie in großem Umfang durchzusetzen. Wenn jedoch die Heizkosten im selben Tempo steigen wie in der vergangenen Dekade, wird in den nächsten fünf bis zehn Jahren die Wirtschaftlichkeitsschwelle überschritten und der Markt für milliardenschwere Bauinvestitionen ist offen“, erläutert Dr. Thomas Herr, Geschäftsführender Gesellschafter der THP.
Die energetische Sanierung des deutschen Wohngebäudebestandes wäre nicht nur ein großes Konjunkturprogramm für die Bauwirtschaft, sondern käme auch der Umwelt zugute. „Bis zu 160 Mio. Tonnen CO2 Emissionen könnten jedes Jahr eingespart werden“, so Dr. Herr. „Das entspricht dem aktuellen jährlichen CO2-Ausstoß von rund 13 Mio. Menschen, also etwa der Bevölkerung von Bayern“.
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