Kein Holz – Sägewerke vor dem Aus?



Die Versorgung der Säge- und Holzindustrie mit Nadelrundholz liegt weit unter dem Jahresdurchschnitt. Die Folgen sind dramatisch: Bereits zwei Sägewerke in NRW melden Insolvenz an. Waldbesitzer könnten Situation entschärfen.

„Wir sind deutlich unterversorgt, können unseren Betrieb nicht mehr entsprechend auslasten“, berichtet Lutz Schmelter, Geschäftsführer des Traditionsunternehmens Josef Schmelter GmbH. Der Sägewerksbetreiber aus dem nordrhein-westfälischen Lennestadt musste die Produktion daher deutlich drosseln, zu lasten der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens. Der Grund: Schmelter bekommt nicht mehr genügend Holz aus den Wäldern der Region.

So wie Schmelter geht es derzeit einer ganzen Reihe von Unternehmen aus der Säge- und Holzindustrie, die zudem unter hohen Rundholzpreisen sowie steigende Produktionskosten leiden. Lars Schmidt, Generalsekretär der Deutschen Säge- und Holzindustrie (DeSH), bewertet die wirtschaftliche Situation der heimischen Säge- und Holzindustrie als dramatisch und erklärt: „Der Holzeinschlag ist besonders im Kleinprivatwald bundesweit deutlich rückläufig.“ Die Unternehmen melden aktuell ein Rundholzangebot aus dem Privatwald von 20 bis 30 Prozent unter Normalniveau. In einigen Regionen Deutschlands sank das Holzaufkommen nach Schätzungen von Branchenexperten sogar um bis zu 80 Prozent. Die aktuelle Entwicklung, so die Ansicht des Verbandes, ist vor allem auf die Wirtschafts- und Finanzkrise zurückzuführen. Schmidt spricht von einem „inversen“ Marktverhalten: „Die Waldbesitzer sind durch die Eurokrise derart verunsichert, dass sie ihr Holz lieber als vermeintliche Wertanlage im Wald stehen lassen, als es zu den derzeit im internationalen Vergleich sehr hohen Preisen an die Industrie zu verkaufen.“

Besonders dramatisch ist die Situation in Nordrhein-Westfalen, wo im ersten Quartal bereits zwei Sägewerke Insolvenz angemeldet haben. Laut einer aktuellen Umfrage des DeSH unter seinen nordrhein-westfälischen Mitgliedern melden die Unternehmen eine geringere Versorgung aus dem Privatwald von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 58 Prozent der Unternehmen sprechen von einer schlechten Versorgungslage. Besorgniserregend ist jedoch die Erwartung von 84 Prozent der befragten Firmen, die Versorgungssituation werde noch schlechter. Das in NRW gekaufte Fichtenstammholz deckt dabei schon derzeit nur 67 Prozent des Jahresbedarfs der Unternehmen ab – rund ein Drittel muss aus anderen Bundesländern zugekauft werden.

Deutsche Sägeindustrie derzeit international nicht konkurrenzfähig

Ein Blick auf die internationalen Märkte verspricht zunächst Hoffnung: Die Nachfrage nach Schnittholzprodukten steigt. Doch insbesondere die Sägewerksbetreiber, die sich auf Nadelholz spezialisiert haben, können vom steigenden Bedarf nicht profitieren. Denn im internationalen Vergleich sind deutsche Holzprodukte zu teuer. Laut Wood Resources International, einer unabhängigen international anerkannten Forst- und Holzmarktberichtsagentur, liegt der deutsche Leitpreis für Fichtenstammholz rund 50 Prozent über dem globalen Sägerundholzpreisindex. Lars Schmidt nennt das im internationalen Vergleich deutlich zu hohe Preisniveau beim deutschen Rundholz im Verhältnis zu den Schnittholzpreisen als Hauptgrund für die schlechte Marktstellung: „Die Margen beim Schnittholz müssten über niedrigere Rundholzpreise signifikant steigen, um die Betriebe aus der Verlustzone zu führen.“

Hohe Energie- und Transportkosten in Deutschland schwächen Branche

Einen entscheidenden Wettbewerbsnachteil für die deutsche Säge- und Holzindustrie sieht der DeSH bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Der Verband ist der Meinung: Insbesondere bei der Energiebereitstellung sowie den Transportbedingungen für Rundholz ist die Politik gefragt. Laut Statistischem Bundesamt zahlt beispielsweise ein schwedischer Sägewerksbetreiber 7,95 Eurocent pro Kilowattstunde Strom, wohingegen ein Unternehmen in Deutschland durch wesentlich höhere Umlagen und Steuern mit 15,15 Eurocent pro Kilowattstunde zur Kasse gebeten wird. Hinzu kommen wachsende Ansprüche an Holzprodukte durch Normung und Zertifizierung, durch steigende Anforderungen bei der Holztrocknung sowie bei Schutzvorgaben im Bereich Verpackungsholz. Lars Schmidt: „Durch diese Faktoren ist die Ertragssituation zunehmend stark belastet. Unserer Branche drohen Substanzverluste, ein Kapazitätsabbau und Standortverlagerungen ins Ausland, wenn auf politischer Seite nicht schnell gehandelt wird.“

Private Waldbesitzer sollten hohe Rundholzpreise nutzen

Eine Chance, den Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb wieder zu etablieren, sieht Schmidt auch bei den privaten Waldbesitzern: „Für eine Stabilisierung der Branche ist es unerlässlich, dass zumindest genug Rundholz zur Verfügung gestellt wird. Aus dem Privatwald könnte dieses Rundholz kommen.“

Hans-Georg Pieper, geschäftsführender Gesellschafter des Sägewerksunternehmens Pieper-Holz GmbH im sauerländischen Olsberg und selbst Waldbesitzer empfiehlt: „Nutzen Sie die hohen Preise für Rundholz, auch wenn die Erlöse bei den Banken derzeit schlecht verzinst werden. So sichere ich mich beispielsweise gegen wahrscheinliche künftige Marktverwerfungen durch Stürme ab. Vergleichbar mit der Börse kann es auch bei Rundholz zu enormen Kursschwankungen kommen.“

Nach Auffassung des DeSH müssten die Waldbesitzer in dieser Situation zudem auch im eigenen Interesse Verantwortung übernehmen und jedes Jahr eine kontinuierliche Menge Holz zur Verfügung stellen. Schmidt: „Für den privaten Waldbesitz ist vor allem auch langfristig eine leistungsfähige und gesunde Sägeindustrie vor Ort wichtig. Von der vielfältigen Abnehmerstruktur für die unterschiedlichen Rundholzsortimente und Holzarten in den Regionen profitieren vor allem die Waldbesitzer. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung sorgt zudem für stabile und artenreiche Wälder. Eine Investition also in die Zukunft.“

Autor:
Holzi am 17. Mai 2013 um 05:00 Uhr
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